250 Jahre Christkindl - 1708-1958

wänden finden sich Votivbilder aus neuerer Zeit und einige Wandbilder von Math. Größer, 1878. Der Gnadenbrunnen im Umergesd,oß des Pfarrhofes wurde um 1720 ge– faßt. Das Wasser - sd1on um 1620 als Heilquelle aufgesucht - strömt aus der Seitenwunde einer barocken Steinplastik, die das Gnadenbild nad,formt. Ober dem marmornen Eingangsportal der Brunnenhalle hängt das ursprünglich für einen geteilten Segmentgiebel oberhalb der Kird,entüre bestimmte Wappen des Abtes Anselm Angerer. Die religiöse und k ünstlerische Bedeut ung Das Mittelalter liebte die weiten und schweren Buß• und Bimvallfahrten nach Rom, Santiago und ins Heilige Land. Nach der Glaubensspaltung lebte in katholischen Ländern das Wallfahren wieder auf. Der lngolstädter Jesuit P. Jakob Gretser trat 1604 mit seinem vierhändige,, Werk .De sacris et religiosis peregrinationibus" außerordentlich wirkungsvoll dafür ein"'). Aber wegen der immer mehr versperrten Grenzen und aus einem neuen Natur- und Hcimatgcfüh] heraus bevorzugte man mm Gnadcnstättcn im näheren Umkreis. So schaffen sich denn Stifte und Städte ihre eigene Wallfahrt und beschen– ken sie mit aller Liebe; dies besonders ill der Zeit, da nach dem Türkensieg der süddcutsc::hc Katholizismus eine dankcsfrohe Heiterkeit, gepaart mit echt naiver Glaubensfreude, gewinnt. \'v'ährcnd man die Liturgie mit barocker f>rachtcntfal• rnng in den über alle Notwendigkeit hinaus großen und herrlichen Stadt- und Stiftskirchen feiert, sudlt der einzelne z.usäczlidl nad1 einer Stätte privater Andacht für sein Beten, Bitten und Danke11. Dafür erbaut Seitenstetten die neue Kirche am Sonntagberg, Kremsmünster sein Heiligenkreuz, L:i.mbach sein Stadl-Paura. Für Sal1,burg wird Maria-Plain, für Graz Maria-Trost, für Linz der Pöstlingberg und für Steyr-Garsten wird Christkindl zu solcher Haus· w a 11 fahrt. Man übersieht dabei nicht pastorale Notwendigkeiten, deshalb wird in Christkindl das Supcrior:i.tshnus errichtet, damit den Pilgern Pönitentiare zur Verfügung stehen, erfahrene Seelsorger, die mit der Güte verklärenden Alters imstande sind, Herzen zu öffnen und Lasten abzunehmen, so daß oft einem schweren Bußgang eine gnadenvolle Heimkehr folgt. Unsere Wallfahrt entstand aus der frommen Tat Ferdinand Sertls, die Kirche verdankt ihr Entstehen den Bemühunge!' Anselm Angerers, der einer der bedeutendsten i\bte von Garsten war (1683-1715). Neben der Vollendung der Stiftskirche und der Weiterführung des Stiftsbaues ließ er Vergrößerungs• oder Versd,önerungsbauten in allen zu Garsten gehörigen Kirchen durd,führen. Sein Lieblingswerk, sd,eint es, war jedoch Christkindl, denn in seine Sarkophag– inschriftG.8) kamen die Worte: "Inter alia insignia aedificia hanc ccclcsiam et templum Pueri Jcsu cxstruxit et thesaurum et cor suum pro primo lapide posuissc colligitur, cum saepissime illud visitare devote solitus fucrit." Die Wallfahrt nahm eine Ständige Aufwärtsentwicklung, bis sie jäh durch das Wall– fahmverbot Josephs 11. unterbrochen wurde"). Und da setzte das Stift eine letzte große Tat, indem es durch Abtretung einiger Ortsd,aften aus dem Gebiet der ") Gustav Schnüre,, Kathol. Kirche u. Kultur in der Barockzeit, Pader– born 1937, S. 724. 68 ) Leopold Till, Caralogus ex libro vitae, Hs. von 1752, Stifcsard,iv Krems– münster, Bd. II, S. 217 v. 23

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