250 Jahre Christkindl - 1708-1958

der Aufklärung und Silberablieferung versdiwanden. Das Kuppelrund blieb völlig dem Maler überlassen. Wir wissen nidit, wie Carlone die Fassade geplant haue. Prandtauer gab dem Bau eine feste Riditung, indem er vor die Ostapsis sehr eng gestellte, kleine Zwillingstürme setzte, die mit ihrer eingeschnürten welschen Haube nur schwach über den Traufenrand der Kuppel ragen sollten (siehe Abb. 3). Sie zeigen von Grund auf prandtauerische Form. Die engbrüstige Fassade läßt für den auf die Kirche zuschreitenden Betrachter noch die Seitenapsiden siditbar werden. So sollte sich von diesen über die Turmhelme bis zur Sdieinlaterne der Kuppel ein trep• penförmiger Anstieg ergeben mit einer sekundierenden Begleitung in den Fen– steröffnungen. Diese Aufgipfelung sollte eine starke Belebung durdi die überlegte Anordnung der verschieden geformten FenSter in den vor- und rücktretenden Bauteilen erfahren. Diese von Prandtauer gemeinte Wirkung wurde durdi die 1880 nach den Plänen Ott0 Schirmers durchgeführte Überhöhung der Turmober• gescbosse und der für das ursprünglich freistehend gedachre Christkind errichteten Attika beeinträchtigr. Das Portal zeigt einen lareinischen Spruch aus der Ge– schichte des ägyptisdien Joseph: "Versündigt euch nicht an dem Kinde!" Die Außenwände sind durch ßache Lisenen gegliedert, die auf einem niedrigen, abgesmfren Sod<el aufsetzen. Die Innenausstattung Das um 1710 entstandene Kuppclgemäldc stammt vom Garstner Stiftsmaler Johann Carl von Reslfcld, der nur selten in der Freskomalerei tätig ist, darin aber als einer der ersten die italienischen Freskanten ablöst. Er bringt in großer und freier Komposition die Himmelfahrt Mariens. Während die in Und (Wachau) ansässigen, aus dem Böhmischen stammenden Brüder Grabenberger die Decken• fresken in Garsten nodi nach Art hinaufprojizierter Tafelbilder behandeln, malt Reslfeld in illusionistischer Art den offenen Luftraum. Die niedrige Schatten– zone oberhalb des Kranzgesimses überbrückt er mit einer gemalten Balustrade, die von Putten belebt wird, wobei er gesdiickt durdi Oberdehnung der Figuren auf die verkürzende Blickriditung des Beschauers Rücksicht nimmt. Darüber werden in fünf gut gruppierten Szenen die Vorfahren und Verwandten Christi sichtbar: das Opfer Abrahams, König David mit großem Engelchor, Verkün• digung Gabriels an Zacharias, Elisabeth mit dem kleinen Johannes, Anna mit Maria und dem Jcsukind. Ober dieser Erdenzone wird auf sd1webendem Wol– kenthron Maria von Engeln und blumensrreuenden Putten zur Höhe geleitet. Die Farben haben ihre ursprüngliche Frische verloren. Die schwächliche Aus– malung der Halbkuppeln über den Altären, die je zwei Putten mit Schriftbän– dern zeigt, stammt von Franz Wittmann, Sreyr, 1802 und 1803. Meister des um 1720 vollenderen Hodialtares ist wohl Leonhard Sattler von St. Florian {vergl. dessen Marienaltar in der Prälatenkapelle zu St. Flo– rian). Er srellt in mächriger Szenerie die weihnachtliche Ankunft des Gones• sohnes dar. Mit quellendem Gewölk senkt sich in bewegrer Spirale eine große Engclsglorie (über 30 Putten und Cherubsköpfchen) in das Geäst jenes .Christ• baums", in dem einst Sertl sein Gnadenbild barg. Mir einem dreifachen Strah– lenkranz ist die Allerheiligste Dreifairigkeit herausgehoben: obenan die seg· nende Gestalt Gott Varers, auf dem Weltall ruhend, darunter der HI. Geisr, noch tiefer Gott Sohn als Chrisrkind, eines der kleinsten, aber auch lieblichsten 20

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