150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr

1937 Smetanas Verkaufte Braut als Höhepunkt des Vereinsjahrs , in der Steyr, insbeson– dere auch die Jugend , all seine musikali– schen Kräfte aufbot. Daß in diesen Jahren neben den Opern– darbietungen auch noch Serenadenkon– zerte (erstmals im Freien) , sowie sym– phonische Aufführungen stattfanden , grenzt aus der heutigen Sicht an ein orga– nisatorisch-zeitliches Wunder. Aus der Fülle des Programms seien als Höhepunkte Haydnsymphonien (seit 1900 sehr vernachläßigt) , Bruckners Symphonie Nr. 2, Mendelssohns Sym– phonie Nr. 4 Italienische, Serenaden von Tschaikowsky und Grieg hervorgehoben. In Solokonzerten traten mehrmals Franz Weid! (Violine), Dr. Herget (Cello) u. a. und damit Mitglieder des Orchesters als Solisten hervor. Auch Professoren öster– reichischer Musikhochschulen gastierten in Steyr. Daß unter dem Flötisten Albert Wein– schenk erlesene Werke dieses Genres (Quantz, Uraufführung eines Flötenkon– zerts von R. Pehm) nicht fehlten , sei ebenfalls hervorgehoben. 1938 Die geplante Hundertjahrfeier des Mu– sikvereins muß aufgrund des _Einmar– sches der Hitlertruppen in Osterreich (am 12. 3.) verschoben werden. 1939 Festversammlung im Rathaus. Festrede: Gauleiter Eigruber. Ein längeres Zitat aus der Festschrift 1938, erschienen 1939, soll dokumentie– ren , wie die damalige Reichspropaganda auch alle Bereiche des kulturellen Lebens vereinnamte: cgeftfo(ge am '5onntag, ben 2. Q!pri[ 1939 10 W)r tJormittags: '8eft1Jerfamm[ung im <5it3ungsfaa[e bes 9\atf)au, feil in <5te~r. 1. ~röffnung unb \Begrü§ung. 2. <3ortrng bes 'lRufiktJereins, <5treief)quartettes. 3. '8eftanfprne[)e. 4. 3um 100. \Beftanb bes '1Rufikt>ereines - e3au[eiter unb .2anbes[)auptmann Qluguft ~igruber. 5. Qlnfprne[)en ber <3ertreter ber <3ereine. 6. <5c[)[u!iroorte unb .2ieber ber 9'/ation. 11.15 U[)r oormittags: ~röffnung ber '111ufikinftrumenten,QlusfteUung bure[) ben e3au[eiter unb .2anbes[)auptmann Qlu, guft ~igruber (e3[asfalon ber <5c[)roee[)ater \Bier, [)a[[e). 14.30 U[)r nae[)mittags: '8eftko113ert im '8eftfaa[e ber '.Jnbuftrie[)a[[e in <5tel)t. 'tlirigent: 'Prof. Qllbert ®einfe[)ank. '1Ritroirkenb: St[atJierkünft[er .pe[mut .pi(pert. 1. .2ubroig oan \Beet[)ooen: op. 72 a: DutJerture %. '.3'.3'.3 311 .2eonore. 2. .2ubroig 1Jat1 \Beetf)otJen: op. 73: Stlaoierkon, 3ert (%. <3) Es-dur , Allegro - Adagio un poco moto. Rondo Allegro. <5olift: .pelmut .pilpert (.2in3). 3. .2ublt)ig tJan \Beet[)ooen: op. 67: <3. 6~m, p[)onie, c-moll, A llegro con brio - An– dante con moto - A llegro. Die bereits geplanten weiteren Auffüh– rungen für das Jahr 1939, darunter Flo– tows Martha , fa nden infolge des einset– zenden 2. Weltkrieges (1.9.) nicht mehr statt. 'tla!i ber '111ufikbetrieb 3ur <5tunbe nie[)t in geroo[)nten \Bal)nen 311 ge[)en imftanbe ift, barf nic[)t beunru[)igen. 'nie Umgefta[, tung bes \Berufslebens unbbie ~rfaffung aller in bas politife[)e .2eben [ii!it benausübenben'1Ritg[iebem kaum3eit, fiel) auc[) nur mane[)ma[ ber Stunft 3u lt)ibmen. ® ie aber bie nationa[f03ia[iftife[)e \Belt)egung aUes beutfc[)e .2eben buref)pu[ft unb in feuriger \Begeifterung 0011 a[[ bem reinigt, roas feiner roefenftreuen ~ntroiek[ung bisl)er gefe[)abet f)at, roi[[ fie auef) in ber fümft aUein nur ~e[)tes unb lt)a[)rf)aft <5d)Önes gelten [affen, bies jeboe[) als lt)efentlic[) 3um.2ebensin[)a[t ge[)örig, mit allen Striiften förbem. \Befonbers in ber '1Rufik ift fok[) reinigenbes '8euer nötig, um bie <5el)[aekenoon bem eb[en unb guten, rein tönenben 'lReta([ 3u trennen. Qlue[) unfere alte ~ifenftabt, in ber fiel) immer oie[e gefunben [)aben, bie reine Stunft 3u fef)ät3en unb aus311üben roiffen, foU tJon fok[) eb[er \Begeifterung erfa!it lt)erben, fie ift ja bie <5tabt, beren Ql11t[it3 oon a[[en <5tiibtenber Dftmark am meiften ba!l e3epriige eb[er beutfcl)er Stu[tur an fiel) triigt. Unfer ftarker'8ü[)rer, fe[bft eine Stünft[ernatur, f)at f)ier einen teil feiner '3ugenbja[)re tJerbrne[)t unb <5tel)t!l e3iebe[ unb türme, bie rnufcl)enben ®affer [)aben in i[)m fief)er bie .2iebe 3ur fümft genii[)rt, bie i[)n fo fef)r tJor anbeten mäc[)tigen [)iftorifc[)en e3efta[ten aus3eicf)net. 'nie '3af)rf)unbertroenbe bes '1Rufilmereins trifft 311fammen mit ber <5el)ickfa[sroenbe bes beutfe[)en <3olkes. 'lRöge bies ein gutes <:8or3eic[)en fein für ball '1Rufikleben in <5te~r, ba!i alle feine \Beroof)ner <3erftiinbnis unb '8reube bekunben mögen für unfere ()eilige beutfc[)e Stunft. 45

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