150 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde Steyr

Scherschmied Christoph WEICHSELBRAUN, den Weber Matthäus GRAND– LER, den Kürschner Friedrich FACHENBACK und Jeronimus KELLER. Severin KRIEGSAUER, Peter HEIBERGER, Lorenz HAGMAIR und Niko– laus LINDTWURM waren die bedeutendsten Steyrer Meistersinger. Von den genannten war Kriegsauer mit seinen 15 Meistertönen der berühmteste Meister– singer Österreichs. Der Ruhm der Steyrer Meistersinger drang weit über die Grenzen unserer Hei– mat. Aus nah und fern fanden sich Meistersinger in Steyr ein. So veranstaltete am 1. Februar 1578 Adam PUSCHMANN aus Görlitz in Steyr eine Singschule. Um diese Zeit weilt in der Eisenstadt auch der Meistersinger zu Nürnberg , Georg HAGER. Der bekannte Welser Meistersinger Paul FREUDENLECHNER wünscht 1604 in einem Danklied den Ratsherren und der Bürgerschaft von Steyr ein glückliches Neues Jahr. Der Nadler Peter HEIBERGER, ein Liebhaber des deutschen Meistergesanges zu Steyr veranstaltete in den Jahren 1599, 1603 und 1607 Singschulen. Überaus verdient um derartige Veranstaltungen machte sich der Bortenschlager Nikolaus LINDWURM. In einem Zeitraum von vierzehn Jahren führte er mit Genehmigung des Rates sieben davon durch. Als Protestant mußte er 1627 die Stadt verlassen und machte sich wahrscheinlich in Kolmar ansässig. SINGSCHULEN waren festliche Gesangsveranstaltungen, die seit Ende des 16. Jahrhunderts nur mit Zustimmung des Magistrates durchgeführt werden durften. In den Ratsprotokollen der Jahre 1599 und 1601 wird ausdrücklich das Rathaus als Veranstaltungsort angegeben. Meist fanden die Singschulen um Ostern und Weihnachten statt. Die letzte Singschule veranstaltete Hans RATTMAIR zu Weihnachten des Jah– res 1624. D ie Instrumentalmusik - bei Festlichkeiten der Bürgerschaft und bei offiziel– len Anlässen - besorgte schon im 15. Jahrhundert eine eigene Stadtkapelle. Vermutlich war sie aus einer schon im Mittelalter vorhandenen Stadtpfeiferei entstanden. Diesen Musikverband leitete der Stadtturnermeister, dem drei bis bis vier Gesellen und einige Lehrlinge unterstanden. Neben seinen musikalischen Obliegenheiten hatte er auch die Turmwache zu versehen. Er bewohnte daher das um 1480 erbaute Wachthaus im Tabor und übersiedelte 1528 in die Turm– stube der Stadtpfarrkirche. Die instrumentale Ausstattung der- privilegierten Musikkapelle war sehr beschei– den. Man unterschied stille und laute Instrumente . Zu ersteren zählten Geigen , Zwergpauken und Flöten, zu den anderen Zinken, Trompeten und Posaunen. Die Darbietung von lauten Instrumenten war den Adeligen vorbehalten. Ließ sich der Turnermeister verleiten, Feste bürgerlicher Leute mit Trompetenschall zu verschönern, wurde er vom Magistrat gerügt. War die Hochzeitsmusik in der Reformationszeit noch ein unantastbares Privileg der Turner, so gestattete die Stadtobrigkeit im 17. Jahrhundert schon fallweisse auch den Organisten , Schul– meistern und anderen Spielleuten bei Hochzeiten und anderen Anlässen aufzu– spielen. Der Saal im alten Rathaus wurde bis zum Jahre 1582 nicht allein den Schulrek- 23

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2