125 Jahre Steyr-Daimler-Puch A.G. 1864-1989

4 während vor den polit ischen Eingriffen der Panzerexport eine der wesentlichsten finanziellen Stützen des gesamten Konzerns war. Jetzt ist es so, daß die Handfeuerwaffe nach wie vor Geld verdient , und der Panzerbau 1989 erstmals wieder Geld verdienen wird. Aktuell: Der Eigentümer von Steyr-Daimler-Puch heißt Creditanstalt-Bankverein. In letzter Zeit hat die CA klar erkennen lassen, daß sie Steyr-Daimler-Puch abschreibt. Ist für Sie, Herr Generaldirektor, eine Zukunft ohne die Großbank im Hintergrund vorstellbar? Voisard: Ganz sicherlich ist es generell im internationalen Bankwesen zu sehen , daß die Banken zunehmend erkennen lassen, daß eine industrielle Tätigkeit nicht ihre eigentliche Bestimmung ist. Für mich ist eine erste Grundbedingung , daß unsere Unternehmen wieder Geld verdienen, daß eine Aktie wieder etwas wird , was sich der Bürger gerne kauft. Weil er weiß, daß es eine gute Anlage ist , und weil er weiß, daß er damit Geld verdienen kann. Es kommt also darauf an , wie schnell wir beweisen können , daß unsere Produktsparten lebensfähig sind. Nehmen Sie z. B. unsere Grazer Aktivität auf dem Allradsektor. Ein technisch weit an der Spitze marschierendes Produkt mit technischen Kooperationen zu fast einem Dutzend internationaler Pkw-Firmen und einer angemessenen Ertragsstärke. Wir haben überhaupt keinen Zweifel, daß es mit Graz, wenn die ersten Geschäftsberichte dieser jetzt selbständigen Gesellschaft erscheinen , ohne weiteres möglich wäre, an die Börse zu gehen und Käufer für Aktien zu finden. Aktuell: Wie ist das Betriebsergebnis des Konzerns? Voisard: Wir haben den Verlust vom vergangenen Jahr zu diesem Jahr um mehr als zwei Drittel vermindert. Aktuell: Ich hätte gerne ganz konkrete Zahlen gehört. Voisard: Wir haben 1987 1,2 Milliarden Schilling Verlust gemacht - ich spreche vom operativen Verlust, nicht vom Bilanzausweis . Der operative Verlust ist jener aus dem laufenden Geschäft. Der Wert für 1988 steht noch nicht fest , aber er wird sicher unter 400 Millionen Schilling liegen. Im nächsten Jahr werden wir diesen Verlust wieder mindestens halbieren. Aber es bleibt selbst dann noch ein Verlust, und der muß weg ; er muß umgewandelt werden in einen Gewinn. Dann erst können wir unsere Aktien an anlegefreudige Bürger verkaufen . Aktuell: Ihr Vertrag geht bis 1992. Welche Pläne haben Sie bis dahin? Voisard: Unser Ziel war es, die einzelnen Bereiche wieder in den Gewinn zu führen - entweder selbständig , wenn dies möglich ist , oder in einer Kooperation. Und wenn auch dies nicht möglich ist, diesen Bereich auslaufen zu lassen. Diesen Zustand müssen wir vor 1992 erreicht haben. Wobei ich ziemlich zuversichtlich bin , daß es uns bei den Tätigkeitsbereichen, die wir jetzt noch haben , auch gelingen wird . Aktuell: Glauben Sie, daß Sie auch neue Wege gehen können? Voisard: Wir haben da mehrere Möglichkeiten . Beispielsweise unseren schon legendären M-1-Motor, der sicherlich ein Meilenstein in der Geschichte der Verbrennungsmotoren schlechthin werden könnte. Es ist dies ein direkt einspritzender Dieselmotor, der neben den Vorteilen des Selbstzünders auch alle Vorteile des Benzinmotors hat. Wir glauben, daß wir damit als Bootsmotor einen Markterfolg werden erzielen können. Der M-1-Motor ist jedoch nur ein Beispiel. Es gibt auch noch eine ganze Reihe anderer Projekte, auch Tätigkeiten in der Raumfahrt oder im raumfahrtnahen Bereichen. Vorerst müssen wir aber gesund werden durch neue Märkte und durch eine rationellere Herstellung unserer schon vorhandenen Produkte. Natürlich müssen wir uns daneben auch mit neuen Produkten befassen, damit auch nach der Gesundung noch ein Fortschritt möglich ist. Aktuell: Werden Sie es schaffen? Voisard: Wenn wir unser Bestes geben ja, aber die Situation ist ohne Frage nach wie vor ernst.

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