100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

Diolinkonzert in A=moll, gespielt von Herrn Konzertmeister Balz aus Wien und Schumanns beliebte Symphonie in B=dur zu hören war. Es war eine schöne, von den Hörern mit lautem Beifall ausgenommene Leistung. Ihr folgte im Juli ein volkstümliches Konzert im Kasinogarten. Aus den Gesangvereinen „Liedertafel“ und „Kränzchen“ war nun der Steyrer Männergesangverein entstanden, bei dessen ersten Konzert der Musikverein ebenfalls mitwirkte. In der Jahreshauptversammlung am 27. September wurden Herr Meidl, der 27 Jahre dem Verein meist als Vorstandstellvertreter angehörte und Herr Pfefferl, der schon 40 Jahre lang ausübendes Mitglied war, zu Ehrenmitgliedern ernannt. In den Regesten des Vereines ist die nun folgende Seite unbeschrieben, in ihrer Mitte ein Lichtbild vom Grabdenkmal des Musikdirektors Johann Prinz, der am 14. September 1930 im 42. Lebensjahre gestorben ist. Auf den nächsten Seiten folgen gedruckte Berichte vom Hinscheiden und Begräbnis, voll von Verehrung und Liebe und von herbem Schmerz. Der Schreiber dieser Seilen kann nur hinzufügen, daß es ihm weh tut, den herrlichen Mann nicht auch gekannt und unter ihm gespielt zu haben. Der Bericht über das Vereinsjahr 1929/30, schon von unserem jetzigen Schriftwart, Herrn Josef Baminger verfaßt, weist ausführlich auf die Tätigkeit des verstorbenen Musikdirektors hin, der im unseligen Jahr 1919 die künstlerische Leitung des Vereines übernommen hatte und trotz unüberwindlich scheinender Hindernisse nicht nur das künstlerische Erbe des Vereines verwaltete, sondern darüber hinaus die Leistungsfähig¬ keit des Orchesters unglaublich gehoben hatte, vornehmlich durch die Macht seiner äußerlich unscheinbaren Persönlichkeit. Sein letztes Konzert leitete er am 14. März 1930. Mit Aufbietung aller Kräfte dirigierte er Smetenas symphonische Dichtung „Aus Böhmens Hain und Flur“. Vollkommen erschöpft verließ er, beifallumtost, den Saal. Noch leitete er Droben zu einer für den 1. Mai geplanten Aufführung der „Jahreszeiten“ Schon zweimal vorher hatte er dieses sein Lieblingswerk einstudiert und war an seiner Aufführung verhindert worden. Auch dieses Mal war sie ihm nicht gegönnt. Es war Josef Haydns letztes Werk gewesen, auch er hatte seine letzte Kraft daran verwendet. Von der Tätigkeit des Vereines in diesem Jahre sei nur noch die Trauersitzung für Direktor Prinz am 15. September erwähnt. Zu Beginn des Vereinsjahres 1930/31 verabschiedete sich der bisherige Vorstand Herr Ing. Schmidt und wurde aus diesem Anlaß zum Ehrenmitglied ernannt, auch wurde nachträglich die Ernennung des Direktor Prinz zum Ehren¬ dirigenten genehmigt, sie war ihm zu seiner großen Freude am Kranken¬ lager mitgeteilt worden. Als neuer Vorstand wurde Gymnasialdirektor Hofrat Anton Rimmer gewählt. Direktor. Rimmer konnte berichten, die Verhandlungen des Musikvereines und Männergesangvereins seien schon in der Weise zu einem positiven Abschluß gekommen, daß Herr Musik¬ direktor Albert Weinschenk aus Inaim probeweise mit beiden Stellen betraut wurde. 51

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