100 Jahre Musikverein Steyr 1838-1938

Das Jahr 1924 brachte außer einem Geigenkonzert Frau Studenys aus München die Uraufführung des Tedeums von Johann Prinz mit den Solisten: Frau jurkowitsch, Frau Kammerhofer, Frau Bayer, Herr Dr. König (Ried) und Herr Wegscheider, ferner wirkten mehrere Gesang¬ vereine und andere Gesangskräfte mit. Im Orchester fanden auch Mando¬ linen Derwendung. Das in der Stadtpfarrkirche zur Aufführung gekom¬ mene Werk zeigte hohe musikschöpferische Begabung und Originalität in der Klangfarbenmischung. Es war ein Hochfest der Kirchenmusik, dessen Steyr teilhaftig wurde. Im Juni veranstaltete eine Wiener musik¬ historische Gesellschaft Musik auf alten Instrumenten, Wiener Kammermusik 1680 bis 1820. Der 13. Juni brachte Anton Bruckners D-moll=Messe; im Bericht betont Herr Heinz Eipeldauer die Sicherheit des Musikdirektors und die gespannte Aufmerksamkeit seiner Musiker und schließt mit dem Gelöbnis des Musik¬ vereines, „stets als ein Teil jener aufbauenden inneren Kraft zu wirken, die einst das deutsche Volk und seine große Kunst wieder zu Ehren bringen wird“. In der nächsten Zeit konnte sich leider die Leistungsfähigkeit des Dirigenten und des Orchesters infolge mißlicher politischer Verhältnisse nicht voll auswirken. Wieder feierte der Gesangverein Liedertafel sein Jubiläum durch die Aufführung von Hayans Schöpfung, die aber diesmal durch Chormeister Baminger geleitet wurde. Ein Kammerorchesterkonzert am 3. Juli brachte als willkommene Ab¬ wechslung klassische Guitarremusik: Herr Michl: Geige, Herr Dobrauz sen.: Diola, Herr Dobrauz jun.: Guitarre. Ferner die elegante „Missa brevis“ von Mozart mit nur drei Streichern als Orchesterbegleitung. Im selben Vereinsjahr errichtete Herr Musikdirektor Prinz einen Unter¬ richtskurs im Treffsingen, einer zu allen Seiten dringenden Notwendigkeit für einen Gesangsbetrieb, der wirklich leistungsfähig sein soll. Im November bezog der Verein sein neues Heim in der Schwechater Bierhalle und weihte es durch ein schönes Konzert ein, aus dessen Drogramm ein schwieriges Quartett von Dworschak hervorgehoben sei, in dem der Vereinsvorstand Herr Ing. Schmidkt den Bratschenpart spielte. Am 26. Dezember fand eine Johann Strauß=Feier im Kasinosaal statt, bei der außer den vornehmsten Straußwalzern noch der türkische Marsch von Beethoven und Webers „Aufforderung zum Tanz“ zur Aufführung kamen. Ein sehr wirkungs¬ volles Streichkonzert am 21. März 1926: A. Bach, Beethoven, Grieg und Haydn war sehr schlecht besucht. In diesem Jahre stockte, mit Ausnahme des Schlußprüfungskonzertes, der Musikbetrieb bis zum 26. Dezember, aber auch das Stefanikonzert, das Musik aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Italien und Amerika brachte, also ein sehr abwechslungs= und lehrreiches Programm, fand vor fast leerem Saale statt. 29

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