100 Jahre Evangelische Kirche Steyr Stadt 1898-1998

SELLE UND WAITKAT see begründete er den berühmten Alpengarten. Aber auch als Kirchenhistoriker machte er sich ei– nen bekannten Namen mit vielen Abhandlungen, wie z.B.: ,,Eine (evangelische) Bekenntnisschrift der Stadt Steyr vom Jahre 1597" (1904) und „Steyr, eine 1Jrenl111tnhtnt!J brt ~ftJ)r in ®hcr.öftcrrcirg übrr ba!l 3o1Jr 1902 ttftnttrt in ber <Bemeinbe , t'lerfatnntlung am 20. 1tprll 1903. --..l--t-··· 28 österreichische evangelische Parochie" (1903). Die Rückzahlungsraten für Kirche und Pfarrhaus belasteten die Gemeinde weiter schwer und das Presbyterium mußte sich die Frage stellen, wie das Pfarrergehalt in Zukunft aufgebracht werden sollte. Pfarrer Seile bereiste deutsche Gemeinden und brachte 1524 Kronen mit. Fast die Hälfte der Jahres– einnahmen stammten von Gaben der Gustav-Adolf-Vereine von Österreich und Deutsch– land. ,,Die kleine Schar kann die Jahresbedürfnisse der Pfarrgemeinde von 6200 Kronen nicht aufbrin– gen", klagte Pfarrer Seile. Das war wohl auch ein Grund, warum sich Dr. Seile Anfang 1905 um eine bessere Pfarrstelle bewarb und die Gemeinde mit 30. Juni verließ, um nach Bad Aussee zu übersie– deln. Ein ganzes Jahr blieb die Pfarrstelle vakant und Pfarrer Wilhelm Wehrenfennig administrierte sie in dieser Zeit von Neukematen aus. Weil die Pfarre mit drei Jahresrückzahlungsraten vom Kirch- und Pfarr– hausbau im Rückstand lag und eine gerichtliche Eintreibung drohte, streckte ein Presbyter den feh– lenden Betrag zinsenlos vor. Unter dem Druck der Gustav-Adolf-Vereine beschloß das Presbyterium 1906, statt der bisherigen freiwilligen Gaben den Gemeindegliedern eine verbindliche, nach dem Ein– kommen gestaffelte Kirchensteuer vorzuschreiben. Weil die Einschätzung zur Kirchensteuer dem Amts– geheimnis unterlag, druckte man ab 1906 im Jah– resbericht die Einzahlungen der einzelnen Gemein– deglieder nicht mehr wie bisher ab. Am 19. April wählte man Vikar Otto Waitkat aus Zwittau zum neuen Pfarrer, die Amtseinführung er– folgte am 2. September. Gottesdienst feierte man am ersten Sonntag im Monat im Rathaussaal in Waidhofen, an den übrigen Sonntagen in Steyr.

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