Amtsblatt 1886/30 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 30. Oktober 1886

2 Derselbe ist eiy unehelicher Sohn der nach Unterloibl, Bezirk Klagenfurt, zuständigen Zigeunerin Maria Held, Musiker, und zieht mit seiner Mutter als solcher in der Welt umher. Por ungefähr zwei Jahren sollen sich dieselben zu Landeck in Tirol aufgehalten haben. Jakob Held ist ausweislos und liegen nähere Daten über denselben nicht vor. In Folge h. Statthalterei-Erlasses vom 15. October 1886 Z. 12565/lV ergeht der Auftrag, die Nachforschungen nach dem Aufenthalt des Genannten, und zwar insbesondere in der Richtung einzuleiten, ob der Genannte nicht etwa in einem der Verzeichnisse der Stellungspflichtigen einer Ge ­ meinde aufgeführt erscheint, dort seiner Stellungspflicht Genüge geleistet hat, oder gestorben ist. Ein positives Resultat ist bis 15. November l. I. anher zu berichten. Steyr, am 24. October 1886. Z. 8484. Nil snmiMHe Oememlle-Vorstckimgm Mll k. k. Omckarmme-Postm-EommMm. Am 27. August 1886 wurde aus der Donau bei Brand stau im Gerichlsdezirke Efferding und politischen Bezirke Wels eine männliche Leiche an das Land gebracht. Die Leiche war 1 77 Meter lang, von ziemlich starkem Körperbau, kurz geschornen dunkelbraunen, graumelirten Haaren, braunen oder grauen Augen, kleiner, etwas nach auswärts gewendeter Nase, im Gefichte waren braungraue Haarstiften von einem etwa 14 Tage gestandenen Barte, und zwar an der Schnurbarigegend und der rechten Wange am deutlichsten ersichtlich, die Zähne fest aneinander gedrückt, die Schneidezähne ganz gut, der rechte obere Schneidezahn etwas größer, und nach rechts gewendet, die unteren Schneidezähne schwarz, wie es bei Rauchern verkommt. Dieser Mann dürfte bei 50 Jahre alt gewesen, und vor etwa 4 Wochen verunglückt sein. Die Leiche war in Folge des hohen Verwesungsgrades bereits ganz unkenntlich gemacht, und wurde in den Friedhof zu Efferding überführt. Spuren einer Gewaltthat waren nicht ersichtlich, und ist anzunehmen, daß der Verunglückte beim Baden ertrunken ist, weil er ganz entkleidet und nur mit einer roth- und weißgestreiften Cattun-Schwimmhose versehen war. Es ist aber auch die Vermuthung nicht ausgeschlossen, daß dieser Mann der nämliche sei, welcher am 14. August 1886 Abends oder Nachts bei Aschach im Gerichtsbezirke Efferding, und politischen Bezirke Wels, oberhalb Brandstatt mit Zurücklaffung seiner in zwei weiße Sacktücher einge ­ bundenen Kleider muthmaßlich in selbstmörderischer Absicht in die Donau gegangen sein dürste. In dieser Beziehung wird aus das Wiener Central- polizeiblatt vom 15. September 1886 Nr. 53 Artikel 3308 und das oberösterr. Polizeiblatt vom 14. September 1886 Nr. 38 Artikel 1201 verwiesen. Die zurückgelaffenen Kleider und Effekten dieses letzteren Mannes sind folgende: Ein brauner Rock mit schwarzem Clothsutter, an den Aermeln mit weißem, mit schwarzen Streifen versehenen Unterfutter. Eine Wollstoffhose mit schwarzen und weißen Streifen. Eine schwarze noch sehr schöne Tuchweste mit acht überzogenen Knüpfen. Eine weiße Cattungattie (jedenfalls gegen der äußern zu groß) schon abgetragen. Eine breite Halsbinde mit röthlich gedupfter Masche. Ein Percailhemd mit glatter Brust, ohne Kragen, ab ­ getragen und unten zerrissen. Ein gewirktes weißes Unterleibchen, ein paar Baum- wollsocken, 2 kleine weiße Sacktücher, ein paar Gummi- Hosenträger, ein neuer Hemdkragen, ein schwarzer, halbsteiser Hut mit braunem Unterfutter und gelben Schweißleder, mit der Firma Franz Finster, Hutfabrikant II., Taborstraße Nr. 5 und IV. Lichtensteinstraße Nr. 4 und 68, mehrere kleine, ganz werthlose Hemdknöpfe. Ein kleines altes Messer mit Perlmutterschale und Messingschale mit einer großen uno zwei kleinen Klingen, eine davon in der Mille abgebrochen. Ein schwarzer Federhalter mit Feder, ein Bleistift, ein Radiergummi, 4 Mancheltenknöpfe, ein Fahrplan, ein kleiner Taschen« und ein schwarzer Stanbkamm. Ein Paar Stiefletten, ziemlich groß, sehr guten Zu ­ standes, am rechten Fuß mit 29 und am linken Fuß mit 21 Nägeln, am Ballen, beschlagen. An den ganzen Effekten findet sich nichts vor, was gemerkt wäre. Ein blau eingebundenes Notizbuch mit ausgedehntem Gummiband, in welchem mehrere Blätter herausgerissen wurden. In demselben finden sich nur wenige Notizen vor und zwar: „Inventur, untere Stadt 4381 fl. 85 kr." auf dem ­ selben Blatt unten „Thür Nr. 8, 1. Stock". Auf einem anderen Blatt die Adressen: „Loff Ludwig III. Löwengaffe 53 4", weiters „Carl Duffek, Olmütz". Inwendig ein Stück 36 kr. Stempel, welcher jedoch, obwohl nicht überschrieben, schon einmal wo angeklebt war. Allch steht noch innen auf einem Blatt: „Neugaffe Wedli" Den Notizen nach zu schließen, dürfte der muthmaßliche Selbstmörder dem Handelsstande angehört haben. Hievon geschieht in Folge h. Statthalterei-Erlaffes vom 12. d. M. Z. 11507 die Verlautbarung und ist ein positives sachdienliches Ergebniß anher anzuzeigen. Steyr, am 26. October 1886. Z. 8680. Än sämiM^e Gemeinde - WHcklmgm. Mit Bezug auf das Gesetz vom 6 Juni 1886 und die hohe Ministerial Verordnung vom 17. August 1886, R.-G.-B. Nr. 135, erhallen die Gemeinde-Vorstehungen zu ­ gleich mit der Ausgabe dieses Amtsblattes die hieramtlich verfaßten gemeinde- und jahrgangweise zusammengestellten Auszüge aus den Rekrutirungslisten der k. k. Bezirkshaupt- mannschasten und der bestandenen Bezirksämter bis inclusive der im Jahre 1845 Geborenen ; — Weilers die zur Anlage erforderlichen Druckiorlen Beilage 1, welche das erste Mal von hier aus beigestellt werden. Die Gemeinde - Vorstehung hat zunächst vom älte ­ sten Jahrgange (1845) herwärts die dort zuständigen Land ­ sturmpflichtigen innerhalb jeden Jahrganges in alphabetischer Reihenfolge geordnet unter Benützung je eines separaten Kopfbogens für jeden Jahrgang in die Sturmrolle (Beilage 1) einzutragen. Sollten die mitsolgenden Verzeichnisse nicht vollständig sein, so sind die Fehlenden vorher aus dem dorligen Popu ­ lationsstande innerhalb ihrer Jahrgänge nachzutragen; für Verstorbene sind die ox oüv Todtenscheine zu requiriren

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