Amtsblatt 1886/2 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 20. Jänner 1886

3 Z. 532 Äst sämmitilke Gemeinde - Vorsteliungen. Ueber Requisition des k. k. 14. Ergänzungs-Bezirks- Commandos Linz ddto. 14. Jänner 1886 Nr. 361 L ist zu verlautbaren nachstehende Kundmachung. Vom k. k. 2. Corps - Commando in Wien wird zur Besetzung eines in Erledigung gekommenen theresianischen Militär-Waisen-Stiftungsplatzes für Knaben mit dem Genusse jährlicher 32 fl. hiemit der Concurs ausgeschrieben. Anspruch auf diese Stiftung haben mittellose, ganz oder halbverwaiste Soldatenkmder im Alter von 7 bis 10 Jahren. Der Stiftungsgenuß beginnt mit dem 7. Jahre und endet mit vollendetem 15. Jahre, und werden diese Bezüge in halbjährigen decursiven Raten dem Bezugs ­ berechtigten vom oberösterreichischen Landesausschusse jeweilig erfolgt. Die hierauf reflectirenden Bewerber oder Bewerberinen haben ihre mit dem Taufscheine des Knaben, dem Armuths ­ Zeugnisse, Jmpfungs - Zeugnisse und dem letzten Schul- Zeugnisse belegten Gesuche, in welchem auch anzugeben und nachzuweisen ist, ob und welche anderweitige Unterstützung das Kind vom Staate oder aus einem anderen Fonde bezieht, bis längstens 25. Februar 1886 beim k. k. Er- gänzungs - Bezirks - Commando Nr. 14 in Linz oder Nr. 59 in Salzburg einzubringen. Später einlangende Gesuche können nicht berücksichtiget werden. Steyr, am 17. Jänner 1886. Z. 562. Äst sämmttilke Gemeinde - VorMlmgm uml an lüe äolüm. Pfarrämter. Das hohe k. k. Statthalterei-Präsidium hat laut des Erlasses vom 12. d. M. Z. 125 den Schwestern Marie Eminowicz und Franziska Keffer der General-Congre- gation der Felicianerinen in Krakau, welche sich mit der Krankenpflege und der Erziehung verwahrloster Kinder befaßt, die Bewilligung ertheilt, in Oberösterreich milde Gaben bis 12. April 1886 sammeln zu dürfen. Hievon werden die Gemeinde-Vorstehungen und die hochw. Pfarrämter mit dem Bemerken in die Kenntniß gesetzt, daß den genannten Schwestern gleichzeitig das Sammlungs - Certificat ausgestellt wurde. Steyr, am 17. Jänner 1886. Z. 328. Äst sämmMle Oememäe-VoBeäMgm unä k. k. Omäarmerie - Posten - CammMilm. Laut des Erlasses der k. k. Statthalterei vom 2. Jänner 1886 Z. 16.247/11 wird in Bombay von österreichischen Staatsangehörigen, und zwar ausschließlich Juden aus Galizien, ein schwunghafter Mädchenhandel betrieben. Die betreffenden Individuen, von denen insbesondere Abraham Scharfmann, Lazar Leibowitz und Lazar Harnstein namhaft gemacht wurden, verfügen über groß ­ artige Geldmittel, bedienen sich in der österreichisch-ungarischen Monarchie angeblich ständiger Agenten und halten sich Reisende, welche in ihren Püffen als Handwerker oder Tag- löhner bezeichnet werden und fortwährend unterwegs sind. Außer in Bombay wird der Mädchenhandel auch in Alexandrien, Port-Said, Calcutta, Madras und Singapore in größerem Maßstabe betrieben. Um die Wachsamkeit der österreichischen Behörden zu täuschen, verschaffen die Händler, beziehungsweise deren Agenten, den betreffenden Mädchen Pässe nach der Schweiz, Italien, England oder nach Hamburg und verschiffen sie auf Dampfern fremder Flaggen. Die Gemeinde - Vorstehungen und k. k. Gendarmerie- Posten - Commanden werden sonach angewiesen, auf das Treiben der gedachten Kuppler und Agenten ein wachsames Auge zu haben und eventuell sofort anher Bericht zu erstatten, insbesondere wenn Grund zu der Annahme vor ­ handen ist, daß es sich um Reisen zu Prostitutionszwecken handelt. Steyr, am 18. Jänner 1886. Z. 474. Äst fämnMlke Gemeistäe-Vorsteäststgest imä k. k. Omäarmme - Posten, - Commaststest. Am 5. d. M. wurde in der Ortschaft Forstberg im politischen Bezirke Wels durch die k. k. Gendarmerie eine weibliche, blödsinnige Person, zwischen 50 und 60 Jahre alt, wegen Ausweislosiqkeit angehalten und der Gemeinde- Vorstehung Fischlham überstellt. : Personsbeschreibung: Augen: braun, Haare dunkelbraun, Gesicht: breit, Augenbrauen: braun, Nase ' proportionirt, Zähne : schlecht, Größe : mittlere, Körperbau : ziemlich stark, besondere Kennzeichen: keine. Dieselbe ist bekleidet: mit einem braunen catunnenen Kopftuch mit blauen Enden, einem schwarz-catunnenen Halstuch, einer Männerjacke, braun carrirt aus Barchent, die Aermel mit blauer Leinwand geflickt, mit einem blauen gedruckten Leinwandkittel, einer schwarzen Orleans-Schürze, einem Paar leinenen blauen Strümpfen und einem Paar leinenen weißen Socken, einem Paar sehr stark abgeflickten Lederschuhen, und trägt einen weißen Leinwandsack mit stark zerrissenen Lappen mit sich; deren ganze Bekleidung ist abgetragen. Da nun bis jetzt die Zuständigkeitsgemeinde dieser Person gänzlich unbekannt und auch von derselben nichts zu erfahren ist, so werden die Gemeinde - Vorstehungen und die k. k. Gendarmerie-Posten-Commanden über Ersuchen der k. k. Bezirkshauptmannschaft Wels beauftragt, geeignete Nachforschungen zu pflegen, ob nicht eine derartige Person abgeht, und ein etwaiges positives Resultat unverzüglich anher zu berichten. Steyr, am 15. Jänner 1886.

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