Amtsblatt 1885/29 der Bezirkshauptmannschaft Steyr vom 20. Oktober 1885

Amts-WOEutt der k. k. Rezirkshmiplinaiinschask 8lM. Ar. 3». Steyr^ am 20. Oktober 1885. Z. 7440. An sämmtiNe Oemeinile - Vorßklinngen. Nachdem der hiesige Herr k. k. Staats-Forsttechniker der der politischen Verwaltung bei den Bereifungen und Be ­ sichtigung der über behördliche Aufträge vollführten Auf ­ forstungen mehrfach mißlungene Cultur-Ausführungen fand, woran zumeist die Verwendung von zur Waldcultur un ­ tauglichem Pflanzenmateriale oder der incorrecte Vorgang beini Ausheben und Sortiren, sowie beim Auspflanzen der Setzlinge am Culturorte Schuld trägt, so werden im Nach ­ folgenden einige bei Ausführung von Forst-Culturen zu beobachtende Regeln bekannt gegeben: t. Ausheben und Sortiren der Pflanzen. Beim Ausheben der Setzlinge in den Pflanzschulen oder Saatkämpen, ferner den Jungwüchsen, Schlägen oder aus Freisaaten ist jede Beschädigung der Wurzeln sorgfältig zu vermeiden und dürfen theilweise mit der Stichschaufel ' gehobene Pflanzen nicht mit den Händen ausgerissen, sondern durch mehrere tiefere, möglichst senkrechte Spatenstiche unter die Wurzeln locker gemacht, allmälig gehoben und mit den Händen auseinander gelegt werden; feinere Erdtheile sind an den Wurzeln zu belasten. Oefters empfiehlt sich auch ein reihenweises Ausgraben der Pflanzen. Unter den Nadelholzpflanzen leidet die Föhre am meisten durch Beschädigung des Wurzelsystems. Die ausgehobenen Pflanzen sind zu sortiren, abzu- zählen, eventuell bei schneller Verpflanzung in Bündel zu je 100, 200 rc. Stück leicht zusammenzubinden und ent ­ weder sofort auf die Culturstelle zu bringen und daselbst an schattigen Stellen in feuchte Erde mit den Wurzeln ein- zuschlagen oder es hat dieses vorerst noch in der Pflanzschule rc. bis zum Transporte aus den Culturort zu erfolgen. Ein Eintrocknen der Wurzeln ist unter allen Um ­ ständen zu vermeiden. Schwächere nicht in das Freie »ersetzbare Pflanzen werden ausgeschieden und in die Pflanzschule rc. zurück ­ versetzt, an den Wurzeln beschädigte entweder ganz beseitiget oder die schadhaften Theile zurückgeschnitten, sofern noch hinlänglich andere Saug- und Faserwurzeln (feine Wurzeln) vorhanden sind, welche zum gedeihlichen Wachsthum der Pflanze hinreichen. Bei Nadelholzpflanzen ist das Beschneiden der Wurzeln außer den beschädigten ganz zu vermeiden, während Laubhölzer, insbesondere Eiche, Kastanien rc-, ein mäßiges Zurückschneiden der Pfahlwurzel durch scharfen Schnitt vertragen. Außer der Pfahlwurzel oder der sonst etwa beschädigten darf ein Beschneiden der übrigen nicht stattfinden. Nach Maßgabe des Beschneidens der Pfahlwurzel bei Laubhölzern können auch am oberirdischen Theile die unteren Aestchen glatt am Stämmchen weggeschnitten werden. Zum Holzanbau, d. i. die künstliche Erziehung der Waldbäume eignen sich am Besten die Fichte, Weißtanne, Föhre, Lärche, ferner Buche und Eiche, wobei jedoch die Tauglichkeit des Standortes (Lage, Boden, Klima) für die Auswahl der Holzart maßgebend ist. 2. Einps tanzen am Cultur orte. Die Pflanzlöcher müßen unter möglichster Einhaltung des angeordneten Pflanzverbandes, der Größe und der Wurzelbildung der zu versetzenden Pflanzen angepaßt werden und weder tiefer noch flacher sein, als eben erforderlich. Veraster oder mit Unkräuterwuchs behafteter Boden muß an der Pflanzstelle zuerst gehörig abgeschält (abgeplaggt) werden und ist dem Pflanzlochs am Boden lieber ein etwas größerer Umfang zu geben, damit sich die Wurzeln gehörig ausbreiten können. Die ausgehobene Erde ist knapp neben dem Pflanz ­ lochs anzu häufen und wie das Pflanzloch selbst von Wurzeln, Steinen rc zu reinigen. In das so vorbereitele Pflanzloch wird zuerst etwas feine Erde gegeben, diese mit der Hand gleichmäßig aus ­ gebreitet und vertheilt, auf diese die zu versetzende Pflanze mit der einen Hand senkrecht gestellt, mit der anderen die Wurzeln gleichförmig ausgebreitet und feine Erde bis zur Bedeckung der Wurzeln zugefüllt, die Pflanze sodann mit der Hand etwas gerüttelt, damit sich die feine Erde gehörig um die Wurzeln legt und diese nicht hohl im Boden zu liegen kommen, worauf dann die übrige Erde nachgefüllt und um die Pflanze herum fest angetreten wird. Sollte die eingesetzte Pflanze nicht senkrecht stehen, so ist ihr durch Antritt der Erde eine solche Stellung zu geben. In steilen, der Abschwemmung ausgesetzten Lagen ist der abgeplaggte oder abgeschälte Rasen mit der Narbe nach unten wall- oder kranzförmig um das Pflanzloch auf die tiefer liegende Seite zu legen, was auch von ausgehobenen Steinen rc., gilt. Es ist ferner darauf zu sehen, daß die eingesetzte Pflanze nicht tiefer zu stehen kommt, als früher in der Pflanzschule rc. und wo Erdabschwemmungen oder Nach- rutschungen zu befürchten sind, können die Pflanzen auch etwas weniger tief eingepflanzt werden. Tiefe Pflanzlöcher, in denen die Pflanze, wenn auch ! nicht tiefer als früher in der Pflanzschule, so doch in einer I Art Grube zu stehen kommt, sind möglichst zu vermeiden

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2