Amtsblatt der Stadt Steyr 1987/9

DIE SEITE DES ßüRGERMEISTERS am Beginn dieses Monats mußte ich vom Vorstand der Steyr-Daimler-Puch AG die schmerzliche.Nachricht zur Kenntnis nehmen, daß in den Steyr-Werken in nächster Zeit 880 Mitarbeiter gekündigt werden. Die Entlassungen werden von seilen des Unternehmens mit Überkapa- ::itäten und überhöhten Fertigungskosten im Vergleich zur Konkurrenz begründet. Derzeit seien die Anlagen und zum Teil der Personalstand noch auf die Ferti- gung von jährlich 6000 Lkw ausgelegt, es könnten aber nur 4000 verkauft wer- den. Noch ungünstiger sei die Relation im Traktorenbau, wo einer Jahreskapa- ::.ität von 10.000 Stück nur eine Absatz- möglichkeit von 5500 Traktoren gegen- iiberstehe. - Ich bin bestürzt über das Ausmaß dieser Kündigungen, die für die meisten der Betroffenen tragische Aus- wirkungen hat, denn die Region hat kaum noch freie Arbeitsplätze anzubie- ten. Wir hoffen, daß es in den Verhand- lungen zwischen den Belegschaftsvertre- tern und dem Vorstand noch gelingt, die unerträglich hohe Zahl zu verringern. Für den Gemeindehaushaft und die ge- samte Wirtschaft der Stadt hat der Per- sonalabbau in den Steyr- Werken drük- kende Folgen. Die Stadt hat auf die Situation in den Steyr- Werken keinen Ei,~(luß, wir unternehmen aber alle Anstrengungen, weiterhin neue Betriebe nach Stevr zu bringen. Derzeit stehen wir in Verhandlungen mit der Steyr- Daimler-Puch AG über den Ankauf des etwa 50.000 Quadratmeter großen Reit- hoffer-Areals, das wir Interessenten für Betriebsneugründungen anbieten möch- ten. Natürlich brauchen wir für die Auf bringung der Kaufsumme angesichts der schwierigen finanziellen Lage dringend die Hilfe von Land und Bund. Landes- hauptmann Dr. Ratzenböck hat mir er- freulicherweise bereits seine grundsätz li- che Bereitschaft zur Förderung dieses Projektes zugesagt. Ich wünsche unserer Stadt und den Steyr-Werken von ganzem Herzen, daß dieser Personalabbau wirklich der letzte ist und es endlich zu einer Konsolidie- rung des Unternehmens kommt. Aus den Steyr- Werken gibt es auch et- was sehr Positives zu berichten: vor we- nigen Tagen wurde die neue Lehrwerk- stätte, die vierhundert Jugendlichen mo- dernste Ausbildungsplätze bietet, offiziell eröffnet. Ich danke der Unternehmens- leitung für den Entschluß zu dieser Inve- stition, der ger_ade in dieser schwierigen Wirtschaftslage der Steyr-Werke beson- ders zu würdigen ist. Von den 48,5 Mill. S Gesamtkosten zahlten die Steyr- Wer- ke die Hälfte, der andere Teil wurde von der öffentlichen Hand finanziert. Denn es werden in dieser Lehrwerkstätte dop- pelt so viele Lehrlinge ausgebildet, als das Werk benötigt. Wir haben uns vehe- ment für die Verdoppelung der A usbil- dungsplätze eingesetzt, weil damit auch ein wesentlicher Beitrag für die Bekämp- fung der Jugendarbeitslosigkeit geleistet wurde. Vor Schulbeginn konnten wir nun auch die zweite Bauetappe und damit die Vollendung der Sportanlage Rennbahn abschließen. Etwa 45.000 Personen wer- den diese moderne Sportställe jährlich frequentieren. Das ist auch auf österrei- chische Verhältnisse bezogen ein sehr hoher Nutzungsgrad einer Sportanlage. Wir haben hier für die Jugend unserer Stadt 30 Mill. S sehr gut investiert. Wie Sie Presseberichten bereits entneh- men konnten, haben wir den Antrag einer privaten Gesellschaft um die Be- triebsgenehmigung für eine Sonderab- fallverwertungsanlage zur Prüfung des Projektes an den Österreichischen Um- weltfonds verwiesen. Es handelt sich hier um eine völlig neue Technologie, die von Experten geprüft werden muß, ob sie das hält, was sie verspricht. Ich kann Ihnen versichern, dalJ von seilen der Stadt kei- ner Betriebsform zugestimmt ~ird, die unsere Bevölkerung belastet. Uber die Ergebnisse der Prüfungen des Umwelt- fonds werden wir Sie rechtzeitig und umfassend unterrichten. Der Besuch der Landesausstellung A RBEITI MENSCH/ MASCHINE übertrifft unsere Erwartungen. Am 21. August konnten wir bereits den 200.000. Besucher begrüßen. Ein schö- ner Beweis, daß die im Ausstellungswe- sen doch völlig neue Präsentationsform bei allen Schichten der Bevölkerung gut ankommt. Für Steyr und seinen Frem- denverkehr eine sehr hoffnungsvolle Per- spektive, denn das Museum wird auch nach der Landesausstellung weiterge- führt. Herzlichst Ihr

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