Amtsblatt der Stadt Steyr 1983/2
D ie Steyr-Daimler-Puch AG kämpfte im Wirtschaftsjahr 1982 mit Ertragseinbußen durch den weltweiten Preisverfall und den Überkapazitäten der Nutzfahrzeug- und Landmaschinenbranche. Für 1983 rechnet das Unternehmen bereits mit einem nega- tiven Wirtschaftsergebnis. Mit forcierter Entwicklungstätigkeit und im Vertrauen auf die Leistungsbereitschaft der Mitarbei- ter stellt sich aber das Management enga- giert der wirtschaftlichen Herausforderung. Wir zitieren aus der Rede, die der stellver- tretende Generaldirektor der Steyr-Daim- ler-Puch AG, Johann Julius FEICHTIN- GER, anläßlich des Neujahrsempfanges am 6. Jänner vor leitenden Angestellten des Unternehmens und führenden Persönlich- keiten der Region Steyr hielt. ,,Das abgelaufene Jahr war für Steyr- Daimler-Puch ein sehr bewegtes. Nach- dem es uns über Jahre hinweg gelungen ist, uns vom Trend der Wirtschaftsent- wicklung abzukoppeln und wir teilweise aufgrund der Märkte, die wir beliefern und bearbeiten, eine widersprüchliche Po- sition einnahmen , mußten wir im Jahre 1982 einige harte Schläge einstecken. Die- se negative Entwicklung erfaßte alle drei Sparten des Bereiches Steyr. Sie hatten besonders unter der rückläufigen Markt- volumina, die in der Nutzfahrzeugindu- strie vorherrschte, zu kämpfen. Mit einem Jahresumsatz von ca. 8,5 Milliarden Schil- ling haben wir unser sicherlich hochge- stecktes Budgetziel um ca. 10 Prozent verfehlt. Auch der Pro-Kopf-Umsatz, der für mich eine Leistungsgröße war, hat zwar die imposante Summe von einer Million pro Mitarbeiter erreicht, aber auch damit haben wir das Ziel um etwa 6 Prozent verfehlt. Nach der schon im Vor- jahr eingetretenen Schrumpfung einer Marktvolumina setzte sich diese Entwick- lung in einem kaum erwarteten Ausmaß fort. Speziell am Inlandsmarkt und in den westeuropäischen Staaten waren weiterhin rückläufige Marktvolumina Anlaß für eine Verschärfung der Preiskämpfe unter den Anbietern , Kapazitätsüberhänge und volle Lager sorgten für immens schwer erzielba- re Restsituationen . Die gesamte Nutzfahr- zeugbranche ist durch eine anhaltende weltweite Wirtschaftsrezession stark ge- kennzeichnet. Die insgehe im von uns allen für 1982 - deshalb haben wir etwas opti- mistischer budgetiert, als es die allgemeine Wirtschaftslage zugelassen hätte - erwar- tete Trendwende trat nicht ein . Im Gegen- teil, wir mußten in allen europäischen Märkten, inklusive dem Inlandsmarkt, eine weitere starke Marktschrumpfung im Bereich der Nutzfahrzeugindustrie hin- nehmen. Im Durchschnitt betrug diese Marktschrumpfung 1982 in Europa 30 Prozent, und somit, summiert seit Ende 1950, mehr als 50 Prozent, in Österreich hielt sie sich mit 28 Prozent in etwa auf europäischem Niveau . Unsere Situation am Nutzfahrzeugsektor hat sich weiter verschärft durch eine im April 1982 ver- hängte Importsperre, die von einem stark rückläufigen Markt in Nigerien begleitet war. Durch diese Importsperre, aber auch durch den rückläufigen Markt, konnten die Lieferungen ab Steyr nur zu einem Drittel der geplanten Märkte effektuiert werden. Auch sind 1982 die für uns relevanten Ostmärkte praktisch zu 100 Prozent ausge- fallen. Diesen negativen Tendenzen stand ein gewisser Ausgleich durch Lieferungen in den Nahen Osten und durch Liefe- rungen in den nordafrikanischen Raum gegenüber. Diese Lieferungen konnten aber keine I00prozentige Kompensation bringen, so daß der Umsatz der Sparte Nutzfahrzeuge hinter den Erwartungen zurückblieb. Steigerung des Marktanteiles im Inland bei Traktoren Für die Sparte Traktoren und Landma- schinen gelten im großen und ganzen dieselben Rahmenbedingungen. Absolut schrumpfende Märkte in Westeuropa, Ab- satzschwierigkeiten durch Importstopp in Nigerien, der auch den Traktor betroffen hat, und durch Rückgänge der Absätze in den erdölfördernden Ländern. Im Gegen- satz zum Nutzfahrzeug war aufgrund einer zu erwartenden guten Ernte der Inlands- markt Traktor leicht steigend, hier haben wir ein Plus von 1,9 Prozent zu vermerken. Es muß für beide Sparten positiv ange- Steyr-Werke stellen sich führt werden, daß wir trotz der schwie- rigen Situation am Indlandsmarkt es fer- tiggebracht haben, in den für uns relevan- ten Klassen unsere Marktanteile zu stei- gern. So konnte im Bereich der Nutzfahr- zeuge ein Marktanteil von 32,4 Prozent - zwei Prozent über dem Vorjahr - erreicht werden, beim Traktor betrug die Steige- rung von 36,7 Prozent auf 42 Prozent. Dieser enormen Marktanteilsteigerung beim Traktor muß hinzugefügt werden, daß sie primär durch die Fertigung eines neuen Typs, einer neuen Klasse, und zwar des Traktors 8055, möglich war. Soviel über die beiden Hauptsparten des Be- reiches. Zur Sparte Wälzlager ist zu sagen, daß sie natürlich auch unter der Stagnation der Fahrzeugindustrie und unter den akut gewordenen Finanzierungsproblemen in den Entwicklungsländern stark gelitten hat und daher auch in der Wälzlagersparte eine etwa 90prozentige Budgeterfüllung von der Umsatzseite her möglich ist. Zu erwähnen ist, daß neben dem Umsatz natürlich auch das Ergebnis sehr wichtig ist. Bedauerlich ist, daß das Ergebnisdeut- licher zurückbleiben wird, als das der Umsatz tut. Zusammenfassend für alle drei Sparten ist zu sagen, daß in allen für uns relevan- ten Märkten die Marktvolumina schrumpft. Und zwar in einem Ausmaß schrumpft, wie das noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war. Weiters ist zu erwähnen, daß die Finanzierbarkeit der Umsätze aufgrund der Verschlechterung der Bonität ganzer Märkte immer schwie- riger geworden ist. Wir können verschie- dene Umsätze nicht tätigen, weil es nicht möglich ist, die Umsätze in diese Länder zu finanzieren. Als drittes erschwerendes Moment tritt auf, daß nun neben den Ostblockländern auch die ölerzeugenden Länder dazu übergehen, Lieferungen von Kompensationsverpflichtungen abhängig zu machen. Das heißt, Kompensations- verpflichtungen in Form der Abnahme von Erdöl. Das ist in einem so kleinen Land wie Österreich äußerst schwierig. Wir bemühen uns sehr, in Zusammenar- beit mit der ÖMV Erfolge zu erzielen. Natürlich sind die Volumina, die hier zusätzlich abgesetzt werden können, äu- ßerst gering. Ich glaube, daß man unter Berücksichti- gung dieser Umwelt sagen kann, daß wirtschaftlicher Herausforderung 14/54
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