Oberösterreichischer Volkskalender 1928

lustiges. Die Drohung. Zwei Fuhrleute kamen ein- fragt dann erstaunt: ,,Und warum kombt ander auf engem Wege entgegen, wo ein Ehr dazu extra zu mir, jute Frau?" - ,,Uns' Ausweichen unmögHch war. Einer von bei- Pfarre hät mech net absolviere wolie·, Hoch– den hätte ein ganzes Stück Weges zurück- würden, wie ech ihm dat verzäHt han!" - fahren müssen. A'ber keiner von beiden „Je-ja," nickt der Bischof milde-verstehend, hatte Lust da2lu. Endlich rief der eine mit „wat versteht su 'ne Bauernpastor von sune drohender Stimme: ,,Kerl~ wenn du jetzt Saache - - ?!" nicht sofort Pl'atz machist, so muß ich es dir Die einzige Gelegenheit. Redselige Frau machen wie dem andern." Fuhrmann (zum Hausarzt)': ,,Denken Sie sich, Herr Nr. 2 sprang erschrocken von seinem Wagen Doktor, ich habe entdeckt, daß mein Mann herunter und trieb seine Pferde und Wagen im Schlafe spricht." - Arzt: ,,Ach, lassen rückwärts aus dem Wege. Dann aber wollte Sie ihm diese k1'eine Freude„ Es ist ja für er doch gern wissen, was „dem andern" ge- ihn die einzige Gelegenheit, einmat 2lU Wor– schehen war, und befragte den ruppigen te zu kommen." KoHeg,en bescheiden darüber. - ,,Oh - dem Liebe. Es war die Liebe auf den ersten habe ich aus dem Wege gehen müssen", Blick. Mehr noch. Denn sich sehen, lieben antwortete der Grobian. und heiraten war eins. Das geht ja heutzu- Unbedachtes Selbstlob. Wirt: ,,NicM wahr, tage so schnell. Und afä die Hochzeit vorbei das ist ein Weinehen?" Gast: ,,Nicht war, da fiel die junge Frau ihrem Manne schlecht, besonders die Farbe gefällt mir." weinend um den Hals: ,,Achl, Hans, lieber, - Wirt: ,,Ja, habe mich auch genug gep!Jagt, einzig guter Hans, ich muß dir ein Geständ– bis ich die zusammengebracht habe." nis machen!" - Hans wurde totenbleich. Die vierzehn Punkte Wilsons und die zehn „Sprich!", sagte er. - Und, ihr Antlitz ver– Gebote Mosis. Die „Frankfurter Zeitung" hüllend, flüsterte sie: ,,Ach, Hans, ich kann berichtet aus Neuyork folgende hübsche Ge- nicht kochen." - Da erhellte sich sein Ant– schichte: Als Woodrow Wirson an die himm- litz. Glückstrahlend zog er sie an sich und: lische Türe kam, begegnete ihm Moses und „Du mein süßes, süßes Lieb," sagt er, ,,was es entspann sich folgendes Gespräch': Moses: tut denn das, wir werden ja nicht oft etwas ,,Sind Sie nicht Mr. Wilson?" - ,,Der bin zu kochen haben, ich bin ja doch' ein deut– ich." - ,,Oh, Sie tun mir so leid!" - ,,Wieso scher Dichter." denn?" fragt Wilson. - ,,Ja, sind Sie nicht Genug des Guten. Der französische Schrift– Woodrow Wilson, der Präsident der Ver- steller Villiers de l'Isle kdam erzählt die einigten Staaten von Amerika?" - ,,Gewiß." Geschichte von einem bejahrten Arbeiter, - ,,Haben Sie nicht die vierzehn Punkte der nach der Mühsal' des Lebens endlich ins entworien, die den großen Krieg zu Ende Paradies kam: Gott empfing ihn, und um bringen halfen?" - ,,Ja, das habe ich." - ihn zu belohnen, v,erkündete er dem Armen, ,,Sehen Sie, Sie tun mir so schrecklich leid, daß er ihm ein neues Leben schenken wolle. wenn ich bedenke, was die Menschen mit Und der Arbeiter sah Gott mit bestür2lter Ihren vierzehn Punkten angestelrrt haben." Miene an und sagte ganz schlicht: ,,Ach, - Darauf Wilson: ,,Dann g,ehen Sie nur mal nein! Muß das sein?" hinunter auf die Erde und sehen Sie zu, was Nachts aus dem Fenster. ,,Junger Mann, JSie dort aus IhTen zehn Geboten gemacht daß Sie nachts meine Tocht€r nach Hause haben!" bringen -, nun, ich will nichts sagen. Daß Eine junge hübsche Bauersfrau aus einem Sie mit ihr stundenlang vor dem Haustor kleinen Eifeldörichen geht zum Bischof zur stehen -, schön. Aber im .Interesse meiner Beichte. Sie hat sich mit einem Sommer- schlafenden Familie und der nebenan woh– frischler aus der Großstadt vergangen und nenden Nachbarn möchte ich Sie doch bit– schildert zerknirscht das Erlebnis in allen ten, ihren Ellenbogen von der elektrischen Einzelheiten. Der Bischof a·bsolviert sie und Klingel' wegzunehmen!" 93

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