Oberösterreichischer Volkskalender 1928

dabei das Organ von Bedeutung. Man hat durch Versuche festgestellt, daß die weibliche Stimme besser verständlich ist als die männliche; aber auch beim weiblichen Organ ist die Höhe und Klarheit der Stimme sehr wichtig. Die „atlantischen Telephonistinnen" müssen ganz ruhig und gleichmäßig sprechen, denn dadurch wird die Uebertragung erleichtert. Man hofft, daß die Aussprache der Telephondamen vorbildlich wirken wird für die Be– nutzer dieser drahtlosen Verbindung, die über mehr als 5000 Kilometer geht. • 262.000 französische Kriegerwitwen haben wieder geheiratet. Die amt– liche Stelle, die die Ruhegehälter auszuzahlen hat, führt in ihren Listen 630.000 Witwen nach französischen Soldaten. 262.000 haben wieder gehei– ratet. Das Ministerium fördert die Wiederverehelichung dadurch, daß es Frauen, die sich wieder verehelichen, drei Jahresruhegehälter als Abfin– dung auszahlt. * In Frankreich erhielt kürzlich Frau de Eba, die bereits acht Menschen das Leben gerettet und dafür schon einmal eine Auszeichnung empfangen hatte, die Rettungsmedaille. In Amerika wurde am Michigansee einem jun– gen Mädchen, Fräulein Bartuske, das einen Mann vom Tode des Ertrinkens gerettet hatte, die Bezeichnung „Life Guard" (Lebensretterin) verliehen. * Der französische Oberst Godchot teilt aus seinem langjährigen Aufent– halt im Orient eine interessante Parallele zu den modernen Bestrebungen auf Einführung des obligatorischen ärztlichen Ehezeugnisses mit. Danach ist es bei manchen arabischen Stämmen durchaus üblich, daß vor einer Hochzeit die Hebamme den Gesundheitszustand der Frau gründlich unter– sucht. Das Ergebnis wird in Anwesenheit der beiderseitigen Brauteltern in einer Erklärung formuliert, und zwei Zeugen müssen bestätigen, daß die Hebamme sich tatsächlich in das Haus der Braut begeben hat. l\lit wieviel l\lonaten soll clas Kincl laufen? Das Gehenlernen der Kin– der ist bedauerlicherweise auch eines jener Gebiete, auf denen sich elter– licher Ehrgeiz zuweilen zum Schaden des Kindes bemerkbar macht. Wenn nämlich das eigene Kind mit einem Jahr noch nicht gehen kann und das Nachbarskind schon mit neun oder zehn Monaten allein laufen konnte, so wird das letztere alsbald für „gereifter", ,,fortgeschrittener", ,,gesünder" ge– halten. Nichts ist unberechtigter als eine derartige Auffassung. Wie die Zähne bei den Kindern verschieden rasch zur Entwickelung kommen, ohne daß daraus ein Rückschluß auf die größere oder geringere Gesundheit des Kindes möglich wäre, ebenso darf aus der Verschiedenheit des Auftretens der ersten Gehversuche kein Rückschluß auf das Allgemeinbefinden des Kindes gezogen werden. Im allgemeinen lernt das Kind zwischen 1 und 11/z Jahr gehen. Aber auch schon mit 9 Monaten kann es zu gehen begin– nen, oder es kann noch etwas später als 11/z Jahre damit anfangen, ohne deshalb krank zu sein. Gar nicht selten kommt es beispielsweise vor, daß das Kind bereits zu laufen begonnen hat, und auf einmal fängt es wieder zu kriechen an und läuft viele Wochen nicht mehr. Die Ursache ist vielleicht darin zu suchen, daß es bei einem Gehversuch schmerzhaft gefallen ist und 87

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