Oberösterreichischer Volkskalender 1928

•••••••••••••••••••••••••••~•u••••u••••••••••••••••••••••••••u••••••••••••••••u•••••••• Für die Frau. In Argentinien gehörte bisher dem Natiol}alen Erziehungsrat, {)iner staatlichen Behörde, auch ein weibliches Mitglied an, Frau Dr. Rawson de Dellepiane. Diese Frau hatte eine größere Reise in den, südlichen Teil Argentiniens unternommen, um dort das Erziehungswesen zu inspizieren. Nach ihrer Rückkehr berichtete sie ausführlich über verschiedene von ihr beobachtete Mißstände und machte positive Abhilfevorschläge. Dem Un– terrichtsminister war jedoch diese Kritik an der bestehenden Organisation des Schulwesens unbequem, und er lehnte deshalb die Anregungen der Berichterstatterin ab. Frau Dr. Rawson de Dellepiane hat deshalb in der Erkenntnis der Unfruchtbarkeit ihrer Mitwirkung ihr Amt niedergelegt. * Die freiheitliche Stellung der Frau in Indien wird jetzt langsam, aber doch in regelmäßigen Fortschritten gefördert. So ist jetzt im Staat Bhara– pur ein Gesetz erlassen worden, das den Witwen die Wiederverheiratung gestattet. Es ist noch gar nicht so lange her, daß die Witwe beim Tode ihres Mannes auf de:rn Scheiterhaufen mit ihm verbrannt wurde. Ferner ist in dem genannten Gesetz grundsätzlich das Heiratsalter der Mädchen auf 14 Jahre, das der Jünglinge auf 16 Jahre hinaufgesetzt worden, so daß eigentliche Kinderehen in Fortfall kommen. Werden Ehen von jüngeren :Menschen geschlossen, so können sie vom Gericht als ungültig erklärt wer– den. Wer eine solche ungültige Ehe gefördert hat, unterliegt der Bestrafung. * Die jungen Arbeiterinnen in Japan, die in ländlichen Bezirken von Agenten für die Spinnereien angeworben werden, sind bisher noch gänzlich ungeschützt. Sie müssen in den gleichen Fabriksräumen wohnen und schlafen, in den die Arbeit in Tag- und Nachtschichten verrichtet wird. Jetzt soll eine behördliche Bestimmung zur Beseitigung dieser Mißstände, durch die diese Mädchen in kurzer Zeit gesundheitlich ruiniert werden, in Vor– bereitung sein. Zum erstenmal hat jetzt in Japan eine Frau, eine amerika– nische Aerztin, die Erlaubnis erhalten, an den Krankenhäusern tätig zu sein. * Eine führende Frau in der indischen Gewerkschaftsbewegung ist Frau Sr'"l!lt Anas11aya Sarahhai, rlie Vorsitzenrle der ArbPitsunion rl er Textil– arbeiter. Die Organisation hat eine Reihe verschiedenartiger Wohlfahrts– einrichtungen geschaffen, wie Krankenhäuser, Schulen, eine Bibliothek, Rechtshilfe und Unfallunterstützung. Auch Darlehen werden gewährt. Man wünscht, Frau Sarabhai in die gesetzgebenden Körperschaften hineinzu– bringen, um dort vor allem die Interessen von Frauen und Kindern der arbeitenden Bevölkerung wahrzunehmen. * In allerlei europäischen Zeitungen psalmodiert Mussolini unter dem Titel „Mein Arbeitstag" über seine Beliebtheit auf dem ganzen Globus, seine Arbeitskraft, seine Willensstärke und überhaupt seine unvergleichliche 85

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