Oberösterreichischer Volkskalender 1928

zufinden. Wer von uns freut sich da nicht, um einige Jahrhunderte später geboren zu sein? In dem jetzigen humanen Zeitalter wurde doch wenig– stens auf dem Gebiete vieles abgeschafft. Einern Selbstsüchtigen rät der Medikus, ,,Harn mit Mehl zu vermängen, kleine Plätzlein daraus zu machen und sie einem Hund anzubieten. Frißt er sie, so ist es heilsam für den Patienten;" andernfalls empfiehlt der Wun– dermann noch unzählige Kräuter und sonstige Mittel gegen die „Gelb- und Schwarzsucht". Eine seiner Warnungen vor Kurpfuschern lautet folgendermaßen: „Wir leben zu solcher Zeit, in welcher den Gelehrten und aufrichtigen Medicis selten, sondern betrogenen Landlauffer und düstern Ignoranten große Ehre, Ruhm und Gaben mitgetheilt werden, und wann mans by Licht besihet so ist es keine andre Ursach als das erbärmliche Vorurteil großer und kleiner Leuth, welche gar dick gesäet, die die wahre Medicin nicht ver– stehen und sich leichtlich durch solche abgeschmackte Schwätzer eine Nasen drehen lassen, also daß fast keiner gefunden wird, der sich selbsten genugsam erkennet, und die blose und einfältige Wahrheit einig und allein liebt. Dannenhero sehen wir daß falsche Wahrsager, Fantasten, Crystallar– und Handbeseher und dergleichen Propheten, sowohl bey dem gemeinen Mann als großen Potentaten und Herren in großem Werth, Großachtung seyn und täglich davor ausschreyen, befohlen und vorgezogen werden: Dann wie mehr sie sich über dergleichen Landbetriegen verwundern, desto mehr tun sie ihre Unwissenheit in wahren Urtheilen über die Sach an Tag. Dann schauet um Gottes Willen was kan ein verständiger Mann aus :len Strichen und Linamenten der Hand, so ungefehr und zufälliger Weis dem Kind vor der Geburt eingedruckt wurden, von den Krankheiten, so sich von Stund zu Stund und fast augenblicklich verändern, deren Ursachen zu Zeiten sich in dem weit von dergleichen Linamenten und Hand gelege– nen Röhrlein verborgen liegen, urteilen? Es wäre wohl zu wünschen daß jedermann by seiner Profession blie– ben täte, so wäre es wohl bestellt und könnte gleichwohl auch ein Medikus viel besser einen Patienten in seiner Krankheit trösten und ihm die Zuver– sicht zu Gott einrathen als ein Geistlicher ihm Medizin verschreiben. Er thut seinen Beruff verkehren welches ihm ex Consilio Moguntino ausdrück– lich verbotten ist: Dann es ist fast nicht zu glauben noch zu fassen, daß wann ein Geistliclrer alles dasjenige was zur vollkommenen Praxi von– nöthen ist, verstehen und fassen könnte, er sicherlich sein Brevier anstatt der Medlcin lassen würde." Zum Schluß ein Loblied auf den Tee, geschrieben von demselben Medikus: „Wi1Hst du der Gesundheit pUegen Und vor Krankheit mancher A·rth Bis ins Alter seyn verwahret, Laß dir dies seyn angeliegen, Recipe ed1'en Thee, Der verschafft durch seine Tugend, Daß wir werden wie die Jugend. Wo der Magen ist. ge'Schwäch'et, Wo dein Bllut entzündet ist', Und du krank am Haupte biist, Wenn du auch zu vie1' gezechet, Recipe edlien Thee, Der befl'eiet Raupt urrd Magen, Gar geschwind von anen rnaigem 84 Flecken:, Finnen, Eydrrer-BeUJ!en, Kupfernasen und Gesicht, Da der Wein mi't Mlacht ausbrichJt, WiUst du aus dem Grunde hernen, Recipe edlen Thee, Der wrrd von Gesicht und Nasen So[chen Unflat bald, weg bfu.sen. Summa, alllies 1 was d!a kränk-et, Unsern Leib und G1iede<r aM, Deren Leyden ohne ZaM, Und was nur mr Krankheit \lenket, Nimmet ohine Weh We,g der Thee, Drum preise seyne Kräffte Höher als die Lebenssäfte."

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