Oberösterreichischer Volkskalender 1928

aber den Höhepunkt, wie der Bauer samt seiner Symparthie aus dem Hause des ergrimmten Kramers flog. Ein Gutes hatte die Symparthiekur doch, der Kramer glaubte nicht mehr an solche Heilmittel, die jähe Unterbrechung seiner Zechbrüder rettete ihm verschiedene Zehnmarkstücke und im Dorfe war es aus mit der Praxis des Bauerndoktors. Der Kramer bekam auf die mitternächtliche Bestattung hin erst den richtigen Refßmathias, so daß er ärztliche Hilfe erst recht in Anspruch nehmen mußte. Als der Münchner Spezialist dem Kramer Heilung seines Leidens verschafft hatte, da mußte Rheinwein auf den Tisch, und in fröhlicher Weinlaune gestand der glückliche Kramer seine Erlebnisse während der Symparthiekur. Die Heiterkeit während dieses Gelages kann sich der Leser denken. ..•.....•.•. ··-········· Furchtbare Rache. In einem engen Tale, durchrauscht von einem munteren Bergbach, liegt am Rande des Waldes ein kleines Gehöft, in welchem der Revierjäger mit Weib und zwei pausbäckigen Buben haust. Während er im Dienste draußen und droben ist zur Bewachung des Wildstandes, besorgt sein bra– ves Weib mit einer Dirn die kleine Landwirtschaft. Eine buntscheckige Kuh, ein paar Ziegen machen den bescheidenen Viehstand aus, ein kleines Korn- und Haferfeld ist als Lehen einem Großbauer abgepachtet und ver– langt von den zwei Weibsleuten Arbeit gerade genug. Karg wie der Monatslohn für den Jäger ist auch das Erträgnis des Bodens, recht viel Sprünge, wie man im Volksmund sagt, dürfen die Leutchen nicht machen, sonst würde es hapern im Haushalt. Fleisch kommt wochenlang nicht in das einsame Häuschen und das auf Befehl zur Strecke gebrachte Wild muß an die Jagdleitung abgeliefert werden. Nur ab und zu ein Nußhäher kommt in den Suppentopf, sonst aber nähren sich die wackeren Leutchen von Schottsuppe, Hafergrütze und Schmarrn, der ihnen und besonders den strammen Buben am besten mundet, j_e fetter er angemacht ist. Im Sommer ist es naturgemäß fidel im Häuser!, aber im Winter, wenn der Schnee tan– nenhoch im Tale liegt, da wird es verteufelt einsam und nach Lichtmeß zittern die Bewohner des Gehöftes oft vor Angst, denn um Lichtmeß herum gehen die Lawinen ab, dröhnend und Verderben bringend. Manche Alm– hütte haben die Lahnen schon mitgenommen und das Jungholz dazu, weil die eigensinnigen Bauern überall abholzen, um bares Geld vom Sägemüller zu bekommen und vom Aufforsten dann nichts mehr wissen wollen. Der Revierjäger hat oft genug den Bauern ins Gewissen geredet, aber eher zergehen die Felsenkolosse wie Zucker im Wasser, bevor so ein richtiger Gebirgsbauer nachgibt. Den Jaager gang's ja nix an, und außerdem gehört der Wald da drinnen ja dem Kaschtaler Bauer, der mit seinem Holz tun kann, was er will. Und selbst wenn der Bauer den Nutzen der Waldung einsähe, so würde er es nicht zugestehen, weil man doch einem Jaager nicht Recht lassen darf.- So ein Jäger ist ja doch nur zur Aergernis der Bauern da, der einem zum Bezirksrichter schleppt, wenn man sich von oben ein Stück Wildprat holt und vom Jäger dabei erwischt wird. Daß der Loidl noch dazu ein sehr tüchtiger Jäger ist, der den Bauern scharf auf die Finger 65 5

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