Oberösterreichischer Volkskalender 1928

• .. das Ganze sah wie ein großer Schweinekoben aus, und da der Moorhofer sich just über die liederliche Wirtschaft ärgern wollte, trat ein Mann aus dem Hause, zog eine magere Mähre aus dem Stalle und spannte sie vor cioonP&~ · Auf dieses alte Bäuerlein trat der Moorhofer zu. ,,Gut'n Morgen, Veter," sagte er. ,,Han? G'lobt sei Je' Christ!" Dem Moorhofer kam vor, er höre einen Hund bellen. ,,Was?" fragte er und erriet dann, was der andere sagen wollte, und erwiderte: ,,In Ewigkeit! Warum," forschte er, ,,trocknet ihr das Moor da nit aus?" ,,Han koa Zeit." Nun, das wär' nit schlecht. Was habt ihr denn anders zu tun, als zu arbeiten." ,,Z' rowoten. V'reh kimmt 'n Guatsherrns Ocka' vor d'r mein'!" ,,Warum macht ihr denn 's Haus da nit wohnlich?" ,,Han koa Geld, muaß zehnten." Ei freilich, hatte der Moorhofer von Robot und Zehent schon reden gehört, und es war ihm, als näselte jetzt der Schulmeister dazwischen von Acker-, Hand- und Fuß-, Stück-, Jagd- und Spann-Fronde, von Kirchen– und weltlichem, großem und kleinem, Sack-, Blut- und Rott-Zehent ... ·• So war's also, daß einer vor lauter Arbeit für fremde Leute mit der eigenen gar nicht aufkommen konnte und vor lauter Abgabe an fremde ·· Säckel nie etwas in den eigenen bekam! ,,Fix h'nein," sagte der Moorhofer, ,,da seid ihr ja gar keine Bauern, nur zaghafte Knecht'!" ,,Bischt wuhl an grußer Herr, du?" höhnte der Alte. „A größerer 'leicht wie du. Was hast denn da für ein' Pflug? Die Schar is so grad und seicht, die greift kaum in' 'n Boden ein." ,,Besser 'n." „Wär kein' Kunst. Wie kommst denn mit dem Handwerkszeug da auf? Wie stehn denn eure Felder?" „No, guat, guat schon, wenn oan' koan Wildschod'n betrifft, oder der Guatsherr nit drüber jagt, reic,;ht's schun für Wei' und Kin'." ,,Wo hast denn dein Weib?" ,,In d'r Hütt'. 's liegt 's gonze Johr in Fieba." „Begreif' ich, in d e m Loch und am ung'sunden Wasser. Was sagt der Bader weg'n ihr?" „Braµch' doch koan, ollmol, wenn sa 's recht beutelt, spricht mer oan Fiebaseg'n über sö." ,,Der wird helfen! Hast auch a Kind?':. ,,Freilich, a Mänsch, will heurad'n itzt, is zun Gutsherrn h'nauf, red'n, weg'n dem sein Rächt af d'Brautnacht; leicht nimmt er fürs Dörndl a poor Säck' Körndl," grinste der Alte. ,,Sakra, so was laßt ihr euch g'falln? Längst hätten wir sich zu– samm'g'tan, a G'schrift afg'setzt an dö Herrn ganz oben-" ,,'s konn jo koana schreib'n." „No, so wird mer euch doch das Schriftstuck g'wiesen hab'n, das euch zu all der Untertänigkeit verpflich't?" ,,'s konn jo koana läsen." „Himmelherrgottsakerment! Ich siech schon, ös lebts nit nur wie 's Vieh, ös seid's auch so dumm wie 'sselbe!" „Wos?" greinte der Alte. ,,Gähts d'r bessa, sei fruh, oba begähr' du gen mi nöt af, ich bin dein Urehnl!" 55

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