Oberösterreichischer Volkskalender 1928

•············································■············································■ .Moorhofers Traum. / Ein lehrreiches Lesestück. Von Ludwig f\nzengruber. Der Moorhofbauer war ein rechter Streithansl; wieder einmal hatte er im Wirtshause sich die guten alten Zeiten über den grünen Klee gelobt, wogegen der alte Schulmeister dies und das und eins und 's andere auf– zählte - war eine lange Litanei gewesen ~ und zum Schlusse noch bedal,\– erte, daß bisher immer und allezeit den Bauern Ab- und Aufhilfe nur von anderweit gekommen wäre und sie niemals was Rechtes hätten dazu tun wollen. Das wär' auch ganz Rechtens gewesen - schrie der Moorhofer auf den Alten ein - und für einen Schulmeister hätt's gar keinen Schick, da mit dreinzureden, denn der sei nicht wie ihrer einer und verständ' 'n blauen Teuxel, was 'n Bauern anginge! Alle Ab- und Aufhilfe möcht' geblieben sein, wo sie wollte, hätt' man lieber alles gelassen, wie's vormaleinst war, hätt' keiner anders getan wie die Urehneln, so wär' heuttags noch die gute alte Zeit im Land. Das sag' er - der Moorhofbauer - und wer es anders wüßte und meinte, der solle es nur sagen! Damit schlug er auf den 'fisch, daß die Gläser tanzten. Er war bekannt dafür, daß er von seinesgleichen keinen Widerspruch ertrage, und so blieb es denn um den Tisch und in der Stube mäuschenstill, denn es wollte sich keiner der Gefahr aussetzen, sich etwa mehrere solcher Schläge, wie der Moorhofer zur Probe einen in den Tisch getan, auf den Rücken zu laden; so sah sich denn der Bauer noch einmal im Gefühl der . Rechthaberei die rings sich Duckenden und Gebenden von oben herab an, zahlte und ging. Bald streckte er sich recht behaglich im Bette, denn er hatte nicht weit nach seinem Hofe. Als er so stille lag im Halbdusel, stritten sich in seinem Kopfe, unter dem Einflusse eines leichten Räuschchens, seine eigenen Ge- · danken mit der Einrede des Schulmeisters, denn etwas von derselben war doch hängen geblieben. Der Moorhofer schimpfte schließlich den Alten im Geiste zusammen, gab ihm viele Namen, nur keine guten, und erklärte alles für dummes Zeug, nur die gute alte Zeit nahm er aus und die Ur– ehneln . . . dann schnarchte er und begann zu träumen. Der Moorhof war der Moorhof - ei ja - denn unmittelbar in der klei– nen Talmulde, an welcher er angebaut war, und wo jetzt eine saftige Wiese lag, stand Wasser und gärte der Boden und trug Sumpfpflanzen, und wieder war's der Moorhof nicht, denn das feuergefährliche plumpe Strohdach, das auf der Hausung lag, mochte ihm nicht gefallen, indes die selber auch nicht, 54

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