Oberösterreichischer Volkskalender 1928
derates Steyr widmete Genosse Fr i d r ich I Die Nachricht von dem Arbeitermord in dem Tote_n folgende Worte: ,,Die Steyrer I Schattendorf und der Freispruch der Mörder Arbeiterschaft hat dir, ihrem verehrten in Wien hat auch unter der Steyrer Arbeiter– Führer in vielen Kämpfen, diesen Denkstein schaft große Empörung h'ervorgerufen. Als gesetzt, damit bei seinem Anblick auch die Protest gegen die Vorgänge in Schalten– kommenden Generationen von Klassen- dorf legte am 2. J<'ebruar 192'7, am Tage der kämpfern deiner gedenken und deiner bei- Beisetzung der Opfer, die A1'beiterschart der spielgebenden Parteitreue. Dieses Denkmal Auto w er k e um 11 Uhr vormittags auf soll nicht nur die letzte Ruhestätte deiner eine Viertelstunde die APbeit nieder; ebenso Asche seiru, es soll uns und unseren Nach- ruhte in den übrigen Betrieben! die Arbeit. folgern ein Mahnmal sein, auszuharren In der G u m mi f a b r i k G a r s t e n wurde gleich dir bis zum letzten Atemzuge im gro- gleichfalls um diese Zeit die Arbeit nieder– ßen ·Kampfe um die Befreiung des P.role- gelegt. Die Kundgebung war äußerst wir– tariats. Und wenn einst das Ziel erreicht, die kungsvoll und machte selbst auf die Gegner hehre Idee des Sozialismus verwirklicht sein tiefen Eindruck. wird, so soll dieses Grabmal erinnern daran, In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli trafen daß auch du einer der Helden warst, die den in Steyr die ersten Nachrichten von dem Sieg vorzubereiten halfen. Im Namen der entsetz 1ich e n B 1u t bade, daß die Steyrer Bezirksorganisation und der sozial- Po 1i z e i in Wien angerichtet hatte, ein. demokratischen Gemeinderatsfraktion Steyr Es wurden sofort alle erforderlichen Vor- 1ege ich diesen Blumengruß an deiner Grab- kell'rungen getroffen, um vor jeder Eventuali– stätte nieder. Das Grabmal übergebe ich tät gesichert zu sein. Die Organisation des dem Verein „Die Flamme'' in Steyr, auf daß Republikanischen Schutzbundes in Steyr er es hüte und pflege, wie es dem mutigen klappte vorzüglich. Am Samstag, den 16. Juli Führer, dem treuen Freunde der Steyrer nachmittags, marschierte die Arbeiterschaft Arbeiter gebührt!" von Steyr vor das Rathaus auf dem Stadt- Der Obmann des Vereines Die Flamme" plat2,e, um gegen das Wüten der Reaktion in Steyr, Genosse M e 11 ich, nahm den Denk- Wien zu demonstrie~en. Vom Ratha1!-sba1Jrnn stein mit folgenden Worten in die Obhut des herunter s12rachei: die Genossen F r 1d r_1 c h Vereines: Einen unserer Besten wurde hier und M e l l 1•c h, die auf den Ernst der Situa– ein Denkm'.~1 errichtet um der Nachwelt die tion hinwiesen und zur Geschlossenheit und Erinnerung an den gr~ßen Förderer sozialen Besonn~nheit . aufforderte!l. Sonntag, d'.en Gemeindewesens zu erhalten. Wir Freunde 17. Juli vormittags fand m der Industrie– der Feuerbestattung,edenen der Tote mehr halle . eine Vertrauensmänneryersammlung als Mitglied war, nehmen es gerne in unsere st1;1-tt, m welcher Ab~. Gen. W 1t z an y, der Obhut und werden es schützen und schirmen. mittels Auto .aus Wien angekommen war, Möge der für uns unsterbliche Freund Josef Bericht erstatte~e, und i~ welcher die Ge– Wokral allen, die diese Stätte besuchen, eine nossen Me 111 c h, S 1c h 1r ade r und immerwährende Mahnung sein: In seinem L a n g h a m Jl1; e r. zu Worte ka~en.. In Geiste zu wirken! Daß er uns half, unserem voller Ueberemstimmung wurde m dieser Vereine die Salzungen zu geben, werden wir V:ersammlung das Zw~cke":1tsprechende ver– ihm nie vercressen. Die Freunde der Feuer- embart. Der Repubhkamsche Schutzbund bestattung .:erden ihn in ehrendem Geden- versah in Steyr in diesen Tagen höchster ken behalten." Aufregung in klagloser und aufopfernder Am Empor,e stimmten die Sänger des Weise den Ordnungsdienst. ,,St a h 1k 1an g" das schöne Proletarierlied * „Ein Sohn des V o 1k es" an. Feierliche Am 8. Februar 1927 kam nach Steyr die Stille herrschte im weiten Umkreise. Im gol- Nachricht, daß Landeshauptmann Hauser in denen Sonnenscheine glitzerte so manche Linz nach längerem Leiden - im Aller von Träne, die über die Wangen ergrauter Par- 61 Jahren gestorben ist. Prälat Hauser, der teigenossen perlte und dem lieben, toten auch vom 5. Wahlkreis (Mühlviertel) als Kameraden galt. Ein Sohn des Volkes wollt' Abgeordnetn gewählt war, hatte nahezu •er sein und ist •es geblieben bis zu seinem io Jahre das Amt des oberösterreichischen Lebensabend, unser guter, braver \\Tokral, Landeschefs inne. Er war ein aufrechter und das ehrt ihn und macht ihn für uns un- Demokrat und ehrlicher Republikaner, das vergeßlich..... gerade Gegenteil von Piffl, Gföllner und Zwei Denkmäler grüßen von den Höhen Seipel. Der Gemeinderat der Stadt Steyr des Tabors ernst. und still herunter zur Zwei- hielt am Donnerstag, den 10. Februar, eine flüssestadt: Die F e u e r h a 11 e und der außerordentliche Sitzung ab, um seiner D e n k s t ein J,o s e f Wok r a 1s. Möge Trauer über das Ableben Hausers Ausdruck die Arbeiterschaft Steyrs dieser Wahrzeichen zu verleihen. von Kampfesmut und Freiheitsliebe nie ver– gessen und ihrer stets ein Schutz und Hort sein! * * Im Laufe des Berichtsjahres mußte die Schönauer Eisenbahnbrücke auf der Strecke Steyr-Garsten ausgewechselt werden. Die alte, 40 Meter lange Eisenkonstruktion der 124
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