Oberösterreichischer Volkskalender 1928
Raum, der später einma'1, wenn die Halle Nach der fei<erlichen Eröffrnung der Feuer– erricht,et sein wird, als Katafalk Verwen- haHe in Steyr am Sonnlag den 26. Juni 1927, dung finden wird. erfolgte die Enthüllung des in einer Nische Die Lei c l:J' e n h a 11 e ist so angelegt,, der Mauer des Urnenga·rtens eingesetzten daß sie allen sanifären Anforderungen ent- Denkmales für den am 3. April 1926 verstor– spricht. Durch einen Gang, der bei der henen ersten sozialdemokratischen Büt,ger– V er b renn u n g s a 1 n 1 a g e vorbeiführt, meisteri von Steyr, Genossen Josef Wokral. gelangt man in einen kleinen Vorraum, von Der von der Steyrer A'rbeiterschaft g,ewid– dem aus man in eine K an z 1 e i kommt. mete Denkstein aus MaTmor trägt die In– Gegenüber der Kanzlei ist der Raum unter- schrift: ,,Bürgermeister Josef Wokral gebracht, in welchem sich die .A!ngehörigen 1875-1926; ihrem toten Freunde die nach Verstorbenen vor der Zei•emonie ein- Arbeiterschaft Steyrs! In einem marmornen finden. Ueber eine Stiege gelangt man zur Sarkophage ruhen die Aschenreste des a'1lzu Empore. Die Empore besitzt eine gute früh von uns Gegangenen. Akustik. Musik und Gesang dringen durch Bürgermei<ster Gen. S i c h 1 r a de r sprach die v•ergitterten Fenster gedämpft ins Freie, vor dem enthüllten Denkmale nachst·ehende bezw. in die später zu enichtende Zere- Worte: ,,Als die Idee der Erbauung der monienhalle. Oberhalb der Empore befindet Feuerhalle und der neuen Totenstätte sich noch ein Raum, der später einmal für immer greifbarere Formen annahm, hat sich Unterbringung eines Stahl g 1 o c k e n- wohl niemand von uns gedacht, daß einer s p i e 1 e s gedacht ist. Im Erdgeschosse unserer B-esten als erster hier seine letzte befindet sich ein Man i p u 1 a t i o n s T a- um Ruhestätte finden würde. Der treue Freund und das Koks 1 a g er. Der Bau wurde von der Arbeiterschaft, der erste sozialdemokra– der Steyr er Reform bau g es ·e 11- tische Bürgermeister von St,eyr, hat nur all– s c h a f t äußerst schön und sauber durch- zubald von uns scheiden müssen. Die Ver– geführt. Die O f e n a,n 1 a g e reicht vom Erd- dienste unseres lieben Freundes Wokral sind geschoß bis in die Parterre-Räume hinein bereits unmittelbar nach seinem Tode ge– und wurde von der Ga•swerksbau- und Ma- würdigt worden. Mit wehmütigem Herzen schinenfabrik A. G. Man o s c h e k, Wien, st,ehen wi-r heute vor seiner Aschenurne und errichtet. Di<e Ein ä s c h er u J1 g s an 1 a- erinnern uns dessen, was er für die um die g e, System Beck, ist ein vielfach bewährter Befireiung ringenden Klassengenossen gelei– Ofen, der auf dem PTinzipe der Regeneration stet hat. Wir können sein Andenken nicht besteht. Die Heizgase erwärmen dadurch, besser und schöner ehren, als wenn wir hier daß sie ein gamies System von Zügen passie- das Gelöbnis ableg·en, in seinem Sinne zu ren, das Schamottmauerwerk bis zu ein•er arbeiten als Kämpfer • einer der größten Temperatur von zirka• 1200 Grad Celsius. Ist Ideen der Menschheit. Wir haben schon ein– der Leichnam in den Of.en eingeführt, so mal mit aufrichtiger Trauer von unserem ' erwärmt ·sich die aus dem Freien einströ- Freunde Abschied genommen, es erfüllt uns mende Luft an dem Schamottmauerwerke aber mit inniger Genugtuung, da ein eheTnes auf zirka tausend Grad Celsius. Diese hoch- Schicksal wir zu ändern nicht imstande sind, erhitzte reine Luft verzehrt den Leichnam in daß die letzten irdischen R·este unseres einem Zeitraum von einer bis eiD'einhalb Freundes in unserer Stadt beigesetzt sind. Stunden. Der Leichnam verglüht fast voll- Die Arbeiterschaft dieser Stadt, in deren kommen, übrig bleibt lediglich je nach de·r Namen ich, lieber toter Freund, hier spreche, Konstitution des Körpers ein bis eineinhalb hat dir ein einfaches aber würdi'ges DenkmaI Kilogramm reine weiße A1sche, die, wenn gesetzt, die Arbeiterschaft wird dein Wirken man sie angreift, 2Jer:fällt. Der Vorgang i 1 st nie vergessen. Auch die Gemeinde Steyr, an nicht allein in sandtärer, sondern auch mit deren Spitze du sieben Jahre gestanden bist, .Rücksicht auf die Pietät vollkommeru ein- und für deren Entwicklung du alle deine wandfrei und unterscheidet sich angenehm Kräfte, ja deine Gesundheit geopfert hast, von der Erdbestattung. Zur Zeit des Feuer- wird deine rastlose Arbeit im Interesse der: hallenbaues und bei der Eröffnung derselben Allgemeinheit stets in dankbarster Erinne– setzte sicl:J' die Verein ,s l e i tun g des rung halten." Vereines „Die Flamme" Steyr wie folgt zu- In tiefempfundenen Wort•en gedachte so– sammen: Obmann Franz M e 11 ich, ferner dann der Sekretär des Metallarbeiterverban– Pfarrer Hugo F l e i s c h m a- n n, Rechts- des, Genosse H e um an rr, der v.ielen Ver– anwalt Dr. Waldemar Hummer, CäcBie dienste, die sich der tote Freund um di-e Sich 1 r ade f', P•rof. Dr. Marti111 Pa w l i k, Organisation erworben hat, erinnerte an Schuldirektor i. P. Georg Mair, Oberinspek- dessen unermüdlichen Fleiß und lauteTen tor Franz Hörsching er, Dr. Med. Anton Charakter und schloß mit den Worten: ,,Für Sc h e i b e r, Franz V in z e n z, J'osef uns, lieber Freund, bist du nicht tot, dein Scheu wimme r, Alois H öl b l ,in g, Vize- Geist lebt in uns fort, in deinem Geist wer– bürgermeister Jul[us Ruß man n, Architekt den wir weiterkämpf.en, bis das heißersehnte Franz Koppe 1hub er, Viktor Reuter. Ziel erreicht, das geloben wir dir heute aufs Durch die Feuerhalle irr Steyr haben sich neue•." die Baudenkmäler der aiten Eisenstadt um Namens des Bezirksausschusses und der ein wertvolles Kunstwerk ergänzt. 1 sozialdemokratischen Fraktion des Gemein- 123
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