Oberösterreichischer Volkskalender 1928
Haß und nackte Herrschsucht der Väter Glauben aus dem Herzen riß, in dieser Stadt erstand ein neues Baudenkmal, das für ewige Zeiten den Erbauern zur Ehre ge– reicht! Unermüdlicher Fleiß und begeisterter Idealismus der Mitglieder des Vereines „Die Flamme" Steyr haben es mit sich gebracht, daß die Erstehung der Feuerhalle am Tabor in so verhältnrsmäßig kurzer Zeit vor sich gehen konnte. In einer außerordent– lichen Generalversammlung des Feuerbestat– tungsvereines „D i e F 1 a mm e" St e y •r am Samstag, den 11. Dezember 19W, wurde dem Vereinsvorstande einstimmig die Bewilli– gung zum Baue eines Krematoriums in Steyr gegeben und derselbe ermächtigt, alle für die Erreichung dieses Zreles notwendigen Schritte zu unternehmen. Bereits am 13. De– zember 1926 konnte der erste Spatenstich zum Baue der Feuerhalle getan werden. Das Werk schritt rasch vorwärts und bei Beteili– gung einer riesigen Menschenmenge von nah und f.ern und Vertretungen der Feuerbestat– tungsvereine von: Linz, Wien, Graz, der p1·0- testantischen und altkath'Olischen Kirclren– gemeinden, des Bürgermeisters von Steyr und der sozialdemokratischen Gemeinderats– mehrheit usw. fand am Sormtag, den 26. Juni 1927, die fei!erliche E·röffnung der ersten Feuerhalle in Oberösterreich statt. Ein B 1 ä s e r c h o r der S t a d t k a p e 11 e Steyr, sowie die Mitwirkung des ArbeHer– sängerbundes „St a h 1 k 1 an g" Steyr halfen diesem kulturhistorischen Moment das rich– tige Gepräge zu geben. Die Feuerballe am Tabor in Steyr Der Entwurf der Feuerhalle stammt vom richtung einer Z er e m o n .i e n h a 11 •e, di·e Steyrer .&rchitekten Franz Ko p p e 1 hub ·er. an das Kremationsgebäude anschließt, ge– Er veTstand es meisterhaft, von den bisher dacht. Durch drei schwere eiserne Tore üblichen Bauarten abzugehen und neue For- gelangt man von außen in den Urnenhof. men zu finden. Die Lösung war bei der Links und rechts, als auch seitlich der Feuer– Steyrer Feuerhalle außernrdentlich schwie- halle sind .&nlagen gedacht, di•e eine ober– rig, da ja di-e Mittel, die zur Verfügung stan- als auch unterirdische Beisetzung von den, sehr beschränkte wa•ren. J 1 eder unnötige Aschenresten ermöglichen. Eine monumen– Komfort mußte vermieden werden. T•rotzdem tal wirkende Granittreppe bildet die Verbin– repräsentiert sich der Bau außerordentlich dung zu der etwas höher gelegenen C e l 1 a. gut. An den Bau schließt sich ein Ur n ,e n- Dieselbe ist mit einem hohen schmiedeiseT– g a r t e n an, der von hohen MaueTn um- nen Tore, das mit Kathedralglas versehen geben ist und in hübscher Anordnung ist, abgeschlossen. Die Cella nimmt den Nischen für die Ur n e n - B e i s et zu n g Leichnam nach der Zeremonie auf.· Aus der enthält. Das Feld vor dem Umenga•rten soll Cella gelangt der Leichnam, wenn die Ver– in eineru U r n e n h a i n umgewandelt wer- aschung sofort erfolgt, in den V e r– den. Die ganze Anlage bietet den Eindruck a s c h u n g s raum. Wenn mit der Ver– des geschlossenen Gan2ien, obwohl bis jetzt aschung zugewartet wird, so whd der Leich– eigentlich nur die erste Periode vollendet nam in dem A u f b e w a h r u n g s 1' a u m e wurde. Als zweite Bauperiode ist die E'l"- beigesetzt. Die Cel'la ist ein kapellenartiger 122
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