Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1997

Bevor das Haus Enge Gasse 5 in bürgerliche Hände kam, soll das Haus zur Burg gehört haben. Es soll vor langer Zeit das Absteigequartier für fahrende Sänger, Spielleute, Schauspieler, Puppenspieler, Gaukler, Possenreißer usw. gewesen sein, die, merkwürdig gekleidet, ihre Lieder zur Fiedel, Laute, Harfe, Quer- und Rohrpfeife sangen, Musikund allerlei Kunststücke sowohl in der Burg als auch in der Stadt vortrugen. Obwohl diese Art von Leuten damals als „ehrlos" galt, wurde sie doch von den Steyrern in der Burg und in der Stadt mit Freuden empfangen und ihre Vorträge und Kunststücke verschiedenster Art gerne gehört und gesehen; brachten sie doch Abwechslung in das eintönige Leben des Alltags. Und so mag vielleicht der besagte merkwürdige Kopf in dem genannten Haus am Fuße der Burg und innerhalb der Tore der Stadt eine Art Schild für die in Steyr ankommenden Leute dieser Art gewesen sein. Von dem sonderbaren steinernen Kopf wird auch gesagt, daß er den Kopf des Bauernführers im Bauernkrieg des Jahres 1626, Stefan Fadinger, darstellen soll. Dieser war am 31. 5. des genannten Jahres mit 40.000 Bauern von Kremsmünster nach Steyr gekommen. Er hielt sich bis zum 5. 6. in Steyr auf und führte neben dem damaligen Stadtrichter Wolfgang Madlseder bei einer Ratssitzung in Steyr den Vorsitz. Zum Gedenken und zur Erinnerung an diesen berühmten Zeitgenossen soll sein steinernes Abbild als Kopf mit Halskrause und hoher Mütze im Haus Enge Gasse 5 angebracht worden sein. - Das klingt zwar unwahrscheinlich, wird aber erzählt. Und so ist das Haus Enge Gasse 5 in das Gespinst der Sage verwoben. Das „ Windloch" Aus Sagen und Legenden von Steyr Von Fran z Harrer Hoch droben am westlichen, steil in das Ennstal abfallenden Ende des Damberges ist ein ziemlich großes Felsenloch, eine von der Natur merkwürdig gestaltete Steinhöhle, die oben weit, darm immer enger werdend, tief in das Berginnere hineingeht: Das sogenannte „Windloch". Ohne entsprechende Ausrüstung darf sich niemand in diese nicht ungefährliche Höhle wagen, denn sie ist noch gar nicht erforscht und soll, wie manche behaupten, hunderte Meter in den Berg hineingehen. Leute, die eingedrungen, berichten, daß man aus der Tiefe des langen Stollens unterirdi - sches Wasser rauschen höre; andere wieder meinen, man höre ein Sausen gleich dem des Windes, woher auch die Bezeichnung „Windloch" kommt. Wie der Volksmund zu berichten weiß, ist das „Wi ndloch" di e Eintrittspforte zu einem unterirdischen Gang, 34 der vormaleinst die alte Styraburg mit der Burg Losenstein im Ennstale verband. Eine andere Sage will in dem Felsenlache den Eingang zu einem ehemals bestandenen unterirdischen Verbindungsgang mit dem Kloster Garsten sehen. In der 747 Meter hoch gelegenen schaurigen „Windlochhöhle" sollen, wie eine dunkle Sage raunt, mächtige Schätze verborgen liegen. Darum hat es schon manchen Schatzgräber gelüstet, in die Höhle einzudringen und die wunderbaren Schätze zu heben; aber bis heute ist das noch keinem gelungen. Wolfgang Lindner berichtet in seinem lateinisch geschriebenen Annalen, daß am 11 . Mai 1620 der gesamte Konvent des Klosters Garsten, dem damals die Wälder des Damberges gehörten, einen Ausflug zum ,,Windloch" unternommen hat.

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