Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1996

der Kampf geworden. Der Berg hat erbebt, und die Zwerge haben sich voller Angst verkrochen. Splitter um Splitter haben sich die Kämpfer aus den Eisenschildern geschlagen, die Helme und die Panzer waren schon ganz und gar zerhackt. Immer wuchtiger sind sie aufeinander losgegangen. Da ist schließlich der erste und der stärkste Riese, der gegen König Dietrich gekämpft hat, zu Boden gegangen und gefallen. Einer nach dem anderen sind die Riesen niedergesunken. So ist der Kampf schließlich zu Ende gegangen. Jetzt waren nur mehr die mutigsten Zwerge bei Laurin. Wie der aber gesehen hat, daß auch die Riesen geschlagen worden waren, da ist er vor Dietrich in die Knie gesunken und hat gesagt: ,,Mein Leben ist in deiner Hand, alles was ich habe, gehört dir, aber gib den Zwergen einen Frieden!" ,,Ha!" hat Dietrich vor Wut geschrien. ,,Du hast uns die Treue gebrochen. Du und alle, die zu dir gehören, die müssen das Leben lassen!" Das hat auch die Kühnhilde gehört. Geschwind ist sie herzugerannt und hat gesagt: ,,Edler Herr Dietrich, ich bitt' dich bei meiner Ehre: Gib Laurin frei, und schon' das Leben der Zwerge!" ,,Ja", hat auch Hildebrand gemeint: ,,Tu das, worum dich die edle Frau bittet! Nimm den Laurin als Gefangenen mit nach Bern. Die Zwerge aber, die sollen dir untertan sein." ,,Gut", hat der Dietrich gesagt, ,,so soll's denn sein". Er hat den Laurin nach Bern mitgenommen, und dort haben sich die zwei bald darauf eine treue Freundschaft geschworen, die keiner mehr gebrochen hat. Wie's aber jetzt zum Verabschieden war, da hat es dem Zwergenkönig schier das Herz zerbrochen, daß er von der schönen Kühnhilde weg hat müssen. Vor lauter Schmerz hat er so herzerbärmlich geschrien, daß sogar die Kühnhilde geweint hat. Dietleib aber hat sie wieder zurückgebracht nach Steyr. Hier hat sie noch lange und gut gelebt. Glücklich ist sie auf der schönen Steyerburg wohl auch geworden, und wer weiß, wann sie starb. Das Erlebnis des Duckbauern Franz! Aus Sagen aus dem Salzkammergut Von Io/anthe Hasslwander Im lnneren des Grimrningberges finden sich viele wundersame Höhlen vor, in denen die Bergmännlein hausen. Da gibt es weite Hallen, funkelnd von Kristall und edlem Gestein; da laufen kreuz und quer lange, marmorverkleidete Gänge, die zu den überreich ausgestatteten Schatzkammern führen; da gelangt man in prächtige Säle mit weißgedeckten Tafeln und herrlichen Goldund Silbergeräten. Hier halten die Männlein ihre Mahlzeiten, bei denen sie schmausen, was gut und teuer ist. Dabei gehen Pokale mit köstlichem Wein von Hand zu Hand. Ja, unvorstellbar schön ist es im Zwergenreich! Du verstehst also wohl, daß die Bergmännlein ihre kleine Märchenwelt ängstlich vor Besuchern hüten; und nur ganz, ganz selten darf ein Mensch sie betreten! Von einem aber will ich dir jetzt erzählen, der unfreiwillig mit den Höhlenschätzen Bekanntschaft machte. Viele Jahre ist es her, da stieg einmal der Duckbauem Franz! aus Mitterndorf auf den Grimming, um seiner Braut ein Sträußlein bunter Alpenblumen und vielleicht gar ein paar Edelweißsterne zu pflücken. Immer höher und höher führte ihn seine Suche in die Felsen, bis er bei einer engen Spalte anlangte. Als er sich vorneigte, um auf den Grund des Schachtes zu blicken, sah er es dort golden glänzen. Franz! schaute und schaute, um ja 41

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