Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1996

der die Stärke und die Kraft von zwölf Männern bekommen . Gleich darauf hat der Zwergenkönig Dietleib zu sich rufen lassen. „Lieber Schwager", hat der Zwergenkönig zu ihm gesagt, ,,du weißt, welchen Schaden ich erlitten habe. Drum will ich deine Gefährten jetzt wohl bestrafen. Greif nicht ein, und hilf ihnen ja nicht! Dafür will ich alle meine Schätze mit dir teilen!" ,,Nein", hat da Dietleib ausgerufen, ,,eher laß' ich mein Leben, als daß ich meine Freunde und Gefährten im Stich lasse." ,,Gut", hat der Zwergenkönig da gerufen, ,,dann wirst du solange hier bleiben, bis du es dir anders überlegt hast!" Schnell ist er bei der Tür hinausgesprungen, hat sie zugeworfen und den Riegel vorgeschoben. Dann ist er wieder zurück in den Saal zu seinen Gästen . Ein ums andere Mal haben sie noch miteinander angestoßen . Laurin hat ihnen aber schließlich einen Wein servieren lassen, der mit einem Zaubertrank vermischt war, sodaß die Helden bald darauf eingeschlafen sind. Dann sind sie von den Zwergen gefesselt worden. Die haben die Schlafenden hinausgetragen und in einen finsteren Keller geworfen. Die Nacht ist hereingebrochen, und bald hat alles in der Burg geschlafen. Nur die Kühnhilde hat sich zum Dietleib seiner Kammer geschlichen und den Riegel zurückgeschoben. Voller Wut ist Dietleib herausgesprungen. ,,Wo sind meine Gefährten?" hat er sie gefragt. ,,Sag es mir, liebe Schwester! Leben sie noch?" ,,Sie leben noch", hat Kühnhilde gesagt, ,,aber sie liegen in einem finsteren Kerker unten." Miteinander sind sie durch das Zwergenschloß hin zum Kerker gelaufen. Dietrich war dort unten schon munter geworden. Vor lauter Wut über die Fesseln hat er Feuer gespien und damit hat er die Stricke verbrannt gehabt. So waren sie bald alle wieder frei, aber die Kerkertür, die haben sie nicht aufgebracht. Wie jetzt Dietleib und Kühnhilde zur Kerkertür gekommen sind, hat Kühnhilde geschwind aufgesperrt, und jetzt waren sie wirklich wieder frei, und vereint waren sie auch wieder. Geschwind haben sie zu den Waffen gegriffen und laut durch das Zwergenschloß geschrien: 40 „Holla, Zwergenkönig Laurin, wach auf, du Verräter!" Da hat der Zwergenkönig auch schon in sein gewaltiges Hifthorn geblasen. Laut hat es durch den ganzen Bergwald geschallt und gehallt. Jetzt sind von überall schwerbewaffnete Zwerge gekommen. Es waren wohl mehrere tausend. ,,Keiner von meinen Gästen soll am Leben bleiben!" hat ihnen Laurin befohlen. ,,Kämpft sie nieder, ihr Pfeilschützen und Lanzenschwinger, ihr Speerschleuderer und Schwertkämpfer, kämpft sie nieder!" Im Handumdrehen waren dichte Scharen von Zwergen rund um die Helden. Ein Hagel von Speeren und Pfeilen ist auf ihre Schilde und Rüstungen niedergeprasselt. Immer mehr Zwergenkrieger haben nachgedrängt. Die Helden haben mit Schild und Schwert um sich geschlagen. Jeder Schlag hat dutzende Zwerge niedergestreckt. Wie Laurin gesehen hat, daß so viele Zwerge ihr Leben lassen müssen, da hat er selbst in den Kampf eingegriffen. Mit aller Macht ist er auf Dietleib losgegangen und hat ihm schwere Wunden geschlagen . Da ist Dietrich zu Hilfe gekommen und hat gegen den Zwergenkönig gekämpft. ,,Herr", hat der Meister Hildebrand gerufen, ,,Laurin hat an der rechten Hand einen Ring, der ihm die Stärke von zwölf Männern gibt. Schlag ihm die Hand ab und gib den Ring mir." Da hat König Dietrich noch wilder auf den Zwergenkönig eingeschlagen. Wunde um Wunde hat er ihm gehauen. Wieder hat aus Dietrichs Mund Feuer herausgeschlagen und hat dem Zwergenkönig die Rüstung versengt. Schließlich hat er ihm mit einem schnellen Hieb den Ringfinger abgeschlagen. Der Zwerg war für einen Moment vor Schreck wie gelähmt. Da hat Dietrich den Finger genommen und ihn Hildebrand zugeschmissen. Der hat sich den Ring nun angesteckt, und der Kampf ist noch wilder geworden. Schließlich hat König Laurin gesehen, daß alle seine Zwerge gegen die Helden nicht gewinnen können. Da hat er noch einmal in sein Hifthorn geblasen. Und diesmal sind fünf großmächtige Riesen dahergelaufen . Laut haben sie gebrüllt und dabei baumlange Speere geschwungen. Noch schrecklicher ist

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