hilde!" Da sind Hildebrand und Dietleib dem König Dietrich in den Arm gefallen und haben dem Zwergenkönig das Leben gerettet. So haben sich die zwei Kämpfer die Hand gegeben und Frieden geschlossen. ,,Jetzt sagt mir aber", hat der Dietleib gefragt, „wie geht es denn meiner Schwester, der Kühnhilde?" ,,Wie soll's ihr gehen?" hat der Zwergenkönig gefragt. ,,Es fehlt ihr an nichts. Schließlich bin ich kein armer Mann. Sie ist die Königin aller Zwerge, und bald soll unsere Hochzeit sein!" ,,Gut", hat der Dietleib gesagt, ,,dann bringt mich zu ihr. Und ist alles so, wie Ihr sagt, dann will ich sie Euch zur Frau geben." Die Helden sind aufgesessen und hinter dem Zwergenkönig eine ganze Tagesreise durch den herrlichen Rosengarten gezogen. Schließlich sind sie zu einem hoch aufragenden, eisigen Berg gekommen. Auf Befehl vom Laurin hat sich der Berg aufgetan, und alle miteinander sind hineingeritten. Dämmrig war's im Berg, aber nicht finster. Ein rötlicher Schimmer ist vom Felsen ausgegangen, und golden hat es von der Decke heruntergestrahlt. Da und dort hat ein Karfunkelstein geleuchtet. Weit unten haben die Helden Städte und Dörfer gesehen, Bäche und Flüsse sind von den Bergen gestürzt, aber auch Straßen waren zu sehen, und überall waren die kleinen , geschäftigen Zwerge. Es sind aber auch große Riesen durch das wundersame Zwergenland geschritten. Wie wandernde Türme sind sie von Hügel zu Hügel gestiegen. Wälder und Gärten hat es da drunten in Hülle und Fülle gegeben. Aber die Bäume waren nicht grün, sondern haben wie Silberpappeln geschillert. Auf einem Hügel ist das Schloß des Zwergenkönigs gestanden. Es war ganz und gar mit blassen Rosen berankt. Vor dem Schloß sind die Helden von den Rössern gestiegen und durch die prächtige Pforte gegangen. Drinnen haben die Hallen vor lauter Gold nur so gestrotzt. Sogar im Boden waren Goldtafeln eingelassen. Die Decke hat mit ihren vielen Edelsteinen ausgeschaut wie der sternenglänzende Nachthimmel. Da und dort waren smaragdgrüne Wolken zu sehen. Die Wände waren aus weißem Marmor und ebenfalls mit Gold und Edelsteinen verziert. Sogar die Tische und die Stühle, die Bänke und die Schränke waren aus gediegenem Gold. Voller Staunen haben sich die Helden darauf niedergesetzt. Da ist die Tür aufgegangen, und eine wunderschöne Jungfrau ist hereingekommen. Rund um sie herum ist eine Schar kleiner Zwergenfrauen getippelt. ,,Kühnhild!" hat Dietleib voller Freude gerufen. Da ist ihm seine Schwester schon jubelnd um den Hals gefallen. Lang haben sich die zwei umschlungen gehalten und geweint vor Glück und Freude. „Wie geht es dir, liebe Schwester?" hat Dietleib sie dann gefragt. ,,Mir geht es wohl gut, lieber Bruder", hat sie gemeint. ,,Alles habe ich im Überfluß, es mangelt an nichts. Aber trotzdem ist mein Herz freudenleer. Ich sehne mich einfach wieder nach dem Leben unter den Menschen und nach meiner Heimat." Und dann hat sie ihn gefragt: ,,Aber wer sind all die anderen Ritter?" ,,Du kennst sie alle", hat Dietleib gesagt. ,,Dort sitzt König Dietrich und neben ihm der Meister Hildebrand, Wittich und Wolfhart. Sie alle sind mit mir gezogen, damit wir dich aus deiner Gefangenschaft befreien." So hat Kühnhilde auch die anderen Ritter begrüßt. Dann haben sich alle an die Tafel gesetzt, und Laurin hat ein köstliches Mahl auftragen lassen . Die Helden haben gesessen und gezecht. Zwergenmusikanten haben dazu lustig aufgespielt, und ein Reigen ist getanzt worden. Laurin aber hat Kühnhilde zur Seite genommen und hat gejammert: ,,Meinen schönen Rosengarten haben diese Rohlinge verwüstet. Und ich kann sie nicht einmal dafür bestrafen. Wenn nicht dein Bruder dabei wäre, dann müßten sie alle ihr Leben lassen." ,,Gut", hat Kühnhilde gesagt, ,,ich weiß, du hältst hart auf deine Ehre. Lege ihnen also eine leichte Buße auf, damit sie dich künftig in Ruhe lassen. Aber schwöre mir, daß du keinem von ihnen ans Leben willst!" Das hat er ihr versprochen. Sie aber hat ihm ein goldenes Ringlein an die Hand gesteckt. So hat er wie39
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