Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1996

Aus war's mit der Kälte. Nachtigallen haben gesungen. Im milden Sonnenlicht ist der Rosengarten vor ihnen gelegen. Die Helden haben das Ganze kaum glauben können. Die bunte Farbenpracht der Blumen, die Schmetterlinge, die in der milden Luft getanzt haben, und das glänzende Gefieder der Singvögel war so schön, daß es kaum zu fas - sen war. Ein rotseidener Faden hat den Garten umgrenzt. ,,Hinein ins Paradies!" hat plötzlich der ungestüme Wolfhart geschrien. Er hat sein Roß in die Höhe gerissen und ist trotz der Mahnung des Meisters Hildebrand mit Dietleib und Wittich mitten in den Garten hineingeritten. Aus purem Übermut haben die jungen Burschen dort die Beete verwüstet und mit ihren Schwertern auf die Bäume und Büsche eingeschlagen. Da sind der edle Dietrich und der Meister Hildebrand ganz wild geworden. ,,Schmach und Schande bringt ihr über uns!" hat Hildebrand gerufen. ,,Voller Spott wird man sagen: Sie sind gegen Laurin in den Streit gezogen und haben wehrlosen Blumen die Köpfe abgeschlagen, wie Streithanseln, die gegen Disteln ins Feld ziehen!" Aber da ist auch schon ein Reiter in strahlender Rüstung in sausendem Galopp dahergeritten gekommen. Einen goldumwundenen Speer hat er in der Hand getragen. Seine goldene Rüstung war in Drachenblut gehärtet. Darüber hat er einen Zaubergürtel getragen, der hat ihm die Kraft von zwölf Männern gegeben. Ein spanenlanges Schwert mit einem goldenen Griff ist an seiner Seite gehangen. Das hat Eisen und Stein auseinandergeschnitten. Das Beingewand war rot wie Blut. Sein Wappenrock war gewirkt aus farbiger Seide und mit aufgenähten Edelsteinen verziert. Golden war der Helm, rote Rubine und ein leuchtender Karfunkelstein sind darin gesteckt. Oben aber hat eine prächtige Goldkrone geprangt. Auf der waren Vöglein angebracht. Die haben so schön gesungen, als ob sie lebendig wären. Im goldfarbenen Schild wiederum ist ein goldener Leopard 37

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