Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1996

Der Ursprung der Burg Steyr Aus Sagen und Legenden von Steyr Von Franz Harrer In der mittelalterlichen Heldensage von Biterolf und Dietleib wird die Erbauung der Burg Steyr mit Etzel, genannt Attila, dem Hunnenkönig, in Verbindung gebracht. Historisch betrachtet war Attila ein Schrecken der Völker, ein. Verächter von Gesetz und Recht. Er hat seinen Bruder Bledel ermordet, um Alleinherrscher der Hunnen sein zu können. Jordanes, der Geschichtsschreiber der Goten, schildert ihn als klein von Gestalt, breitschultrig, dickköpfig mit kleinen Augen, mit spärlichem, grauuntermischtem Barthaar, mit platter Nase und dunkler Hautfarbe. Er hat, wie es bei diesem Volke Sitte war, viele Weiber, daher auch viele Söhne und Töchter; die Töchter zählten nicht, denn sie waren keine Krieger. Er hatte ein Heer von 500.000 Kriegern, die aber nach dem Bericht des Jordanes schier mehr Tiere als Menschen waren. Seine Hauptfrau war Helche, die Königin der Hunnen. In den Niederungen zwischen Donau und Theiß war, wie der oströmische Geschichtsschreiber Priskus berichtet, die große, volkreiche, aus Holz gebaute Hunnenstadt, wo Attila in einem großen Palast mit Säulenhallen sein Hoflager hielt und eine Pracht entfaltete, die selbst Römer und Griechen in Erstaunen setzte. Hier lagerten unermeßliche Schätze, die Beute der eroberte Länder. Gesandtschaften aus allen damals bekannten Teilen der Erde trafen sich hier, wie auch Attila Gesandte in allen Ländern hatte. Viele germanische Fürsten weilten an seinem Hofe und leisteten Attila auf seinen Kriegszügen Heerfolge. Ein Mann mit mächtiger Kraft und unerschütterlichem Willen stand Attila, ein Völkerkönig, da. Er nannte sich selbst die „Gottesgeißel" und meinte, er sei zum Herrn der Welt bestimmt. Erscheint Attila geschichtlich als unersättlicher Land- und Sachräuber, so tritt er in den alten Heldensagen als idealer König, freundlicher und leutseliger Herr in Erscheinung. So in der alten Heldensage von Biterolf und Dietleib. Der Westgote Biterolf, Fürst von Toledo in Spanien, verließ eines Tages seine Frau Dietlinde, seine beiden Kinder Dietleib und Künhilde und zog an den Hof Attilas, der in Heldensagen Etzel genannt wird, um ihn, von dem er schon so viel Merkwürdiges gehört hatte, kennenzulernen. Er blieb dort viele Jahre unerkannt, machte Attilas Kriegszüge mit, zeichnete sich durch Tapferkeit aus und stand hoch in der Gunst des Königs Etzel. Inzwischen waren Dietleib und Künhilde herangewachsen . Dietleib, ein schöner und kräftiger Jüngling geworden, wollte durch die Lande ziehen und seinen Vater suchen, was ihm aber seine Mutter verwehrte. Doch er täuschte seine Mutter, indem er sagte, er gehe auf die Jagd, welches Vergnügen sie ihm gönnte. Auf diese Art entfloh er seiner Mutter. Mit dreien, gleich ihm tatenlustigen Jünglingen, ritt er nach Norden an den Hof des Königs Gunther zu Worms am Rhein, weil er glaubte, dort seinen Vater zu finden. Doch dort war er nicht. Nun ritten die Viere nach Osten zu König Attilas Hof, wo sie gut aufgenommen wurden. Markgraf Rüdiger von Pechlam begrüßte sie herzlich. Biterolf, der am Hofe Attilas war, kannte seinen Sohn Dietleib nicht und der Sohn den Vater nicht. 33

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