sammen, um mich in sein Sparschwein stecken zu können. Dort lag ich auf Münzen, die schon sehr alt waren und nicht mehr so schön glänzten wie neue. Kurz vor Ostern befreite mich Oliver aus dem Sparschwein. Oliver wollte sich nämlich ein Osterhasen-Malbuch kaufen. Er ging mit mir zu einem Buch- und Zeitungsladen und tauschte mich für ein Malbuch ein. Mich steckte der Verkäufer in seiner Kassenschublade in ein Fach, in dem lauter 100-Schilling-Scheine lagen. Manchewaren schon sehr zerknittert. Ich sah mir ihre Falten an und dachte: ,,Was hatten die wohl schon alles erlebt?" Eine Nacht schlief ich dort. Am frühen Morgen kaufte sich ein sehr hektisch wirkender Mann eine Zeitung und bekam mich neben mehreren Münzen als Wechselgeld zurück. Uns alle steckte er in seineManteltasche.Er hatte es sehr eilig. Draußen regnete es in Strömen. Als er aus seiner Manteltasche Handschuhe herausnehmen wollte, zog er mich mit und ich flog in hohem Bogen in eine Regenpfütze. Das Wasser war unerträglich kalt. Das war aber nicht das Schlimmste. Mindestens 30 Autore:lfen rollten über mich weg. Auch einige Motorräder und Fahrräder. Wie war ich froh, als mich die aufmerksame Petra , die gerade auf dem Schulweg war, entdeckte und mich aufhob. In der Schule angekommen, legte sie mich zwischen zwei Löschblätter in ihrem Schulheft . Bald darauf war ich wieder trocken. Noch am gleichen Tag trug mich Petra in ein Kaufhaus. Sie kaute sich eine Kinder-Musik-Kassette und ich landete wieder in einer Kasse. Das Kaufhaus war sehr groß . Es gab dort viele Kassen und die Tageseinnahmenwaren beträchtlich. Aus Sicherheitsgründen kamen wir alle in einen Tresor. Dort sollten wir bis zum nächsten Morgen bleiben. Aber es kam anders ... Nachts schlichen sich Einbrecher in den Tresorraum und schweißten den Safe auf. I(:h lag in der Nähe der Türe. Durch die Hitze des Schweißbrenners wurde mein Papier seitlich etwas angesenkt . Darüber war ich natürlich sehr traurig. Einer der Diebe nahm mich zu sich und trug mich in seine Wohnung. Dort ver44 steckte er mich neben anderen Geldscheinen in seinen Kleiderschrank zwischen Hemden. Der Dieb stahl aber nicht nur Geld, er brach auch Autos auf . Daß das auf die Dauer nicht gut gehen kann, ist jedem klar. Sowurde derDieb von einemGericht verurteilt und zwei Jahre ins Gefängnis gesteckt. Zwei ganze Jahre mußte ich in dem Schrank ausharren. Wenn man bedenkt, daß selbst Tiere nur wenige Monate Winterschlaf halten, dann kommen einem zwei Jahre wie eine Ewigkeit vor. Aber auch diese Zeit ging vorüber ... Der Einbrecher wurde vom Gefängnis entlassen und kam in seine Wohnung zurück. Dort ging er sofort zum Kleiderschrank und sah nach, ob das Diebesgeld noch da war. Er packte einige Scheine, steckte uns in seine Hosentasche und besuchte eine Gaststätte. Dort trank er viele Biere. Von dem Alkohol wurde er schnell müde undbetrunken. Als er zahlenwollte, streifte er versehentlich mit seinem Ärmel das Bierglas und schüttete den Inhalt des Glases, dieses ekelhafte Gebräu , auf mich. Der Kellner trocknete mich zwar schnell mit einer Serviette, doch wieviele Tage oder Wochen mußte ich wohl nach Bier stinken? Im Geldbeutel des Kellners trocknete ich allerdings schneller als erwartet. Meine Geldnachbarnwaren überhaupt nicht begeistert, mich aufnehmen zu müssen. Aber was blieb ihnen schon übrig? Am gleichen Abend noch wechselte ich den Besitzer. In der Gaststätte bekam mich beim Zahlen der Zeche ein älteres Ehepaar. Dieses Paar hatte keine Kinder. Bei der Heimfahrt im Auto sagte der Mann, er habe in einer Zeitung gelesen, daß es Länder gibt , in denen Kinder hungern müßten . Auch fehlten Medikamente, um Kinder von Krankheiten zu heilen. Da beschlossen die beiden, Geld zu spenden und somit zu helfen. Die Frau zahlte mich und andere Scheine am nächsten Tag im Postamt ein. Der Postbeamte steckte mich - wieder mal - in eine Schublade, in ein Fach mit lauter 100-Schilling-Scheinen.
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