und ein Eßzimmer mit Erker. Die Mieter, die noch in der Wohnung lebten, wollten bald ausziehen. Dann würde eine zeit- und geldraubendeWohnungsrenovierung kommen . . . Die Holztreppen zum Notar knarrten. Erich und Eva Kunzmann sprachen kein Wort. Beide waren aufgeregt. Es war schließlich ihr ersterWohnungskauf . Es erwarteten sie bereits der bisherige Wohnungsbesitzer und derMakler. Alle wurden zum Notar gerufen. Der Notar leierte in einer rasanten Schnelligkeit den Text des Kaufvertrages herunter und fragte , über den Brillenrand blickend: ,,Gibt es noch Fragen?" Es gab keine Fragen, zumindest momentan nicht . Dann unerschrieben Erich und Eva . .. Sechs Monate vergingen . Die Mieter kündigten an, daß sie in drei Monaten ausziehen wollten. .,Der Keller ist schon frei. Der Krempel, der noch drin ist, war vor unserem Einzug schon da . Wenn Sie wollen, können Sie den Keller schon nutzen", sagten die Mieter. Erich und Eva waren begeistert . Am gleichenAbend schaute sichErichdas Kellerabteil genauer an. Es waren ungefähr 30 Quadratmeter. Mindestens 60 cm dicke Mauern. Die Decke war gewölbt, wie man sie oft in Weinkellern sieht. Vereinzelt sprang der Putz ab. Spinnweben hingen von der Decke. In der Deckenmitte des Kellerabteils war eine Lampe angebracht . Die Birne hatte sicher nur 25 Watt . Der Raum wirkte duster und unheimlich. An der Wand stand ein morsches Holzregal. Darin standen Kartons mit alten Formularen, die Erich gleich wegwarf. Erich beschloß, am Wochenende das Kellerabteil zu säubern, die Regale herauszureißen und alles weiß zu streichen. Am Samstag fing Erich sehr früh mit der Arbeit an. Als erstes drehte Erich eine 500-Watt-Birne in die Lampenfassung. Jetzt war der Raum hell wie bei Tageslicht. Dann zertrümmerte er die vergammelten Holzregale. Da sah er etwas sonderbares : Wo vorher das Regal stand, zeichnete sich an der Wand ein plakatgroßes gelbes Feld ab. War etwa die Wand hier feucht? Nein, sie fühlte sich trocken an. Erich klopfte an dieWand. An der gelbenFärbungklang die Wand hohl. Ein Kamin konnte es nicht sein. Er kratzte einwenig am Anstrich. An dieser Stelle war die Wand amateurhaft ausgebessert. Er schlug mit dem Hammer mehr Putz frei. Unten kam ein Holzstück zum Vorschein. Erich wurde neugierig und beschloß, das Holz freizulegen . Die dünne, ca. 5 mm dicke Holzplatte löste sich und er riß sie aus der Wand. Ihm stockte der Atem. Erich stand vor einem selbstgebauten Safe, etwa 30 cm tief in die Wand hineingehend. Darin standen aufeinandergeschichtete Zigarrenkisten, Kakao- und Keksdosen. Ganz oben lag einKuvert .Eröffnete es und fand darin alte Zeitungsausschnitte. Bei einer Kakaodose ließ sich der angerostete Deckel nicht mehr abnehmen . Erich versuchte, eine Zigarrenkiste zu öffnen . Diese war zugeklebt. Erich war ungeduldigund schaffte es schließlich, den Deckel vorsichtig mit einer Spachtel zu bewegen. Er setzte sich auf eine Sprosse der Leiter, trank gierig einen kräftigen Schluck aus der Bierflasche und klappte langsam den Deckel der Zigarrenkiste auf. Er glaubte seinen Augen kaum zu trauen. In der Kiste lagen Armreifen, Ketten, Broschen und Ringe. Viel verstand Erich, der stellvertretende Sparkassenfilialleiter, nicht von Schmuck. Doch er erkannte sofort, daß es sich hier um außergewöhnlich erlesenen Schmuck bester Handwerkskunst handeln mußte. Erich schichtete alle Dosen und Kisten in einenMüllbeutel und fuhr damit zu Eva . Eva war gerade mitten imUmzugsstreß und verstaute Bücher in Kartons. Als sie Erich sah, sagte sie: ,,Bist du mit dem Streichen schon fertig? Dieses Tempo hätte ich dir gar nicht zugetraut!" Barsch antwortete er: ,,Eva, setz dich erst mal, ich zeig dir was." Kreidebleich imGesicht zeigte er Eva den Inhalt des Müllbeutels. Aus den vergilbten Zeitungsausschnitten ging hervor, daß es sich um Diebesgut handel mußte. In den Artikeln war von einem „Juwelier Apffel" die Rede. Erich sah im Telefonbuch nach, aber unter „Apffel" waren nur zwei Personen eingetragen, kein Juwelier41
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