Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1994

Johns Unmut verflog, als er hörte, daß Charlys Stunden bei Gitte gezählt waren. Er befaßte sich sogar etwas mit dem Papagei und fand nichts an seinem lockeren Schnabel. Als aber der nächste Tag verging, ohne daß sich Jolly gemeldet hätte, wurde er ärgerlich. ,,Eine schöne Freundin hast du!" murrte er. ,,Hängt dir so einen Schreihals an und kümmert sich überhaupt nicht um ihn." In den nächsten Stunden kam Gitte überhaupt nicht mehr vom Telefon los . Verzweifelt versuchte sie etwas über Jollys Aufenthalt zu erfahren, aber vergebens. Die Freundin blieb wie vom Erdboden verschluckt. „Hat dir vielleicht Jolly den Papagei angehängt?" fragte eine Freundin J ollys, bei der sie angerufen hatte. Als Gitte bejahte, begann diese herzhaft zu lachen. ,,Hat sie also wieder eine reingelegt!" Und jetzt erfuhr Gitte erst, daß dieser Charly schon fast bei allen Bekannten und Freunden Jollys in Quartier gewesen war. Daß es sti.mmte, daß ihr der 38 Unser Spiielzeug Ich ahne du weißt was mir Worte bedeuten Du selbst liebst sie auch diese tönenden Fallen Du stellst sie mir auf so zwischen zwei Blicken das Echo belauernd Oft tönt hart es zurück geschliffene Pfeile die treffen Doch manche Worte behalt' ich bei mir und hüt' sie wie gläserne Glocken Maria Klein Papagei zugeflogen war, und daß bestimmt der frühere Besitzer Charlys froh war, ihn los zu sein. ,,Auf J olly brauchst du nicht zu rechnen, die kommt ihn sicherlich nicht mehr holen", meinte sie abschließend. ,,Dannwerd' ich ihn eben in eine Tierhandlung geben", fauchte Gitte wütend. „Tu nur das nicht!" warnte sie Jollys Freundin. ,,Die nehmen das Tier nur gegen Kost und Quartier. Und das kostet Geld!" ,,Dann verkauf' ich ihn!" „Kein Mensch nimmt mehr so einen betagten Vogel. Er ist ja schon ein Methusalem. Darum hat er ja auch so einen ergiebigen Wortschatz." Verzweifelt und demWeinen nahe berichtete Gitte John von den ergebnislosen Nachforschungen und von dem letzten Telefonat . „Das Mistvieh muß raus!" rief John empört . ,,Entweder er ... oder ich!" stellte er ihr ein Ultimatum. ,,Gib mir nur noch drei Tage Zeit! Dann sind wir den Vogel endgültig los", bat Gitte, die plötzlich einen Einfall hatte. Es dauerte allerdings keine drei Tage, sondern nur zwei, als das Wunder geschah. Gitte, die sich eine Woche Urlaub genommen hatte, war zu Hause, als es an der Tür klingelte. „Du hier?" begrüßte Gitte ihre Freu,ndin J olly, die vor ihr stand. ,,Ich komme Charly holen!" begrüßte sie mit einem honigsüßen Lächeln ihre Freundin, und drückte ihr einige größere Geldscheine in die Hand. ,,Das ist für deine Mühe und Plage. Ich hoffe Charly ist wohlauf?" ,,Selbstverständlich!" nickte Gitte. ,,Willst du ihn heute noch mitnehmen, ich hätte ihn ..." ,,Unbedingt, Gitte ! Ich habe so Sehnsucht nach seinem Geplapper." Sie warf das Tuch über den Käfig und verließ nach einem „Danke schön" und ,,Tschüs" Gittes Wohnung. ,,Charly wurde schon von Jolly abgeholt", berichtete Gitte am Abend ihren Verlobten. ,,Wirklich?" staunte John überrascht . ,,Wie hast du denn das geschafft?" fragte er anerkennend.

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