Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1991

Der 'Todwartet imCafe Von Richard Hoff Eine wundervolle Aussicht auf das Meer und die kleinen Buchten hatte man von der Terrasse des exquisiten Cafe de Monaco. Eben kam eine ele– gant gekleidete Dame über die breite Freitreppe herab. Bewundernde Blicke der Herren folgten der rassigen Erscheinung ebenso wie neidisch der Damen, ihrer extravaganten Kleidung und ihres kostbaren Schmuckes we– gen: Man wußte längst, es war Dona Iris Pandas, Witwe eines südamerika– nischen Milliardärs. .,Oh ... wie freue ichmich, daß Siege– kommen sind!" rief ein schlanker, großgewachsener Herr mit fast klas– sisch zu nennenden Gesichtszügen und führte die Südamerikanerin zu seinem Tisch. .,Ich hatte gerade nichts vor, Mr. Gart", lächelte Dona Pandas spöttisch. Sie wollte sich auf keinen Falleingeste– hen, welch gutenEindruck dieser sym– pathische Engländer auf sie gemacht hatte, denn sie wollte noch lange frei bleiben, wollte sich amüsieren und das Leben genießen. Flirts ja, mehr aber nicht! Und darum flirtete sie auch mit diesem Gart. So inteQ-siv, daß sie gar nicht das gehässige Augenpaar sah, das auf sie gerichtet war. Aber nur nicht der Conte de Math sah sie so an, auch anderen Menschen mißfiel, wie gut die beiden einander verstanden. ,;verdammt!" flüsterte Monsieur Le– brun, ein eüriger Verehrer Dona Pan– das', BankierVaugh zu. .,Unsere Iris ist auf dem bestenWeg, sich zu verlieben." .,Bestimmt ist dieser Gart ein Hoch– stapler, der sich den fetten Fisch an– geln will", brummte Vaugh wütend. „Kommen Sie, wir werden den beiden ihr Tete-a-tete stören." Entschlossen hakte er sichbeiLebrununter, undkurz darauf verbeugten sich die beiden che– valeresk vor der schönen Südamerika– nerin. Mit einemherablassendenKopf– nicken bedachten sie den verblüfften Engländer. .,Sie können sich doch nicht unaufge– fordert hierhersetzen !" empörte sich Gart. .,Undob, MisterGart!" riefVaugh un– beeindruckt. „Pardon, liebste Iris", meldete sich Conte de Math vom Nebentisch. .,Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, wenn auch ich mich zu Ihnen setze." Dona Pandas, irritiert über die vie– len Verehrer, konnte nur schwach nicken. Vaughbotihr eine Zigarette an, die sie dankend annahm. Eswar unver– kennbar, daß sie die vielen Verehrer nervös machten. Mehrmals nippte sie an ihrem Glas, dann grüf sie mecha– nisch nach ihrem Täschchen, nahm den Lippenstift, zog die Lippen nach, steckte ihnwieder in die Handtasche und stand auf. Sie nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas und stand se– kundenlang starr, Augen und Mund weit aufgerissen. Plötzlich kam ein gurgelnder Ton aus ihrer Kehle, und wie vom Blitz getroffen, sackte sie zu Boden. Bestürzt umringten sie die Gäste. .,Einen Arzt!" hörte man rufen. ,;verständigen Sie die Polizei! " sagte Gart, der neben der Südamerikanerin kniete: .,Sie ist tot, vergütet!" Als er die ungläubigen Mienen sah, fügte er hinzu: ,,Sie könnenmir glauben, ichbin Arzt." DerPolizeiarztbestätigteGartsDia– gnose. Kommissar Gres leitete die Un– tersuchung. Er war sich sicher, daß DonaPandas die tödliche Dosis irgend– wie auf derTerrasse zu sichgenommen haben mußte. Wie war der Mörder ans Werk gegangen und wer von den vier Rivalen war der Täter? Keiner wollte etwas Verdächtiges bemerkt haben. Mitten in die Einvernahme platzte eine zarte junge Frau. .,0 Madonna!" rief sie aufgeregt. .,Ich komme eben vonNizzaund hörte, daß Iris ermordet worden sein soll! Ich binManuela Ortiz, Iris' Cousine", stell– te sie sich auf den fragenden Blick des Kommissars vor. ,.Ist Iris wirklich tot?" Gres nickte. ,.Sie wurde vergiftet." 37

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