Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1990

„Ladies first !" sagte der Kommissar galant und schob die Dame in das ver– dunkelte Lokal. Wilson betätigte den Lichtschalter. Im Spiegel der Fla– schenregale grinste Lemaires gutmü– tiges Gesicht neben den verdüsterten Mienen der beiden Lokalbesitzer. .,Liebe Freunde", brummte der Kom– missar gemütlich. .,Ihr werdet mir jetzthoffentlichnichterzählen, daß ihr es so eilig hattet, um mich in meinem Büro zu überraschen. Wie ihr wißt, hat sich ein ehrliches Geständnis noch im– mer strafmildernd ausgewirkt!" Julot nickte resigniert und öffnete schweigend die Falltür zur Kellertrep– pe. Ein paar Sekunden später standLe– maire vor dem größten Waffenlager der Geheimorganisation OAS in Paris! Fünfhundert Maschinenpistolen, fünf– zig MG und zweitausend Handgrana– ten! .,Julot, Julot ! Ein schlechtes Gewis– sen hat schon manchen reingerissen!" reimte der Kommissar. ,,Die goldene Kanone macht ihrem Namen alle Ehre! Und ich hätte dir so gernmal Ge– legenheit verschafft, deinen erlernten Beruf im Dienst der Polizei auszu– üben!" Damit komplimentierte er das überführte Pärchen in seinen Wagen. Dort saß Assistent Wilson schon am Steuer, und es ging nicht in den Urlaub. „Wenn ich das geahnt hätte__!• seufzte Jules Godet später beimVerhör. .,Dodo und ich dachten, daß Ihr Anruf 'ne Fal– le war __!' .,Seht ihr", lachte der Kom– missar, .,das kommt dabei heraus, wennman von seinenMitmenschen im– mer gleich das Schlechteste denkt!" Seither brummt Julot wieder in Me– lun. In der Werkstatt der Haftanstalt hatte er den Safe dann tatsächlich fach– gerecht geöffnet ohne den Inhalt zu lä– dieren, allerdings auch ohne Honorar. Aber immerhin hat er sich strafver– kürzend ausgewirkt; Statt zwanzignur fünfzehn Jahre! Wahres Können findet immer seinen Lohn. Kleine Weisheiten Erwartung ist häufig der Schrittma– cher für die Enttäuschung. Ein Mensch, der einen verpflichtet ist, ist deshalb noch lange nicht dankbar. Schwierigkeiten, denen man aus dem Wege zu gehen versucht, laufen einem meist nach. Menschenkenntnis ist auch deshalb so kostbar, weil sie häufig mit bitteren Erfahrungen bezahlt wurde. Wer Vorurteile besitzt, wird nie Men– schenkenntnis besitzen. JOSEF HOCHMAYR: Das erste E-Werk 42 Das erste E-Werk, des uns 's Wasser Auf der Welt gar antriebm hat, Des is Zwischenbrucken gstandn, Da, in unsrer Steyrer-Stadt. Der weltbekannte Josef Werndl, Ja, der hat sih halt was traut, Und so hat er 's nebm der Brucken Bei der Steyr(r) schön zuwi baut. Vo eahm is doh der Strom ah kemma, Wia damals d' Weltausstellung war, Und 's erste Straßnliacht, elektrisch, Hat 's gebm 1884 - sogar. Bin noh in sein Schaltraum gstandn, Hab den Schaltwart recht guat kennt, Was hat ma damals net für Freud ghabt, Weil des E-Werk so guat rennt. Auf oanmal is des wen im Weg gwest, Weil ma 's Kloane nimmer ehrt - In Museum - der Dynamo, Dortn hat er noh sein Wert. Sunstn aber - nix zan Sehgn mehr, Wo das erste E-Werk war, D' neuche Zeit hat halt sein Platz braucht, Und so war sein Aufgab gar.

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