Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1990

der saftig gebratenen Schweinsstelzen mit. Hernach kam Kaffee auf den Tisch. Man unterhielt sich nun schon fröhlich und angeregt. Dem Gastgeber aber ließ es keine Ruhe, dem Gast auch noch auf andere Weise zu beweisen, wie reich er wirk– lich war - verglichen mit dem armen Domorganisten Bruckner. Er führte ihn auch noch in .den großen Salon des Hauses, den Bruckner bisher noch nie betreten hatte. Darin hing das lebens– große Gemä ldeporträt des Herrn Kommerzialrats im Schmuck der er– rungenen Orden und Auszeichnungen. „Nun, lieber Bruckner, was sagen Sie zu diesem Gemälde?" fragte er jovial und mit einem stolzen Lächeln. AntonBrucknerfühlte sich schuldig, seine größte Bewunderung auszu– drücken. Er suchte ein Weilchen nach dem richtigen Wort. Endlich hatte er's: .,Oh, aha! Das ist sicherlich Ihre Wenigkeit, Herr Kommerzialrat! Sehr gut getroffen!" +++ Anton Bruckner liebte aus einer un– gefährlichen Ferne sein Leben lang schöne Frauen. Unter Freunden konn– te er sich stundenlang ungezwungen unterhalten. In Damengesellschaft aber benahmer sich bis ins gesetzte Al– ter hinein , als er schon für alle derbe– rühmte Komponist geworden war, schüchtern und sehr verlegen. Einmal hatte man in Wien wieder einmal zu Ehren des Komponisten in einem gesellschaftlich führenden Pri– vathaus ein Essen gegeben. Die Dame des Hauses hatte dafür gesorgt, das Bruckner, derimmernochJunggeselle war, bei Tische ein besonders anmuti– ges junges Gegenüber erhielt. Das so bevorzugte Fräulein versuchte mehr– mals, mit dem Tondichter in ein Ge– sprächzukommen. Er gab aber immer nur ein einsilbiges Ja oder Nein zur Antwort und fühlte sich sehr verlegen vor so viel junger Schönheit, die ihn vom erstenAugenblick an ganz verzau– bert hatte. Die Tischnachbarin machte noch einen letzten Versuch, die Unterhal– tung in Gang zu bringen. .,Herr Profes– sor, ich hätte mich so gerne mit Ihnen unterhalten. Aber Sie sehen mich ja kaum an. Und dabei habe ich Ihnen zu 38 Ehren mein neuestes und teuerstes Kleid angezogen." Anton Bruckner wurde von diesem Vorwurf nur noch verlegener. Aber et– was mußte er darauf antworten! Er sagte : .,Aber verehrtes Fräulein, Sie hätten mir auch so gefallen! Wegen meiner hätten's überhaupt nichts an– ziehen brauchen!" +++ In seinen letzten Jahren war Bruck– ner längst schon berühmt geworden. Er wurde sogar mehrmals an den Hof des Kaisers geladen, und so war er auch bei dem höchsten Adel gut bekannt. Als Bruckner einmal Wels besucht hatte, trug er bei einem Spaziergang in der Stadt wegen der sommerlichen großen Hitze seinen Hut in der Hand. Dort begegnete ihm der Erzherzog Otto, der Vater des letzten österreichi– schen Kaisers Karl. Der Erzherzog in der prächtigen Uniform war es ge– wohnt, daß jedermann vor ihm sehr dienierte und sich besonders ehr– furchtsvoll benahm. Als ErzherzogOtto denKomponisten herankommen sah, blieb er bei ihm ste– hen und sagte leutselig: .,Aber lieber Bruckner, setzen's doch den Hut auf!" Bruckner war in seinem Leben im– mer ganz ehrlich gewesen. Deshalb antwortete er auch jetzt: .,Kaiserliche Hoheit, wegen Ihnen hab' ich den Hut gar nicht abg'nommen. Mir ist nur so heiß gewesen!" Der Ausbilder zum Rekruten: ,,Wenn Sie nachts Wache stehen undsehen einenMann auf allen vieren auf die Kaserne zukriechen, schie– ßen Sie dann sofort?" - ,,Nein, ich bringe den Herrn Offizier auf sein Quartier! " * Der Oberst inspiziert das Regiment während derInstruktionsstunde. ,,SchützeHuber''. fragt er, ,,was wissen Sie über die Sonne und den Mond?" - ,,Die Sonne dreht sich um dieErde! " - ,,Und was wissen Sie, Schütze Schmitz?" - „Die Erde dreht sich um die Sonne! " - ,,Meine Herren''. schimpft der Oberst, ,.es ist mir ganz egal , wersich um wen dreht.Abereinesmöchte ichmirausbitten: EinigkeitinderTruppe! Ver– standen?"

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