Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1990

0 Ihr Partner in allen Bankgeschäften. ZENTRALSPARKASSE UND KOMMERZIALBANK Zwelg'S'teUe Steyr 4400 Steyr, Pacher.gasse 3 - Telefon (07252) 23 433 · ,. Als wir die Treppenstufen hinunter– gingen, fragte ich denVater: ,,Was ist es denn also, wenn ich einmal wie der Schneidermeister auf dreiHaxen gehe, Vater?" Mein Vater antwortete mir nicht, ich war das gewöhnt, meine Mutter hatte mir einmal erzählt, daß der Vater viel zu denken habe, da höre er nicht ein– mal, worum man ihn frage. Als wir aber wieder auf die Straße traten, sag– te er: ,,Weißt du, der ehrenwerte Herr Ehgartner ist ein ausgezeichneter Schneidermeister. Du wirst sehen, der Matrosenanzug, den er dir anfertigt, paßt dir genau. Aber sonst nimmt er die Leute gern auf die Schaufel, wie man so sagt. Das heißt, er hält sie zum besten. Kannst du dir vorstellen, daß es ihm wie einen Hund auf drei Haxen geht? Dem Ehgartner fehlt gar nichts , so alt er ist." ,,Ja, aber warum sagt er es dann?" fragte ich. „Das frage ihn, wenn du bei ihm zum Probieren bist", sagte der Vater barsch. So sind also die Väter, wenn sie selber nicht wissen, was sie einem wißbegie– rigenKind antworten sollen. Das kann– te ich schon lange. Aber ich habe es am nächsten Tag von meinen Freund Wolf– gang erfahren, wie das mit den drei Ha– xen des Schneidermeisters bestellt ist. Das gilt überhaupt nichts. Das sei so eine Redensart für einen körperlichen Zustand, bei dem es einen da und dort am Köprer ein wenig zwickt. Das be– deutet gar nichts", sagte Wolfgang. ,,Weißt du", lachte er, ,,die Erwachse– nen reden javiel , solange der Tag Stun– den hat. Und was sie da oft für einen Unsinn reden!" ,,Aber mein Vater redet keinen Un– sinn", sagte ich. Da umarmte michWolfgang. ,,Gehen wir Fußballspielen!" sagte er. ,,Die an– deren sind gewiß schon auf dem Sportplatz." So war es auch. + Als ich beim Schneidermeister Eh– gartner den Matrosenanzug probierte, hielt mir der Schneidermeister ein Säckchen hin und sagte: ,,Nimm dir ein paar Stücke heraus." Das tat ich sehr scheu, ich spürte, daß ich ganz rot im Gesicht auflief. Aber dann griff ich rasch in den Sack und fing ein paar Honigzuckerln heraus. ,,Iß nur!" sagte der Schneidermei– ster. ,,Weißt du, das kriegen Buben bei mir immer, wenn sie beim Probieren brav gewesen sind. So etwas muß be– lohnt werden." Er sah mich dabei an, und ich hatte das Gefühl, daß er bald über den Kopf streichen und sagen würde, was für schöne blonde Haare ich habe. Aber mit einemmal zog er die Hand zurück und sagte: ,,Ja, Bub, ich habe auch so einen Buben gehabt, wie du einer bist." Und dann stieß er her– vor : ,,Dieser Serbe, der ihn erschossen hat, dürfte mir nicht in den Weg kommen". Ich sah ihn erschreckt an. „Nein, nein", rief er aus und bemühte sich, so spürte ich, recht fröhlich zu sein. ,,Du hast das Leben noch vor dir. Hoffentlich brauchst du nicht auch ein– mal einen Krieg an vorderster Front mitzumachenwie mein Sohn. Mein ein35

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