Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1989

im Heim immer sorgsam bedacht gewesen, nicht unangenehm aufzufallen. Von einer sexuellen Abartigkeit oder einer gewalttätigen Veranlagung war an ihm nie etwas zu bemerken gewesen. Schon bei der Geburt war er ein unwillkommenes Kind gewesen, er wurde schon als Säugling in ein Heim gesteckt, als sich seine Eltern s_cheiden ließen, später wanderte er von einem Pflegeplatz zum andern. In seiner Zerrissenheit steckte er einen Bauernhof in Brand, wobei Millionenschaden entstand , deshalb wurde er unter dem Verdacht , Pyromane zu sein , drei Monate lang im Wagner-JaureggKrankenhaus behandelt. Vor drei Jahren kam er in das Heim in Gleink, wo er mehr Geborgenheitfand als bisher. Der Versuch, ihm eine Lehrstelle zu vermitteln, schlug wegen seiner geistigen Zurückgebliebenheitfehl, so wurde er im Rahmen einer Lehrlingsgruppe im Heim für verschiedene Arbeiten eingesetzt , die im Heim anfielen . Ansonsten hatte er nie Probleme gemacht. Für die Heimleitung und die Erzieher, die dort tätig sind , ist die Mordtat, die von einem der Zöglinge begangen wurde, ein bitterer Schlag. Durch die intensive Betreuung der verhaltensgestörten Heiminsassen ist es möglich, einen hohen Prozentsatz der Jugendlichen in die Entwicklung zu einem „normalen" Leben hineinzuführen, doch hat dieser Fall gezeigt, daß in manchen Menschen Veranlagungen zu Taten schlummern , die nicht vorhersehbar sind . Sexualtäter gibt es in allen Bereichen, wie die Erfahrung zeigt , daher wäre es verfehlt, wegen dieser schrecklichen Tat, begangen von einem einzelnen, abfällige Rückschlüsse auf das Heim zu ziehen, in dem 120 Kinder und Jugendliche in aufopferungsvoller Hingabe auf ein besseres Leben vorbereitet werden , als sie es vordem in der Familie oder Pflegeplätzen gehabt haben. 24. St . V a I e n t i•n. Der ehemalige Schmied Friedrich Haide r konnte heute bei relativ guter Gesundheit seinen 101 . Geburtstag feiern. Als Gratulanten kam auch Bürgermeister Manfred Mießner mit dem Gewerbereferenten Stadtrat Alfred Leuchtenmüller. 27. St e y r. Der Krankenanstaltenreferent des Landes Oberösterreich, Gerhard Possart , hat heute das Ernennungsdekret an Primararzt Dr. Volker D r a x I e r überreicht, der als Nachfolger von Hofrat Dr. Hoflehner zum Leiter des Institutes fü r Anästhesiologie am Landeskrankenhaus Steyr bestellt wurde. Dr. Draxler, ein Oberösterreicher, Facharzt für Anästhesiologie und 58 allgemeine lntensivmedizin, war im Feber 1987 zum Leiter der lntensivbehandlungsstation II der Klinik für Anästhesie und lntensivmedizin am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien bestellt worden, hat jetzt aber doch dieBerufsposition in Steyr vorgezogen. Primarius Dr. Günther Hoflehner wird noch bis Jahresende tätig sein , dann übernimmt Primarius Dr. Draxler seine Aufgaben. Der Nachfolger für Dr. Günther Hoflehner als Anästhesie-Primararzt im Landeskrankenhaus Steyr: Dr. Volker Draxler 28. Steyr/ M au t h au s e n. Im 106. Lebensjahr ist der Stahlschn ittkünstler Hans G e r s t m a y r, der als Schüler Michael Blümelhubers ebenso legendär geworden war wie wegen seiner schier unverwüstlichen Lebenskraft, in die Ewigkeit abberufen worden. Noch im Mai hatte er mit großem Interesse, denn seine geistige Auffassungskraft war noch immer erstaunlich , die Ausstel lung „Arbeit - Mensch - Maschine" im Museum Arbeitswelt in Steyr besucht. Geboren wurde Gerstmayr in St. Valentin-Rubring als Bauernsohn . Ein weitblickender Katechet erkannte sein Talent und ermöglichte ihm einen Schulbesuch in Wien , wo er auch eine Meisterlehre als Stahlgraveur und Stempelschneider absolvierte. Als schon erfolgreicher Künstler zog es ihn dann nach Steyr zu Michael Blümelhuber, dem großen Meister des Stahlschnit-

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