kehrte, sagte er: ,,Es ist besser, wir kehren um. Höher oben wartet ein Überhang auf uns . Sie haben noch keinen gemacht - ichkannesnichtfürSie verantworten." „Umkehren? " Hanne schüttelte den Kopf. ,,Jetzt, so nahe vor dem Ziel". Aber er blieb fest. ,,Der Tag ist noch lang. Wir kommen auch auf den alten Anstieg zum Gipfel." Hanne hörte nicht auf den Einwand. ,,Wir sollen jetzt noch umkehren?" fragte sie enttäuscht. ,,Dann klettert also - Heinz Waldauf besser als wir!" Sie hatte sagen wollen: ,, Sie", unterdrückte es aber. - Michel bekam einen dunklen Kopf . Er ließ seine Überlegung fahren, als er wieder in den Fels griff. „Zum Teufel, der nicht!" fluchte e r halblaut. Hanne fühlte die Härte der Stunde. Sie sicherte im schmalen Seilstand. Langsam, Griff umGriff schob sichMichel um den Wandvorsprung . Sie spürte mit zitternden Sinnen jeden Tritt , den ihrKlettergefährte tat. Nunmußte der Überhang kommen . Plötzlich zischte über sie hinweg ein Stein in die Tiefe. Wieder rollte einer nach, noch einer, dann schoß etwas dunkles neben ihr hinab. ,,Michel!" schrie sie. Ein jäherRuck , das Seil im Karabiner riß sie fast aus dem Stand, aber der Sicherungshaken hielt .Dannwar es ringsum still . Hanne wagte nicht sich zu regen . Am Seil , das sie um Arm und Gürtel hielt , hing ein Menschenleben! Sie hörte keinen Laut von unten herauf. Sie starrte hinab in die tödliche Leere des Abgrundes. Es konnten kaum Minuten vergangen sein, als ihr Blick auf die schmale Kluft im Fels neben ihr fiel. Der Spalt war breit genug, daß sie ihren Schuh hineinschieben konnte. Ruck für Ruck ließ sie das lockere Ende des Seiles nachgleiten, dann stieg sie mit dem Fuß in die Schlinge. Keuchend schlang sie das Seil über die hohe Kante des Felsrisses. Vorsichtig beugte sie sich vor. Drei, vier Meter tiefer hing in der Wand der reglose Körper. Die Rettung Michaels wurde die schwerste Mühe ihres Lebens. Zentimeter um Zentimeter holte sie das Seil herauf . Nach jedem Ruck mußte sie die Schlinge um Felskopf und Haken nachziehen. Sie fühlte nicht, wie sich das Seil in ihr Fleisch schnürte. Als sie den Bewußtlosen über den Abbruch emporzog, regt e sich Michael wieder. ,,Achtung, halten! " schrie sie in jäher Angst, er könnte ihr im letzten Augenblick noch einmal entgleiten. Er begriff jetzt, aus der Ohnmacht erwachend, worumesgingundfaßtehaltsuchend in den Stein. Lange Zeit saßen sie schweigend nebeneinander. Die Sonne rollte hinab in den Nachmittag, de r weiße Kalkstein flimmerte vor Hitze. Ein Dohlenschrei verwehte vom tiefen Steinkar herauf. Über ihnen ragten ze rrissen die Grate des Faulkogels in den stahlblauen Himmel. „Jet.ztkonntenwir doch die neue Route nicht zu Ende machen!" sprach Mi - chael einmal bedrückt lächelnd . Hanne sah in die Weite. ,,Lieber mit Ihnen umkehren, als - mitHeinz Waldauf zum Gipfel kommen!" Da vergaß er allen Gram des Unterlegenen. Er blickte ihr fragend ins Gesicht. „Hanne!u ,,Ja, Michel! Als du unten hingst, wußte ich es aufeinmal . .." Sie gelangten glücklich hinab ins Tal. Der Vater erklärt seinem Sohn die Sterne. ,,Und das da drüben", sagt er, ,,ist der Große Wagen ". ,,Wieviel PS?" fragt der Sohn . * In einer Boxsportreportage in den USA sagt der Reporter: „Nun ein interessantes Detail für die Damen: Das rechte Auge des Favoriten schimmert purpurn, eingefaßt von einem ins Grünlliche spielenden Blau. Dazu trägt er schwarze Hosen und saharafarbene Socken". * Als die Familie morgens nach dem Aufstehen dem Vater zum Geburtstag gratulierte, sagte der Vater zu seinem zwölfjährigen Sohn: ,,Von dir wünsche ich mir nichts anderes als ein gutes Zeugnis". - ,,Zuspät, Papa!" rief da der Sohn . ,,I ch habe dir schon eine Zigarre gekauft." 47
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