NOVEMBER 1986 7. S t e y r. Nahezu jede Woche hört man neue Horrorzahlen über die Personal - reduzierung in den Steyr-Werken . Nach der jüngsten Lohnrunde, die von den Metallarbeitern unter Streikdrohung mit 2,5 Prozent durchgesetzt worden war, hatten Generaldirektor Voisards Äußerungen , diese Lohnrunde werde zu einer erhöhten Zahl von Kündigungen führen, neue Bestürzungen hervorgerufen. Für den heutigen Tag war eine Wahlkundgebung der Sozialistischen Partei auf dem Stadtplatz mit Bundeskanzler Franz Vranitzky angekündigt. Betriebsrat und Gewerkschaften haben diese Kundgebung .zu einer Protest- und Forderungsaktion umfunktion iert. In einem langen Zug marschierten Arbeiter und Angestellte auf den Stadtplatz ein, bis dieser von tausenden Menschen gefüllt war. Die mitgeführten Spruchbänder(,,Herr Kanzler- unsereGeduld ist am Ende! ") mit starken Wortengegen die Politik der sozialistischen Regierung , gegen die Unternehmenspol iti k der Steyr-Daimler-Puch AG und gegen die zunehmende Verunsicherung dokumentierten zwar eine aufgeregte Proteststimmung , doch die Kundgebung selbst glich eher dem Versuch einer Beruhigung der Massen. So zogen anschließend die Massen wieder ab, ohne das Gefühl haben zu können , daß sie wirksame Hilfe zu erwarten hätten . Zentralbetriebsratsobmann Hermann Leithenmayr verlangte eine Stabilisierung der Situation und eine zukunftssichere Umstrukturierung und gab der Unternehmens- ·führung die schuld daran , daß die SteyrWerke nun „krank" seien . Vom Bundeskanzler erhoffe er sich eine kräftige Förderung der Wirtschaftsregion Steyr. Bundeskanzler Vranitzky betonte, die Steyr-Werke hätten in den vergangenen Jahren Millionen an Subventionen bekommen, es sei Sache desWerkes und der Belegschaft, die Zukunft mit richtigen Konzepten zu meistern . Vom Staat Hilfe zu erwarten , sei illusorisch , weil auch andere Regionen in wirtschaftlich ähnlicher Lage seien und es unmöglich sei , aus dem ohnedies defizitären Budget Milliardensubventionen herauszuholen . Mit dem Hinweis auf die notwendige Zukunftsorientierung versuchte der Bundeskanzler; der ·in Steyr in einer sehr Nahezu die ganze Belegschaft der Steyr-Werke, in der Zahl noch verstärkt durch Beschäftigte anderer Betriebe, marschierte am 7. November 1987 auf'dem Stadtplatz auf, weil sie eine Wahlkundgebung der Sozialistischen Partei benützen wollte, um Bundeskanzler Franz Vranitzky ihre Sorge um die Arbeitsplätze eindringlich vor Augen zu führen . 63
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