Veronika Handlgruber·Rothmayer Maiandacht Glocke ruft zur Maiandacht - alle sind geladen hinzutreten zum Altar zur Mutter aller Gnaden. Und die Menschen kommen schon, drängen ins Gestühle - Glocke rief wohl nicht umsonst - seht es sind so viele. Zu Maria eilt man gern, öffnet ihr die Herzen, bittet, fleht, und danket auch, und spendet ein paar Kerzen. · Und Kinder bringen Blumen dar, der Jungfrau Freude zu bereiten. Und durch alter Weiblein Hände sieht man Rosenkränze gleiten. Und es schallen hell empor Gebete und Marienlieder. Glöckchen klingt und Weihrauch steigt, und Segen fällt hernieder. fielen in meiner Aufregung auch einige deutsche Wörter dazwischen. Nachdem ich fertig war, klatschten die Indianer und riefen: .,Jopean, jopean - willkommen!" Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Die Zeremonie des großen Empfangs schien jetzt zu Ende zu sein - aber kein Indianer entfernte sich von dem Platz. Sie schauten uns nach, bis alle Patres im Pfarrhaus verschwunden waren. Ich warf noch einen Blick durch den Spalt der Tür. Die Wächter legten ihre Bambusstangen wieder waagrecht ein und schoben die Neugierigen fort. entschuldigend: .,Ihr habt bei der wochenlangen Flußreise auf dem Sand hockend essen müssen· - verzeiht mir, daß ich nicht genug Stühle für euch bereit habe!" Er behalf sich damit, daß er ein Brett über zwei Fässer· legen ließ. So gelang es doch, daß jeder von uns endlich die Füße von seinem Sitz herabtaumeln ließ, während er beim Essen zugriff. Ein prächtiger Duft zog uns aus der Küche entgegen. Pater Isidor sagte Hält mich einer für einen Feinschmecker, wenn ich diesmai die Speisen aufzähle: Kälberbraten und Hirschlende, geräucherte Zunge und gedünstete Nieren. Darauf folgten Backwerk aus Weizenmehl und Polenta und hohe Körbe voll mit Äpfeln, Zitronen und roten Zuckermelonen. 45
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