Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1987

wird Monika noch etwas trödeln und dabei lauschen, ob Reimann auch tatsächlichbei Fischer anruft, dennmeist schimpft er über das äußerst störanfällige Gerät. Während dieser Zeit verläßt Monika heimlich das Haus und ruft uns von der Telefonzelle an. Dann starten wir, halten kurz in der Weimann-Allee, ziehen die Abdeckfolie von dem Schriftzug, fahren als Fernseh-Fischer weiter, erledigen unseren Auftrag bei Reimann, verwandeln auf dem Rückweg das FernsehFischer-Fahrzeug wieder in ein normales Auto, das wir dann in der Tiefgarage ordnungsgemäß abstellen, steigen dort in meinen Wagen um und fahren nach Hause!" · Hoffmann kaute an seinenFingernägeln und fragte: ,,Und wenn nun ein Dauersprecher die Telefonzelle besetzt hält?" „Dann fährt Monika zur Hauptpost und ruft von dort aus an, dauert drei Minuten länger - auch schon eingeplant!" ,,Und wenn sie dort nun zufällig keinen Parkplatz findet?" „Wenn du aus der Sache aussteigen willst , sag es klipp und klar! Dann zahle ich dir deinenMalerlohn undwir sind Quitt!" brummte Jensen böse. „Also gut", erklärte Hoffmann, ,,ich bin mit allem einverstanden!" Nun warteten die beiden Männer ungeduldig auf den vereinbarten Anruf, blickten in Sekundenabständen auf ihre Armbanduhren, strichen nervös über ihre grünen Arbeitskittel, in die Monika den roten „Fernseh-Fischer•~ Schriftzugeingestickt hatte und rauchten in hastigen Zügen eine Zigarette nach der anderen. Endlich läutete das Telefon. Jensen nahm sofort ab, sagte: ,,Ok", knallte denHörer auf die Gabel, befahl: ,,Los!" öffnete die Garagentür, sprang in den Wagen, und sie brausten ab. Schon hielten sie vor Reimanns Winkelbungalow. J ensen drückte auf den Knopf der Haustürsprechanlage und erklärte, nachdem Reimann sich gemeldet hatte: ,,Wir sind die telefonisch bestell - ten Kundendienstmonteure von Fernseh-Fischer und kommen wegen des defekten . . ." ,,Wer ist dort?" fragte Reimann gedehnt, und J ensenwiederholte den auswendig gelernten Spruch! ,,Ach so", tönte es aus der Muschel, „einen kleinen Augenblick bitte! Sie sind sehr schnell heute!" „Wahrscheinlich versteckt der alte Bock jetzt schnell seine Filme", feixte Hoffmann, ,,und legt dafür eine Heimatschnulze ein!" „Nein", flüsterte Jensen, ,,Reimann ist äußerst mißtrauisch! Er wird uns jetzt vom Küchenfenster aus beobachten, deshalb doch auch die Kostümierung!" Scheinbar gelangweilt drehte sich Jensen um, sah zum Küchenfenster, strich seinen Arbeitskittel glatt und hantierte mit seinen Werkzeugtaschen. Doch dann summte die Anlage. Die Tür sprang automatisch auf. Sie traten ein, fesselten und knebelten Reimann sofort, der sich überhaupt nicht wehrte! ,,Den haben wir aber total überrascht' ', freute sich Hoffmann, ,,das klappt ja besser, als ich dachte!" Während Jensen die Schränke aufschloß, die Alben herausnahm, verstaute Hoffmann die Beute in den mitgebrachten Werkzeugtaschen. „Ganz schön schwer", meinte er, ,,und eine ganze Menge - und alles voll mit Briefmarken und Münzen!" Unter der Last ächzend, traten sie aus der Haustür und bemerkten die drei Beamten erst, als die Handschellen bereits klickten. Sie waren derart überrascht, daß sie kein Wort herausbringen konnten, sondern nur fassungslos die Polizisten anstarrten! ,,Angeklagter", sagte der Richter, ,,Sie haben sich bei all Ihren Betrügereien eines falschen Namens bedient. Das wirkt natürlich noch strafverschärfend." ,,Aber Herr Gerichtsrat, Sie können doch nicht von mir verlangen, daß ich für solche Schwindeleien meinen ehrlichen Namen hergebe!" 43

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