Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1986

P. R. Lang Die zerschlagene f ensterschetbe Frau Schröder hatte es sich gemütlich gemacht. Die beschauliche Teeswn.de wurde jedoch jäh unterbroclien. Auf der Straße tobte eine Schneeballschlacht, ausgetragen von i\.bc-Schützen einer nahegelegenen Schule. Und schon zerßplitterte a,uch das Fensterglas. Wütend eilte die Frau ans Fenster und riß es auf. Sie war darauf vorbereitet, nur die Absätze des Missetäters und seiner Spielkameraden zu sehen. Doch die Schneeballschlacht ging in unverminderter Lautstärke weiter. Und vor ihrem Fenster stand, schuldbewußt den Kopf gesenkt, der Übeltäter. ,,Nichts für ungut", sagte er artig. ,,Es ist nicht mit Absicht geschehen. Ich hole jetzt meinen Vater, den Glasermeister, der den Schaden beheben wird" . Frau Schröder wa,r sehr angetan von der aufrechten Art des Jungen und verzieh ihm. Hierauf zog sie sich an den Teetisch zurück und wartete auf den Glasermeister. Der Mann erschien tatsächlich und paßte eine neue Scheibe ein. Danach setzte er sich aufs Fensterbrett und stellte die Rechnung aus. Ohne jede Scheu reichte er sie Frau Schröder. 11Was soll das?" empörte sich die !"rau. ,,Der Junge, der die Scheibe einschoß, sagte doch, Sie wären sein Vater!" 11Das ist schlimm für Sie", sagte der Glasermeister. 11Zu mir hat er nämlich gesagt, Sie wären seine Mutter" . PAUL KOHUT (i anz statke _ll1 ummet In eine russische Provinzstadt kam neulich ein Zirkus. Doch der Besuch war zum Weinen schlecht und die Zirkusdirektion dem Verzweifeln nahe. Plötzlich stürmte der Genosse Werbechef in das Wohnwagenbüro des Genossen Zirkusdirektor und erklärte, er habe eine großartige Möglichkeit gefunden, wie man ein ausverkauftes Haus bekommen könne. Am nächsten Tag hingen überall Plaka,te; die ankündigten, daß man außer dem üblichen Programm noch eine ausgesprochene „Weltnummer" bringen werde, und daß, falls jemand im Publikum die Nu=er nicht gefalle, ihm an der Zirkuskasse der dreifache Eintrittspreis ausbezahlt würde. Die Resonanz war überwältigend, denn am Abend war der Zirkus schon eine Stunde vor Beginn der Vorstellung a,usverkauft und überfüllt! 192 · Nach Abiauf des ersten Programmteils erschien der Genosse Zirkusdirektor grellbeleuchtet in der Arena und verkündete: „Genossen ! Jetzt wird sogleich die angekündigte Weltnu=er dargeboten. Und zwar wird unser Orchester mit doppelter Lautstärke auf ~usdrückliche Anordnung des Staatssicherheitsdienstes die Internationale spielen. Falls dies jemand nicht gefällt, ersuche ich ihn, dies offen zu sagen und an der Kasse den dreifachen Ein- . trittspreis zu verla.ngen . . ." J(/l_at:e .Saelt.e 11Weißt du, was 'mit kleinen Buben geschieht, die nicht i=er die Wahrheit sagen?" schimpft die Mama erbost. ,,Na klar", erwidert der Sprößling, „die fahren in der Straßenbahn zum halben Preis!"

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