Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1985

ren Aquarelle waren Werke aus seiner Hand, und sie verrieten sogar einen Hauch echter, künstlerischer Begabung. Als wir wieder einmal in N. ankamen, teilte man uns mit, daß der alte Daniel gestorben sei. Sein Tod stand in schroffem Gegensatz zu dem ringsum aufbrechenden Frühling, ein Kontrast, der sogar uns sorglose Kinder nachdenklich machte und die ersten Zweifel an der leidlosen Schönheit des Lebens in uns weckte. Als in der Folge auch die österliche Bescherung ausblieb, war es höchste Zeit, uns junge Grübler aufzuklären. Das Sterben des alten Mannes hatte auf dem Hof immerhin so viel Unregelmäßigkeit im Tagesablauf hervorgerufen, daß niemand daran gedacht hatte. Daniels Amt a.ls Osterhase zu übernehmen, dem er stets mit Pünktlichkeit nachgekommen war. Niemand hatte Eier gefärbt oder sie gar sorgfältig bemalt, niemand dachte daran, uns die bunten Gaben zu verstecken. Die Enttäuschung darüber, daß der Osterhase kein Wesen aus einer anderen zauberischen Welt wa,r, sondern sich mit der uns so vertrauten Gestalt des Knechtes deckte, erschütterte uns weit weniger als die Erkenntnis, daß mit dem Hinscheiden Daniels auch unsere Kindheit entschwand. Denn so wie früher; wurde es nie mehr. Doch überwanden wir als junge, gesunde Menschen bald den anfänglichen Kummer, der. uns allerdings zu einer recht merkwürdigen Trauerkundgebung veranlaßte : Einmal im Jahr ... , nicht öfter war es, daß wir Daniels Gra.b aufsuchten, in jener Ecke des malerischen Dorffriedhofes, wo all die alten, einsa.men und treuen Dienstboten der Gemeinde ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. An Stelle von Blumen, die andere ihm brachten, legten wir alljährlich ein buntes OstGrei auf den Hügel, der seine sterbliche Hülle barg. Wir taten es · heimlich 58 und verstohlen, denn wir scheutendie mißbilligende Kritik all derer, die den tiefen, fast sakralen · Sinn die- ::-er sicher seltsamen Handlung niemals .begriffen hätten. Und weil die Fa.rbe der Liebe r o t ist, wählten wir stets ein rotes Ei, das wir behutsam ins Moos senkten, so tief, als wollten wir es dem alten Mann ans Herz legen. ~et tZtstZknte. du9tZnbl.idc. Graf Bobby ist mit einem Freund auf dem Weg zum Hotel Sacher. Plötzlich tritt ein Herr mit den Worten : ,, Jetzt kumst ma nimmer aus, Lump, elendiger!" auf ihn zu und haut ibm rechts •und links eine Ohrfeige ins Gesicht. Graf Bobby seufzt tief. Dann lächelt eI beglückt und offensichtlich erleichtert : ,, Gott sei Lob und Dank, Gott sei Lob und Dank!" „Aber, Bobby", wundert sich deI Freund, ,,bist denn narrisch! Der Kerl gibt dir Watscb 'n und du sagst da noch ,Gott sei Lob und Dank' !" „Schau" , erwidert Bobby, ,, die Sach ist di e: mit dem bin i wegen aner süßen Tänzerin von der Opel' auseinandergekommen. Vor beiläufig vier Wochen bat er mir g's chrieben , daß er mir a Mordswatschen gibt, wan er mi triff t. I sag dir, kan anzigen ruhigen Tag habe .i mehr g'habt seitdem. Und ietzt is endlich g'schehn - Gott sei Lob und Dank!'' Peter Reichenau * '+,adtmann „ Wa s wird denn heute in der Oper gegeben !" „ Taunbäuser oder der Sängerkrieg auf cler Wartburg - ich habe e.~ vorhir. auf dem Plakat gelesen. " „Schöne Schlamperei! Ich fi nde, cli e sollten . sich klar entscheiden, ob sie das eine oder andere bringen wollen!"

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