Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1985

tig ins Fröhliche umschlug, und davon etwas überzufließen schien zu mir. Meine Besuche waren eher als ra.r zu bezeichnen, fielen oft auch nur ganz kurz aus, waren aber alle von gegenseitiger Freude getragen. Viel sprechen mußte ich dabei nicht, mußte nur zuhören, die Alte erzählte gerne. Erzählte in jener Art wie alte schlichte Menschen eben erzählen. Stets schien es dabei, als ginge ein süßschauriges Beben durch ihren Körper, und die Heiterkeit wich selbst dann nicht von ihr, wenn sie von den Tiefen ihres Lebens berichtete, Tiefen, von denen es mehr gab als Höhen; Tiefen, die sich noch verzweigten, verästelten, Höhlungen bildeten, darin das Unglück lange nisten konnte. Alles a.n der . Alten, alles um sie herum, war schlicht und bescheiden. Doch sie war immer darauf bedacht, adrett auszusehen. Kam ich, strich sie sich rasch über ihr graues, schütteres Haar - man hatte es ihr ganz einfach, und ohne jeden Sinn für eine auch nur schlichte Haartracht, kurz abgeschnitten, sodaß ihr immer wieder dünne Strähnchen vom Kopfe standen -; und vor allem, sie legte ihre Kleiderschürze ab. Meist trug sie das selbe Kleid. Es hing ein wenig schlotternd um die wohl schon schmäler gewordenen Schultern, zeigte auch schon Spuren von Altersschwäche, aber über der Brust prangten, doppelreihig angebracht, wunderschöne Knöpfe. Sie dienten nicht zum öffnen und Schließen des Kleides, sie waren lediglich Schmuck, waren Zierde; und eigentlich paßten sie nicht so recht zu · dem einfachen Kleide, die Knöpfe waren zu aufwendig, zu pompös. Und in der Tat, die Alte erzählte mir nicht ohne rOS=::=------] 1 C}b ~ Vom Abenddämmer sanft umwirkt, ' k e'- rnu= sitz' ich verloren in mein Träumen , 11 r ganz stille unter alten Bäumen. . ~o„mmrrund . Da schlägt, eh' noch das Licht erstirbt, U D ein schmaler, gold'ner Sonnenstrahl r gl_eich einem Schwerte in die Zweige . . . ] Wie ist mir, daß mit einem Mal mein Haupt ich voller Demut neige! r Der späte Strahl verzuckt - zerbricht. 1 Statt Grün und Gold - nur fahles Grau! An mich geschmiegt in stiller Schau r mein Weib! Doch sieh! Ein neu e~ Licht! ] Ein Silberstreifen, fein gezogen, vom Scheitel bis zur Nackenbeuge . . . 1 Wie ist mir, daß mit einem Mal \ k mein Haupt ich so ergriffen neige! k ~llli-----!llni,_"11f11"'111~~""---<1'1rn,._....,,J 56

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