MARGARETE GRONDLER iBrr ~trrnsinnrr=nlitt Im kleinen Marktflecken Sankt I!)amain gab es zwischen Weihnachten und Dreikönig einige Aufregung. Keineswegs verursacht durch politisthe Probleme, oder einen Kriminalfall. Es war vielmehr eine Palastrevolte die sich im alten Salettl vom Gasthof zum „Grünen Baum" abspielte, das der freundliche Wirt der Jungschar der Pfarre zur Verfügung gestellt hatte, nachdem es für gastliche Zwecke ohnedies nicht mehr einladend erschien. Für Beheizung und Reinigung des Raumes hatten die Buben selbst aufzukommen, zu welch letzterer Tätigkeit sie meist ihre Schwestern nötigten, denn dafür seien, wie sie meinten, die Menscher zuständig. Diesmal aber ging es um das Dreikönigssingen. Der älteste der Buben der lange Severin hatte die ga.nze. Schar um sich versammelt, um ihnen zu erklären, daß das übliche Sternsingen im Markt nun nicht mehr zugkräftig genug sei, man müsse sieb etwas Neues einfallen lassen. , Aber ich bin wieder der Kaspar, rief der Schmid Fra.nzl. Und ich ... und ich ... so schrien sie durcheinander, mit einem Wort, ein jeder wollte der Kaspar, Melchlor und Balthasar sein. Doch der Severin gebot gra.vitätisch Ruhe. Diesmal brauche ich ein Kamel, sagte er. Das bist du selber, meinte der Michl, was ihm einen Fußtritt eintrug. Aber Severin sprach weiter, unser Sternsingen sind die Leute schon gewöhnt, wir müssen einmal eine Abwechslung schaffen, ihnen zum Beispiel vorführen, daß die Könige die weite Reise nicht zu Fuß machen konnten, sondern Lasttiere mitführten. Bist narrisch, rief der Loisl, woher willst denn so ein Viech hernehmen, die Tierschau ist ja im Spätherbst schon ab52 gezogen. Natürlich kein echtes, meinte Severin, sondern ein ausgestopftes, das müssen wir uns schon selber machen. Loisl, damit wandte er sieb a.n den Buben, dein Vater ist Tapezierer, der versteht sich auf solche Dinge, du mußt ihn bitten . . . na, das trau i mir nöt. Dann geh i mit dir, mir sand eh Nachbarn, sagte der Roman, der stets mehr wagte, als es dem Herrn Lehrer oft lieb war. Und so geschah es, der Tapezierermeister Polster hatte zwar keine rechte Freude mit diesem Ansinnen, abe1 er wollte kein Spielverderber sein und sagte unter der Bedingung zu, daß ihm die )3uben genügend Holzwolle brächten für die Ausführung seines Werkes. Na.eh Geschäftsende saß er noch lange in der Werkstatt und mußte alsbald schmunzelnd feststellen, daß sich die Kopfform des edlen Tieres kaum von einem lebenden Original unterschied. Der Wegmacher aber wunderte sieb über das reichliche Streugut, das vom Glasermeister bis zum Tapezierer auf der Straße lag. Nur die Polsterin wetterte, bist narrisch worden, so hat's noch nia a,usg'schaut in unserer Werkstatt, da hast was Schön's angfangen. Am Dreikönigstag nach dem Gottesdienst bewegte sich ein bunter Zug zum Kirchenplatz, .voran die Könige in prächtigen Gewändern, gefolgt von einer Dienerschar teils heller, teils rußgeschwärzter Gesichtsfarbe und dem Kamel, von einem Nubierknecht geführt, das seinen Kopf einmal rechts, einmal links den schaulustigen Bürgern von St. Damia.n zuwandte. Meister Polster hatte den Müller, Fritzl in das vordere Innenleben des Kameles .postiert, während das Hin- .terteil den Weber Klausi beherbergte. An beider Schuhe waren naturge-
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