dem anderen Hören und Sehen verging, bis der Ärmste schließlich, völlig zerknirscht, bat, ihm bei der Zustellung der Briefe etwas behilflich zu ' sein, was Sebastian Wurz, jetzt nicht mehr als Partei, sondern wie- . der Briefträger, im Hinblick auf das Standesansehen und im Interesse des Publikums zur Kenntnis nahm; denn nachdem er von einem im Dienste befindlichen Briefträger ausdrücklich dazu aufgefordert worden war, hatte e.r das Rec;ht, diesen bei Erfüllung seiner dienstlichen Verpflichtungen kollegial zu unterstützen. Gerettet! Unvergeßlich die Tage, da uns jeder Brief, ja selbst die ordinärste Drucksache, aus doppelter Hand überreicht wurde. Sebastian Wurz, zum Zeichen, daß er sich a,µf Urlaub befand, in der Lederhose, mit Ladenhut und Gamsbart geschmückt, schritt drei Wochen lang, Tag für Tag dem Jungen voraus, führte ihn auf gewohntem Wege von Tür zu Tür, ließ sich von ihm jedes Poststück überreichen, prüfte es gewissenhaft und reichte es wieder dem Jungen zurück, damit es dieser dann übergeben könne. Unvergeßlich auch das Lächeln im zerfurchten Antlitz des Alten1 mit dem er uns für jene verrückte Maßnahme der Postdirek- . tion, durch · die er wider seinem Willen auf Urlaub geschickt worden war, um Verzeihung bat. Der gute Seba,stian Wurz. Mitten aus dem Dienste heraus, die schwere Posttasche umgehängt, ist er vorige Woche „nach oben" auf Urlaub gegangen . Steyrer KiesMaria Schedlberger-Dürnwalder ALLERSEELEN Es war fällig dieses Allerseelen, kalendermäßig und auch so. Der Mensch, daß Maß aller Dinge, braucht diese Abrechnung, dieses Besinnen, das in Tiefe leuchtet, nach Tiefe sucht. Am Gängelba.nd der Tage, in Hast und Fetriebsamkeit, tragen wir Scheuklappen. Wir jagen und werden gejagt, von Dingen, die zu arm, zu klein sind, ein ganzes Leben zu füllen, es zu erfüllen. An dem einen Tag im Jahr, der den Dahingeschiedenen gehört, fallen die Nebelschleier des Alltags von uns, wir sinnen, oft ganz ungewollt, unserem Leben nach. Vom ersten Menschen, der Mutter, die in unser Bewußtsein trat, zum Vater, der für uns treubesorgt war, in Liebe und Strenge. Weiter an all jene, die uns je etwas bedeuteten, die für uns lebten. Mancher teilte in Zeiten der Not, das letzte Stück Brot. Ein Teil von uns, starb mit ihnen, bis wir im Laufe der Jahre, hundertfachen Todes gestorben sind; immer näher der eigenen Verwandlung. Allerorts rufen und mahnen Kreuze und Grüfte, nicht zu düsterer Trauer und Verzweiflung, sondern zum Leben, wie sie es verstanden und vorlebten. Das Leben lieben und den Tod nicht fürchten! Die Blumen, die wir mit liebevollem Herzen zu ihnen bringen, sind nur ein Gruß, ein Zeichen der Verbundenheit mit einst, weit über das Grab hinaus. · 4400 S T E Y R, PorschestraBe 7 Telefon O72 52 / 63 311 u. 82 86 Werk II Garsten, Telefon 241 23 Werk III Aschach an der Steyr Telefon O72 59174 07 und Transportbetonwerk GmbH. 43
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