Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1985

kirche, wo es vor Jahrhunderten gestanden ist, zur Erbauung und Freude der Gläubigen aufgestellt. Am Pfingstsonntag, 25 . Mai 1947, wurde sie in feierlicher Prozession in die Bertlkapelle zurückgebracht. Seither wird in diesem herrlich gelegenen Bergheiligtum zweimal im Ja.hre ( 13. Mai und 13. Oktober) eine hl. Messe gefeiert. Im Jahre 1953 wurde die Kapelle vergrößert und ein neues Türmchen gebaut. Im gleichen Jahre übergaben die braven Bauersleute am Bertlgut das Gnadenbild der Pfarrkirche wieder zu eigen. Doch verbleibt es weiter in der schönen Bergkapelle. Der bekannte Linzer Kunsthistoriker und gründliche Kenner der Gotik, Otfried Kastner, kommt auf Grund der Betrachtung von Lichtbildern des Werkes zu dem Urteil, daß es auch aus der Zei t um 1515 stammen könnte. Er erschließt dies aus der Faltengebung an der Schulter, die dem Parallelfaltenstil entgegengeht, und aus der Molligkeit der Fi- . gur, die wir an den Astl-Werken beobachten. Beachtenswert ist auch, daß gera,de um 1515 die jetzige Großraminger Pfarrkirche erbaut wurde. Wer die Statue geschaffen hat, wissen wir nicht. Sicher kam sie in die Kirche nach deren Fertigstellung, und zwar auf den gotischen Hochaltar, wie wir aus den erwähnten Aufzeichnungen wissen und wie es alte Benediktinersitte forderte. Großraming war ia damals dem Ben ediktinerstift Ga,rsten inkorporiert. Der Hauptaltar der Kirchen dieses Ordens trug ste ts das Muttergottesbild an hervorrage nder Stelle, während sich Jas Bild des Kirchenpatrones - in Großraming T akobus d. A. -· - mit dnem min· deren Platz begnügen mußte. Von einem Bilde dieses Schutzherrn der Pfarre berichtet ein e uralte Kirchenbausage. Die „Bertl -Muttergottcs" stand nun bis zum Jahre 1692 auf dem gotischen Hochaltar, der in diesem Jahre abgetragen und durch tlen jetzt noch stehenden ersetzt wurde. 36 'In Großraming war man noch so pietätvoll und stellte unsere Madonna auf den Seitenaltar der Epistelseite. Als bald · nach der baulichen Vergrößerung der Kirche gegen Osten im Jahre 1707 zwei neue Seitenaltäre errichtet wurden, mußte unsere Liebfrauen-Statue im Jahre · 1735 neuerlich weichen und wurde au.f ein Postament an der Wand der Evangelienseite gestellt. Damals verehrte der Hanmüller (Neustiftgraben 35) 2 Gulden, 16 Kreuzer „a,d ornatum B. M. V. (zur Schmückung der a. s. Jungfrau Maria) so am Kirchenpfähler nächst der Kanzel steht". Dies ist ein Beweis der hohen Verehrung beim Volke, und daß damals die Ba,rockisierung (Bekleidung) begann. Im Jahre 1740 wurde P. Christoph Reinbald Freiherr von Royach Pfarrer in Großraming. Er war ein eifriger Marienverehrer. Nun begann für das Gnadenbild eine Glanzzeit. Der eifrige Pfarrherr ließ im Jahre · 1743 mit Approbation des Passauer Bischofs, Kardinal Josef Dominikus von Lamberg, und mit Zustimmung des Garstner Abtes Konstantin aus dem neuen Seitenaltar das heute noch erhaltene Allerseelenbild herausneh - men und a.n dessen Stelle vom Steyrer Bildhauer Simon Schlewinski eine Muschelnische mit einem Baldachin einbauen und mit vier Engeln und Engelsköp.fen verzieren. In diese Nische wurde unsere Mariensta tue gestellt. Der Altar, der an der Epistelseite stand, bekam damals auch einen Tabe1Ttakel. Der so neugeschaffene Marienaltar wurde „zum Bruderschaftsahar des lil. freudenreichen Skapuliers erhoben mit allen Ablässen und Privilegien , so di eser Erzbruderschaft des Kanneliter-Skapuli ers .vergünstigt sind". Sogleich stellten sich aus nah und fern Wohltäter ein, die wetteiferten, der Muttergottes durch Stiftung und Geschenke ihre Verehnmg zu bezei · gen. Es wurde zum Beispiel eine herzförmige Ampel aus vergoldetem Kupfer mit silbernen Flügeln und Ketten zum Altar verehrt. Frau Regina

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