Kriminalstory von Berthold Meyer ,,Ich bitte dich" , protestierte Wilhelm Münter energisch, ,,es hört sich ja an, als hättest du den Tod der armen Frau Weber herbeigewünscht 1 " ,,Nun bist du aber ungerecht", entgegne te seine Schwiegertochter Claudia, ,,schließlich war Frau Weber fast 70 Jahre dt und bettlägerig. Laß uns doch den Realitäten in die Augen sehen: Karl Weber ist zweiundsiebzig, und der Hauswirt hat gesagt, daß wir die Wohnung haben können, wenn er in ein Altersh eim geht! " „So - mit dem Hauswirt hast du also auch schon gesprochen" , murmelte Münter verdrießlich. ,,Zu deiner Informa tion, Claudia " , fuhr er trotzig fort, 11ich habe Opa Weber versprochen , ihn heute abend zum Friedhof zu fahren! Das kannst du j2, übernehmen und dabei dann mit ihm über di eses Problem reden!" „Nun, was hat Opa Weber denn n un zu deinem Vorschlag gesagt?" fragte Münter neugierig, kaum daß Claudia zurück war. ,,Er geht nicht in ein Altersheim. Er will hier sterben" antwortete sie achselzuckend . „Das hätte ich dir vorh er sagen können", triumphierte er , ,,schließlich wohnten Webers schon hier, als wir vor zw2nzig Jahren hier einzogen !" ,,Trotzdem", grinste Claudia, 11 fange ich morgen an, Webers Wohnung zu renovieren !" „Natürlich wollte Herr Weber von meinem Vorschlag zunächst nichts wissen" , erklärte Claudia. ,,Aber schließlich ist es mir gelungen, ihn zu überzeugen, daß das nur im beiderseitigen Interesse ist. Ich habe ihm erklärt, daß ich im Moment arbeitslos bin und daher genügend Zeit h abe, um die erforderlichen Arbeiten in aller Ruhe auszuführen und auf ihn Rücksicht nehmen kann. Da h 2,t er zugestimmt." 11Damit willst du ihm nur seine Wohnung verleiden1 " brummte Münter bissig. ,,Bestimmt nicht! konterte sie gelassen und erklärte dann selbstzufrieden: ,,Er wird mir sogar ein wenig helfen. Außerdem hat er sich bereiterklärt, die Hälfte der Materialkosten zu bezahlen! Wir fangen morgen schon an!" ,,Also, wie Sie das machen", staunte Weber, ,,aber ihr jungen Frauen von heute könnt ja doch schon allerhand. Erst wa,r es mir ja nicht so ganz recht, aber so langsam freue ich mich. " „Ich habe das ja auch schon öfter gemacht, Herr Weber", antwortete Claudia. ,,Mir macht's einfach Spaß! Aber da fällt mir gerade ein, daß wir eigentlich au ch gleich einen Teppichboden verlegen könnten, je tzt wo das Zimmer ohnehin schon ausgeräumt ist ! So ein Teppichboden dämpft den Lärm von unten und hält im Winter di e Wärme! " „Ach, ich weiß n icht so rech t. Das nun auch noch! Was kos tet das denn zusätzlich ? Kann ich das überhaupt noch bezahlen?" zweifelte er. „Da machen Sie sich mal keine Sorgen", lächelte sie, ,,den Teppichboden schenke ich Ihnen!" „Nein, das will ich nicht! Das kann ich doch nicht ann ehmen! Wo Sie doch schon die ganze Arbeit umsonst machen!" wehrte Weber ab. „Aber doch nicht umsonst, Herr Weber", widersprach Cla,udi a lächelnd, 85
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