Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1984

gung? Der weltweite Waffenmarkt belebte sich wieder, Bestellungen kamen aus allen Richtungen. Die Fachleute, die Wemdl a.ngeworben hatte, Johann Siegmund Schuckert, Gründer einer kleinen Werkstatt in Nürnberg, aus der sich mit den Jahren eine Großfabrik, das beherrschende Elektrowerk Schuckert & Co ., entwickelte, und auch der Fachmann für die Herstellung von Glühlampen, Dr. Hans Puluy, verließen Steyr wieder. Die durchschlagende Managerbegabung Werndls und die so wenig zuversichtliche Friedensgesinnung der großen Staaten ·Europas bewirkten eine erhöhte Waffenfabrikation. Da,s würgte die erst begonnene elektrotechni• sehe Erzeugung in Steyr ab. Die Waffen brachten mehr Geld und damit höhere Tantiemen für die Aktionäre ein. Dazu kam der Tod Wemdls. Er starb am 29. April 1889 an einer Lungenentzündung, die er sich in seiner Fabrik in Letten an der Steyr, ein väterliches Erbstück, bei der Abwehr des Hochwassers holte, das ein Objekt des Werks arg bedrohte. Für Steyr war sein plötzlicher früher Tod ein Unglück, in diesem Zusammenhang wohl a.uch für Franz Xaver Bayer. Josef Werndl hat sich mit Künstlern stets schwer gesprochen, aber doch auch als Mäzen ausgewiesen, obgleich er mit Kunst nichts zu tun hatte und ihr auch wenig abgewinnen konnte. Er hat Anton Bruckner unterstützt, und zweifellos wäre auch Bayer von ihm nicht unbemerkt geblieben. Schließlich wurde ihm alles Neue von dem Schwertfegermeister Mitter zugetragen. Bayer besaß Humor, und das galt bei Werndl viel. Zu solchen Menschen faßte er schnell Vertrauen. Sein Tod schloß nun ma.nche Hilfe oder Vermittlung aus. Das eine Jahr 1888/89, das Werndl und Bayer in der alten Eisens tadt zusammen lebten, bot bei der umfassenden Tätigkeit Werndls kaum Gelegenheit, sich näher kennenzulernen. Werndl war noch dazu viel auf Geschäftsreisen oder hielt sich in Wien in der Generaldirektion der Osterreichischen Waffenfabriks AG. auf. Kunst und Technik fanden in diesem Fall nicht zueinander. Immerhin wollte es eine Fügung, daß Franz Xa,ver Bayer auch ohne Zutun Wemdls noch vor dem Ersten Weltkrieg eine ehrenhafte Berufung nach Wien erhielt. Sein Jasagen hätte ihm einen weiteren Aufsteig geboten. Aber seine Frau wollte nicht nach Wien ziehen. Da sagte er nein. Auch so wird im Leben nur zu oft Herz und Geist erfüllendes Schaffen gehemmt. Der Krieg kam hinzu. Er beendete für viele Österreicher das Glück friedlicher Jahre. Franz Xaver Bayer geschah es so. Auch klopfte das Glück kein zweitesmal bei ihm an. Und was blieb, ist nur noch blasse Erinnerung .. . .................................................. ~ie Sdt.l.udt.t au/ Jem 10e9e nadt. Cktiatkin'Jd. Ein Mann aus Christldndl, der nicht wußte, womit er den Arzt und die Arzneien für seine kranke Tochter zahlen sollte, war in seiner Bekümmernis nad1 Steyr gewandert. Er wollte sich da Rat und Hilfe holen, doch sie wurden ihm nirgends zuteil. Es dämmerte schon, als er schweren Herzens heimkehrte. Er achtete des Weges nicht und plötzlich sah er sich in einer Schlucht, die er noch nie betreten hatte. Mühsam drang er vor und fand am Ende des Felsganges ein schlafendes Bergmandl. Er fing es und sagte: 11Ich gebe dich nur frei, wenn du mir Geld ver- ·schaffst, daß ich für mein krankes Kind Arzneien kaufen und den Arzt bezahlen kann .11 Schweigend führte ihn das Bergmandl zu einem Gang, der von Goldbrocken schimmerte. Er befahl ihm, davon zu nehmen. Flugs füllte sich der Mann die Säcke und gab das Bergmandl frei. A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch 49

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