Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1984

CARL HANS WATZINGER iBir grof1r ,,f lrhtrisd)r J[anbrs= Genau vor hundert Jahren, und zwar vom 2 . August bis 3 0 . September 1884, wurde in der alten Eisenstadt Steyr die „Elektrische LandesIndustrie- und Forst-Ausstellung in Stadt Steyr 188411 unter dem Protektorate Sr. Kaiserlichen Hoheit Erzherzog K;arl Ludwig auf dem damals Karl-Ludwig-Platz benannten Areal, das heute Volkspla,tz heißt, nicht zu Unrecht feierlich eröffnet. Sie ging auf die Tatkraft Josef Werndls zurück, des „Waffenkönigs Europas", wie dieser aus Steyr stammende Sohn einer angesehenen bürgerlichen Familie allgemein betitelt war. Ihm gefiel freilich die andere seine Tatkraft und Durchschlagskraft auszeichnende Benennung als 11Kaiser von Steyr" besser, denn sie bezeugte das Ansehen seiner Person gewiß noch gena,uer als die erste. Josef Werndl hatte die damals rückgängige Gewehrerzeugung insofern verschmerzt, als er (sich) sogleich tätig in die Erzeugung elektrischer Maschinen und Glühlampen einschaltete. Auf diese Weise konnte er den hohen Stand der Arbeier seiner Österreichischen Waffenfabriks AG. wenigstens einigermaßen halten, zugleich aber an dem Aufschwung teilnehmen, den das Elektrizitätswesen nahm. Das brauchte eine gewisse Anlaufzeit, verhieß aber a.uch großen Gewinn. Das Objekt VIII, das war die alte Schießstätte in der Direktionsstraße Nr. 1, diente dem Bau von Dynamomaschinen und elektrischen Meßapparaten, aber auch der Erzeugung 46 von Glühlampen. Das Objekt XII die ehemalige Heindlmühle in Zwi '. schenbrucken, ließ bestens eine Erprobung größerer Dynamos und Lichtmaschinen zu. Die Ausstellung auf dem Steyrer Ka.rl-Ludwig-Platz war die vierte ihrer Art auf der Welt und zog selbstverständlich neben den Einheimischen und Österreichern viele Fremde an. Kaiser Franz Joseph und sein Sohn Kronprinz Rudolf, beide getrennt, be~ suchten Steyr und fanden wie alle Besucher anerkennende Worte über die Ausstellung, vor allem auch in bezug auf die kurze Anlaufzeit der Erzeugung elektrischer Maschinen und Bogenlampen. Man konnte sich nicht genug tun über das helle Licht der Bogenlampen von der Bahnhofstraße bis Zwischenbrücken und vom Ortsund Ennskai bis zum Ausstellungsplatz. Das gab geradezu einen märchenhaften Effekt zum Unterschied vom Gaslicht in den Straßen und Gassen. So kam diese Schau einer Sensation gleich, dies umso mehr als man bis knapp vor Eröffnung der Ausstellung dem - bereits von einigen wenigen Begeisterten vorausgesagten - Lichtwunder keineswegs traute. Man lachte am Schlusse aber nicht mehr über diese paar Gläubigen, sondern reihte sich zu ihnen. Wenn soga.r der Kaiser und der Kronprinz staunten, und dies auch noch an zwei verschiedenen Tagen, so gab es keinen Zweifel, daß es mit diesem Zauberlicht nicht etwa wie mit dem Teufel zuging, der die Menschen foppte, wo und wie immer er sie an.traf.

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